Französisches Fenster
Fenêtre Haussmannienne oder Haussmann-Fenster
Mit der Bezeichnung Französisches Fenster wird präzise ausgedrückt ein Fenêtre Haussmannienne bezeichnet, also ein Fenstertyp, den Baron Georges-Eugène Haussmann Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris einführte und geradezu massenhaft einbauen ließ. Haussmann war zwar weder Architekt noch Stadtplaner oder gar Fensterbauer, sondern Jurist, fiel jedoch durch seine Organisations- und Manager-Fähigkeiten auf. Napoleon III., ein Neffe Napoleons und zu dieser Zeit französischer Kaiser, wünschte sich Paris als eine moderne Metropole. In seinem Auftrag übernahm Haussmann als Präfekt von Paris die Rolle eines mit extremen Befugnissen ausgestatteten Stadtplaners und schnitt große Schneisen durch die mittelalterlichen Viertel mit dichter Bebauung und engen verwinkelten Gassen. Die durch den großflächigen Abriss geschaffenen Achsen sollten die Stadt aérer, unifier, et embellir, also belüften, vereinheitlichen und verschönern. Als Grand Boulevards prägen sie seitdem das Bild von Paris, außerdem wurden sie von vielen Metropolen weltweit als neuzeitlich-radikale Stadtplanung kopiert.
Gallerie
Für die neuen, mehrgeschossigen Wohngebäude entwickelte Haussmann eine klassizistische Beaux-Arts-Typenfassade mit Reihen stehender Fenster, horizontalen Stucklisenen, Gitterbrüstungen vor beige-sandfarbener Natursteinverkleidung und hellgrauer Schieferdeckung bei den Mansardendächern. Die Fenster sind dabei ursprünglich aus weiß oder hell cremefarben lackiertem Holz, bodentief mit zwei Flügeln und Wolfsrachen-Verschluß, mit Sprossen, zuweilen auch mit hellen hölzernen Klappläden. Statt eines Balkons gibt es jedoch nur eine Handbreit Platz für schmale Pflanzenkübel. Als Absturzsicherung und Geländer dienen schwarz lackierte schmiedeeiserne Gitter aus Ranken und Schnörkeln in einem rechteckigen Rahmen, der in den Proportionen auf die Sprossenteilung abgestimmt ist. In selteneren Fällen ist das Geländer auch eine Reihe Baluster, die eher an eine Schloss-Fassade erinnern. Haussmann strebte mit diesen ordnenden Vorgaben helle, großbürgerlich-elegante Fassaden mit Fenstern an, die die Zimmer der Wohnungen gut belichten und belüften, einen guten Ausblick bieten und zudem eine moderne Urbanität ausdrücken. Bis zur Absetzung Haussmanns wurden etwa 40.000 Gebäude mit diesem Fenstertyp gebaut.
Aus diesem urbanen Fenster als Vorbild entwickelten sich
typologisch Fenstertüren in zahlreichen Varianten, sowohl
im mehrgeschossigen Wohnungsbau als auch bei hybriden Nutzungen wie
bei Hotels und Büros.