Umbau des Kaufhauses Gerngross in Wien
Semitransparente, ornamentale Metallfassade
Wie viele Kaufhäuser an der Mariahilferstraße in Wien blieb das Kaufhaus Gerngross seit seiner Gründung im Jahr 1889 lange Zeit weitestgehend unverändert. Bei einem komplexen Umbau am Ende des 20. Jahrhunderts, wurde ein Shop-in-Shop-System als neues Innenraumkonzept verwirklicht, wodurch unübersichtliche Flächen mit verwirrender Wegführung entstanden. Deshalb wurde das Grazer Architekturbüro Love Architecture and Urbanism mit dem erneuten Umbau des ca. 52.000 m² großen Kaufhauses beauftragt, der 2010 fertig gestellt wurde.
Gallerie
Zu den Maßnahmen gehörten die Neugestaltung des vorhandenen
Atriums, die neue Wegeführung, ein Farbkonzept sowie eine neue
Fassade. Durch die Erweiterung des vorhandenen
Atriums mit Rolltreppen machen die Architekten diesen bisher
stiefmütterlich behandelten Bereich zum Mittelpunkt des Gebäudes,
der nun die Orientierung wesentlich vereinfacht. Die vertikalen und
horizontalen Blickachsen im Atrium werden durch frei gesetzte
Leuchtkörper und Materialwechsel unterstrichen. Die Brüstung und
Deckränder sind konisch geformt bzw. zum Luftraum abgerundet, so
dass der Raum von den Shops gesehen größer wirkt.
Die Wegführung zieht sich, vom Atrium ausgehend, sternförmig in die
Geschossebenen. Die zwischen den Wegen angeordneten Shops sind
polygonal geformt und an den Ecken abgerundet. Sie bilden eine
„schollenartige“ Flächenstruktur, die im Gegensatz zu dem eckigen
Baukörper steht. Durch Oberflächenwechsel in Boden und Decke wird
der Unterschied zwischen Wegen und Einkaufsbereichen hervorgehoben
und die Orientierung im Raum weiter vereinfacht.
Fassade
Zur Gestaltung der Fassade wurden großformatige, amorphe
Farbflächen auf die thermisch und technisch modernisierte
Bestandsfassade aufgebracht. Ihre Formen führen die Flächenstruktur
des Grundrisses in der Fassade weiter. Vor den Farbfeldern ist eine
hinterlüftete semitransparente Struktur aus weißem Metallblech
montiert, ihr regelmäßiges, ornamentales Muster setzt sich aus
dreidimensionalen, blütenartigen Formen zusammen.
Die Struktur der Metallfassade wurde so entwickelt, dass sie die
Aussicht in den Straßenraum ermöglicht und gleichzeitig als
Sonnenschutz dient. Betrachter nehmen die
Fassade, je nach Standort und Perspektive, unterschiedlich wahr:
Bei einem flachen Blickwinkel erscheint sie als weiße ornamentale
Fläche, bei einem steileren Blickwinkel tritt die Hintergrundfarbe
zunehmend in Erscheinung.
In der Dunkelheit wird der Raum zwischen Metallstruktur und
Farbfläche durch die Beleuchtung unterstrichen. Einige Bereiche der
Fassade wie beispielsweise der Haupteingang werden mit großen
weißen Rahmen hervorgehoben.
Bautafel
Architekten: Love Architecture and Urbanism, Graz
Projektbeteiligte: K+S Ingenieure, Wien (Tragwerk); Bartenbach Licht Labor, Aldrans in Tirol (Lichtplanung); Ma-Tec, Neutal (Fassade)
Bauherr: Deka Immobilien Investment, Frankfurt a.M.
Fertigstellung: 2010
Standort: Mariahilfer Straße 42-48, Wien
Bildnachweis: Jasmin Schuller, Graz
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