Showroom in Brno
Fassade aus 900 schwarzen Plastik-Sitzschalen
Ein Showroom ist weniger ein Verkaufsraum als vielmehr ein Aushängeschild, das die Identität eines Unternehmens und seiner Produkte zum Ausdruck bringen soll. Auf effektvolle Weise gelang dies den Architekten Ondrej Chybik und Michal Kristof trotz knappem Budget. Für den tschechischen Büro- und Schulmöbellieferanten My Dva verwandelten sie ein unspektakuläres ehemaliges Autohaus aus den 1990er-Jahren in einen Ausstellungspavillon, der eine direkte Verbindung zur Produktpalette des Bauherrn herstellt: 900 Exemplare des von ihm standardmäßig vertriebenen Plastikstuhls Vicenza wurden in Reih' und Glied montiert und bilden nun die Fassade des eingeschossigen Pavillons in Brno-Vinohrady.
Gallerie
Das Innere des Baukörpers wurde ebenfalls kostengünstig
runderneuert. Trennwände wurden entfernt, räumliche Großzügigkeit
hergestellt, die Betondecke freigelegt und ein heller Estrich
vergossen. So entstand eine zentrale, weiträumige und flexibel zu
gestaltende Fläche, deren einziges Manko es ist, ohne
Tageslicht und natürliche Belüftung auskommen zu
müssen. Dies ist den Büros vorbehalten, die an den Schmalseiten des
Gebäudes liegen und durch leichte Trennwände aus Polycarbonat vom
Ausstellungsraum abgeteilt sind. Innerhalb des Showrooms befinden
sich drei kreisrunde Zonen für die drei Segmente der Produktion:
Schulmöbel, Büromöbel und Designobjekte. Sie lassen sich mittels
raumhoher, weißer Vorhänge abschirmen, haben unterschiedliche
Fußböden und eine jeweils andere Beleuchtung für verschiedene
atmosphärische Stimmungen.
Fassade
Die massiven Außenwände und die unterschiedlich
großen Fensteröffnungen des Bestandsgebäudes blieben weitgehend
unangetastet und wurden mit einer weiteren Fassadenebene aus den
rund 900 Sitzschalen kaschiert. Eine bauphysikalische Aufgabe
übernimmt diese Ebene nicht. Entlang dreier Fassadenflächen
montierte man Stahlprofile, die auch vor den Fenstern verlaufen.
Die rückwärtige Fassade mit der Einfahrt zur Anlieferung blieb
davon ausgenommen und selbstverständlich auch die Eingangstür. An
den Stahlprofilen wurden dann die schwarzen Sitzschalen aus
wetterfestem und UV-beständigem Granulat in einheitlichem Winkel
befestigt. Die Sitzfläche weisen schräg geneigt vom Gebäude weg
nach unten, die Lehnen nach oben.
Die prägnante Fassadenbekleidung aus dem hauseigenen Produkt
macht jede weitere Form der Werbung oder Beschriftung am Gebäude
überflüssig, auch wenn die eigenartige Montage und die radikale
Addition einen hohen Abstraktionsgrad erzeugen. Spätestens aus der
Nähe spricht das konkrete Objekt für sich und seinen Auftraggeber.
Die Wartung der Fassade ist so einfach wie in jedem Sportstadion:
Die Sitzschalen lassen sich mit einem Hochdruckreiniger säubern und
im Fall einer Beschädigung einzeln austauschen.
Bautafel
Architekten: Chybik + Kristof, Brno
Projektbeteiligte: Victor Cojocaru, Martin Holy, Vojtech Kouril, Sarka Kubinova, Ondrej Mundl, Matej Strba (Team Büro Chybik + Kristof)
Bauherr: MY DVA Group, Prag
Fertigstellung: 2016
Standort: Žarošická 18, Brno-Vinohrady, Tschechien
Bildnachweis: Lukas Pelech, Zelivec
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