Fernwärmekraftwerk in Palencia
Genoppter Ortbeton und Polycarbonatwelle
Nicht für die ostspanische Mittelmeermetropole Valencia, sondern für das zehnmal kleinere Palencia – 250 Kilometer nördlich von Madrid gelegen – hat das Architekturbüro FRPO Rodríguez & Oriol ein Fernwärmekraftwerk geplant. Obwohl die Temperaturen im Winter in Palencia bis um den Gefrierpunkt absinken können, dient das Kraftwerk auf Basis von Waldbiomasse für einen Teil der Stadt hauptsächlich der Warmwassererzeugung.
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In einem Industriegebiet, rund 3 km östlich des Stadtzentrums gelegen, bildet das Gebäude mit dem Grundriss eines langgestreckten Stadionovals, rund 60 m lang und rund 22 m breit, den sichtbaren Teil einer neuen Energieinfrastruktur der Stadt. Auf Wunsch des Betreibers DH Ecoenergías – wie die Architekten in der Hauptstadt ansässig – sollte das Kraftwerk nicht nur funktional, sondern auch architektonisch anspruchsvoll gestaltet werden.
Der Bau ist horizontal in zwei Teile gegliedert, einen massiven, wannenartigen, ca. 3 m hohen Betonsockel und darüber eine ca. 8 m hohe, transluzente Polycarbonatfassade, gleich einer Laterne. Der geschlossene Sockel umfängt alle technischen Anlagen und integriert zugleich ein unterirdisches Biomassesilo. An nur zwei Stellen wird die Wand von verzinkten Stahl-Schiebetoren unterbrochen. Die Ortbetonoberflächen weisen eine genoppte Struktur auf, die durch Einlegen von Drainagebahnen in die Schalung erzeugt wurde und somit aus der Distanz einen leichten Moiree-Effekt bewirkt.
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Im Innenraum kragt die Sockeloberkante aus und wird so zu einem umlaufenden Gang für Revisions- und Präsentationszwecke, unter dem Messgeräte, Steuerungseinheiten und Spinde montiert sind. Eine filigrane Brüstung aus verzinktem Stahlrohr dient als Absturzsicherung. An einer Seite verschmilzt der Gang mit einem Betondeck, das eine zweite Ebene in der Maschinenhalle bildet. In einem kreisrunden Deckloch führt eine verzinkte Stahltreppe nach unten.
Die leicht über den Betonsockel überstehende Verkleidung der Laterne besteht aus gerillten Polycarbonat-Wellplatten, die – zusätzlich zu ihrer eigenen Wellenstruktur – über eine Unterkonstruktion aus verzinkten Metallprofilen und -bügeln zu einer umlaufenden, größeren, ca. 40 Zentimeter hohen Fassadenwelle gebogen sind. Die Hülle ist an einer schlanken Stahlkonstruktion aus weiß gefassten Profilstützen und -streben befestigt, die sich im Inneren nach oben hin baumartig verästeln und in das Tragwerk des mit Trapezblechen gedeckten Flachdachs übergehen. Auch der rund 20 Meter hohe Schornstein, im Grundriss ebenfalls ein sehr schlankes Stadionoval, ist mit Polycarbonat-Wellplatten verkleidet. Anlagen und Schornstein sind somit wie von einem weißen Schleier umhüllt und entfalten auch nachts, hinterleuchtet, eine besondere Wirkung.
Bautafel
Architekten: FRPO Rodríguez & Oriol, Madrid
Projektbeteiligte: Pablo Oriol, Fernando Rodríguez, (Entwurfsverfasser/Designteam Architekten), DH Ecoenergías, Madrid (MEP), Mecanismo Ingeniería, Madrid (Tragwerk), Juan Tur, Madrid (Landschaftsarchitektur), Nummit, Barcelona (Fassade)
Bauherr: DH Ecoenergías, Madrid
Fertigstellung: 2023
Standort: Calle Torneros 4, 34004 Palencia, Spanien
Bildnachweis: Luis Asín, Madrid (Fotos), FRPO Rodríguez & Oriol, Madrid (Pläne)
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