Lehm verfügt über viele Eigenschaften, die ideal erscheinen, um
zwischen Außen- und Innenklima zu vermitteln. In der heutigen
Bauindustrie ist er jedoch eher selten anzutreffen. Das mag daran
liegen, dass Lehmbauten besonderen Witterungsschutzes und
kontinuierlicher Pflege bedürfen, um sie langfristig zu
erhalten.
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Herkunft und Farbe
In vielen Teilen der Welt ist Lehm ein Bestandteil des
Bodens – abhängig von der Abbauregion ist seine genaue
Zusammensetzung und Farbe. Er entsteht bei der Verwitterung
von Ton, Kies, Sand und Schluff (feiner Sand). Zwei Arten werden
unterschieden: fetter Lehm mit hohem Tonanteil, der unter anderem
für die Herstellung von Steinen verwendet wird, und magerer Lehm
mit mehr sandigen Anteilen, der beispielsweise in Putzen eingesetzt
werden kann. Je nach Verwendungszweck und gewünschten Eigenschaften
werden der Grundmasse unterschiedliche mineralische oder
pflanzliche Zuschläge beigemischt. Sie können, ebenso wie
beigemischte Mineralpigmente oder Farbglasmehle, die Farbigkeit des
Lehms und seine spätere Oberflächentextur beeinflussen.
Lehmbaustoffe im Außenbereich
Lehm ist zum Beispiel als Gefachfüllung in
Fachwerkkonstruktionen anzutreffen. Außerdem lassen sich aus
Lehmsteinen oder Stampflehm tragende Außenwände herstellen. Wände
aus Wellerlehm kommen heute fast ausschließlich im Bestand bzw. im
Sanierungsfall vor.
Lehm gilt als brandresistent, diffusionsoffen, schalldämmend,
feuchteregulierend, wärme- und kälteregulierend. Weitere Vorteile
von Lehm sind seine Reparaturfähigkeit und Wiederverwendbarkeit:
Wird einem alten Lehmputz Wasser hinzugefügt, entsteht wieder eine
Putzmischung, die weiterverarbeitet werden kann. Genau diese
Eigenschaft ist jedoch auch problematisch: Lehm kann durch
Regenwasser erodieren und aufsteigende Feuchte ebenso aufnehmen wie
Sickerwasser aus dem Boden oder undichten Dachhäuten.
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Zerstörende Einflüsse
Andauernder Einfluss von Schlagregen und Spritzwasser, ohne
ausreichend Zeit zum erneuten Austrocknen, können durch
Auswaschungen und Ausbrüche die Statik der Wand schwächen sowie zu
Staunässe führen. Diese reduziert die Wärme- und
Schalldämmfähigkeit der Lehmbauwand und führt bei Frost zu
Absprengungen. Ebenso gefährlich ist Staunässe bei Gefachen, da sie
dazu führen kann, dass die Holzkonstruktion zu faulen beginnt oder
von Pilzen befallen wird. In vom Boden aufsteigender Feuchte oder
in Spritzwasser sind mitunter auch Salze enthalten, die die
Lehmwand zusätzlich schädigen können.
Nicht nur viele Menschen, auch einige Tierarten fühlen sich in
Lehmbehausungen wohl. Dazu zählen zum Beispiel Ameisen und Wespen,
die sich in Gefügelücken trockener Lehmwände einnisten. Manche
Maus- und Vogelarten wählen Leichtlehm in Ausfachungen zum
Einrichten von Nist- und Brutplätzen.
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Konstruktiver Feuchte- und Witterungsschutz
Alle Wände aus Lehmbaustoffen müssen während der Bauzeit gegen
Witterung geschützt werden, die Außenwände auch darüber hinaus. Um
den Lehm langfristig gegen Spritzwasser zu schützen, sollte im
Gründungsbereich ein Sockel von mindestens 50 Zentimetern Höhe über
der Geländeoberkante vorgesehen werden. Das Sockelmaterial muss
wasserunempfindlich sein. Die Lehmbauwand wird zusätzlich zur
Gründung hin mit einer horizontalen Sperre gegen aufsteigende
Feuchtigkeit geschützt. Um eine Beregnung der Lehmoberfläche
einzuschränken, empfiehlt sich ein großer Dachüberstand.
Darüber hinaus kann die Lehm-Außenwand durch eine Vorsatzschale
geschützt werden. Diese kann beispielsweise aus Ziegel- oder
Kalksandsteinen, Klinker oder Natursteinen bestehen, die in der
Wetterseite der Lehmbauwand verankert sind. Eine andere Möglichkeit
ist, vor die Außenwand eine hinterlüftete Verblendung mit
Holzbrettern oder mineralischen Tafeln zu setzen.
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Schutz durch Putz
Lehmbaufassaden und Lehmgefache von Fachwerkhäusern werden
vermutlich am häufigsten mit einem Putz-Anstrichsystem wetterfest
gemacht. Dieser Schutz ist jedoch nur zeitlich begrenzt und bedarf
der Pflege und Erneuerung. Seit Jahrhunderten erprobt sind
Kalkputze. Aber auch Anstrichsysteme mit Silicat und Sol-Silicat
sind möglich.
Es gibt verschiedene Wege, die Putze und Anstriche aufzubringen.
Wichtig ist, eine aufnahmefähige Oberfläche zu erzeugen. Durch das
Einbringen von Geröll, Dachziegelbruch, Zweigen oder Stroh und
Schilf in die Außenwandoberfläche lässt sich diese konstruktiv
herstellen. Auch Schilfrohrmatten und Holzwolle-Leichtbauplatten
empfehlen einige Lehmbau-Spezialist*innen. Handelt es sich um
strohbewehrten Stampflehm, entsteht ein guter Putzträger auch durch
das Aufrauhen mit einem Nagelbrett. In eher glatte Lehmoberflächen
kann alternativ eine Kalkschlämme einmassiert werden. Auf die
Putzträger folgen ein oder zwei Lagen Lehm- bzw. Kalkmörtelputz und
abschließend ein Kalkcasein- oder Silicatanstrich. Dieser Anstrich
wird dann zusätzlich mit Siliconaten, Silanen, Siloxanen oder
Siliconharzemulsionen und -lösungen hydrophobiert.
Außenbeschichtungen auf Lehmgrund sind problematisch, vor allem
bei regenwasserbeanspruchten Flächen. Einfacher Lehmputz wäscht
sich je nach Wetter innerhalb kürzester Zeit ab. Einige
Erfahrungsberichte sagen, dass die Zugabe von Kuh- oder Pferdemist
in Kombination mit Sand den Lehmputz witterungsstabiler machen
kann. Lehmputzmörtel wird mehrschichtig aufgetragen – per Hand oder
maschinell mit einem Spritzschlauch. Anschließend kann die
Oberfläche mit der Kardätsche eingeebnet oder mit Bürsten, Kämmen,
speziellen Kellen, Schwämmen oder gebündelten Holzstäben
strukturiert werden.
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Anstriche im Lehmbau
Grundsätzlich gilt Lehm als guter Untergrund für nahezu alle
wässrigen, sprich wasserverdünnbaren Anstrichstoffe. Anstriche
können auch schützend wirken, etwa bei Stampflehm und Fassaden mit
glattem Lehmputz, sofern sie nicht Schlagregen oder Spritzwasser
ausgesetzt sind. Besonders Anstrichstoffe auf mineralischer Basis
werden von Fachseite für den Lehmbau empfohlen. Dazu gehören
Kalkschlämm- und Kalkfarbenanstriche, Kalkcaseinfarbenanstriche,
Silicatfarbenanstriche und Dispersion-Silicatfarbenanstriche. Als
Vorteil gilt, dass sie dem Lehm ähnliche, bauphysikalische
Eigenschaften aufweisen, zum Beispiel in puncto Diffusionsvermögen,
Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe.
Pflege von Lehmfassaden
Ohne eine regelmäßige und sorgfältige Kontrolle des Zustandes
geht es bei Lehmbauten nicht: Im Außenbereich sind Mängel und sich
anbahnende Schäden an Lehmbauteilen schnell zu erkennen. Sie müssen
sofort beseitigt werden, um schwere Bauschäden abzuwenden. Es ist
zu empfehlen, die Instandhaltung langfristig zu planen. Besonders
Hydrophobierungen von Lehmwänden sowie Imprägnierungen und Lasuren
von Holzbauteilen sollten alle paar Jahre wiederholt werden.
Literatur: Kurt Schönburg: Lehmbauarbeiten,
Beuth Verlag, Berlin 2017; Horst Schroeder: Lehmbau – Mit Lehm
ökologisch planen und bauen, Vieweg+Teubner, GWV Fachverlage,
Wiesbaden 2010; Dachverband Lehm: Lehmbau-Info –
Verbraucherinformation, Weimar 2014; Dachverband Lehm: Lehmbau
Regeln, Vieweg+Teubner, GWV Fachverlage, Wiesbaden 2009
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