Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)
Die vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) ist im europäischen Industrie- und Bürobau, zu Teilen aber auch im Wohnungsbau eine weitverbreitete Art der Gebäudehülle. Sie ist durch eine Luftschicht gekennzeichnet, die sich zwischen dem gedämmten Gebäude und der Wetterhaut befindet. Die Luftschicht sorgt für eine ständige Hinterlüftung der Außenhaut und trennt sie im Hinblick auf Feuchte und Wärme von der gedämmten Tragstruktur. Diese Trennung wiederum erlaubt es, eine geschlossene Dämmebene an der Außenseite des Gebäudes anzubringen. Die wetterberührte und somit wasserführende Schicht ist davon abgetrennt – sie bietet im Vergleich zu monolithischen Aufbauten einen verbesserten sommerlichen Wärmeschutz und im Winter Schutz vor Feuchteausfall in kritischen Bereichen der Konstruktion.
Gallerie
Bei der Gebäudesanierung bietet die VHF die Möglichkeit, mit entsprechenden Dämmstoffdicken und ohne Verlust der nutzbaren Grundfläche ein bestehendes Gebäude den gestiegenen energetischen Anforderungen anzupassen. Die VHF stellt dabei zwar eine bautechnisch aufwändige, aber auch bauphysikalisch günstige Bauweise für Gebäudehüllen dar.
Die Begrifflichkeiten für die VHF finden sich in der DIN
EN 13119 Vorhangfassaden - Terminologie, in der sie als
Kaltfassade beschrieben wird. Die für die VHF
gültige Norm ist die DIN 18516 Außenwandbekleidungen,
hinterlüftet. Der Aufbau einer vorgehängten hinterlüfteten
Fassade besteht (von außen nach innen) grundsätzlich aus Außenhaut,
Luftschicht, Dämmebene und Tragstruktur.
Außenhaut
Die Außenhaut kann aus verschiedenen Materialien
wie beispielsweise HPL-Plattenwerkstoffen, Metallblechen und
Sandwichmaterialien, Kunststoffen, Faserzementplatten,
mineralischen Plattenwerkstoffen, Natursteinplatten und Ziegeln
ausgeführt werden. Sie bildet die eigentliche Wetterschutzschicht
und weist Schlagregen sowie direkten Feuchteeintrag ab. Die
Außenhaut ist auf einer Unterkonstruktion befestigt, die in der Regel aus
Grund- und Konterlattung besteht und mittels Konsolen auf der
Tragstruktur befestigt wird. Die Befestigungspunkte durchdringen
die Dämmebene und bilden daher einen dauerhaften Schwachpunkt des
Aufbaus. Sie sind deshalb und vor dem Hintergrund der
Energieeinsparung (Wärmebrücken) möglichst klein und in geringer
Anzahl auszuführen, um die Verbindungsfläche zwischen gedämmten und
ungedämmten Bauteilen zu minimieren. Die Unterkonstruktion besteht
aus Metallprofilen oder Holzbauteilen, die linien- oder
rasterförmig angeordnet werden. Die Außenhaut wird darauf sichtbar
oder verdeckt mit Schrauben, Nieten, speziellen Einhangprofilen,
Hinterschnitt-Ankern etc. befestigt.
Luftschicht
Die Luftschicht ist durch Zu- und
Abluftöffnungen mit der Außenluft verbunden und gewährleistet so
eine dauerhafte Hinterlüftung. Es ist darauf zu achten, dass die
Luftzirkulation nicht durch die Unterkonstruktion verhindert wird.
Die Orientierung der Unterkonstruktion muss entsprechend gewählt
und ausgeführt werden.
Dämmebene
Die Dämmebene umschließt im Idealfall das
gesamte Gebäude nahtlos und nimmt in gleicher Ebene alle
Öffnungselemente (Fenster, Türen) auf. Als Materialien werden zum
Beispiel Mineralwolle, Holzfaserdämmstoffe, extrudiertes Polystyrol
(XPS), Polyurethan und Glasschaum verwendet. Es kommen meistens
Dämmstoffe der Wärmeleitfähigkeitsgruppen (WLG) 040 oder 035 zum
Einsatz, wobei die Schichtdicke durch die Ausbildung der
Unterkonstruktion frei variabel ist. Durch die Verwendung mehrerer
Dämmschichten werden Wärmebrücken weiter verringert, da hierdurch
Teile der Unterkonstruktion wiederum mit Dämmstoff verdeckt bzw.
eingepackt werden können.
Tragstruktur
Die Tragstruktur nimmt die Kräfte auf und
bildet den eigentlichen Raumabschluss des Gebäudes. Sie kann z.B.
als Stahlskelett- oder Stahlbetonkonstruktion, Mauerwerk oder in
Holzständerbauweise ausgeführt werden. Alle Lasten aus der VHF
werden über das System aus Unterkonstruktion und Anbindungspunkten
in die Tragstruktur abgeleitet. Fenster und Türen werden direkt an
der Tragstruktur befestigt.
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