Fábrica de Creación in Barcelona

Neues Wohnen in alten Mauern

Unter dem Titel Fàbriques de Creació verfolgt die katalanische Hauptstadt Barcelona ein Programm zur Umnutzung einstiger Fabrikbauten für kulturelle Zwecke. Im Zuge dieser Transformationen entstehen jedoch nicht allein Atelierräume oder Aufführungsstätten, sondern auch Wohnungen: So birgt eine Lagerhalle der einstigen Textilfabrik Fabra & Coats, im nördlichen Stadtviertel San Andreu gelegen, seit dem Umbau durch das ortsansässige Architekturbüro Roldán + Berengué 46 Wohnungen für junge Menschen und artists in residence, die auf dem Areal arbeiten. Die Intervention zeichnet sich nicht nur durch die Verschiedenheit der Nutzungen aus, sondern auch durch einen gleichermaßen respektvollen wie kreativen Umgang mit der bestehenden Struktur.

Gallerie

Der repetitive Ziegelbau, einhundert Meter lang und fünfzehn Meter breit, säumt die südlich verlaufende Carrer de Parellada. Zugleich durch einen dreieckigen Platz vom imposanten Produktionsgebäude getrennt, bietet sich infolge des Eingriffs durch Roldán + Berengué der Zugang von beiden Seiten. Wer aber das Gebäude, das um die vorletzte Jahrhundertwende entstanden ist, in seiner Mitte betritt, findet sich in einer beeindruckenden Eingangshalle wieder. Auch da einige der großen Fensteröffnungen dem lokalen Klima entsprechend, allein mit einem leichten Gitterwerk versehen wurden, lässt sich das frühere Depot weder eindeutig als Innen- noch als Außenraum bestimmen.

Gallerie


Häuser in der Halle

Beiderseits des gemeinschaftlich genutzten Entrées weichen die neuen Einbauten, standardisierte Wohnmodule aus Holz, mit zunehmender Höhe terrassenartig zurück. Die Einheiten westlich wie östlich des Eingangs bilden zusammenhängende Cluster, ebenso wie die vier Module, die oberhalb des Foyers auf Stützen ruhen. Dank der Weitläufigkeit der früheren Lagerhalle wie auch der Belastbarkeit der Tragstruktur war es nicht nur möglich, eine Vielzahl dieser Einheiten aneinanderzureihen; vielmehr konnten die Module zugleich auf jeder der beiden Geschossebene in zwei Lagen übereinandergestapelt werden. Jede der schmalen Einheiten reicht annähernd von Fassade zu Fassade, sodass auf der einen Seite lediglich Platz für einen Erschließungsgang bleibt, während auf der anderen Seite, zwischen den Trockenbauwänden der Wohnmodule und der Ziegelfassade, kleine Terrassen entstanden sind.

Vielfältige Nachhaltigkeit

Aufgrund der doppelten Orientierung, die für eine natürliche Lüftung sorgt, und die als thermischer Puffer dienende historische Fassade kann auf eine künstliche Klimatisierung weitgehend verzichtet werden. Trägt das Projekt auf diese Weise zur CO₂-Reduktion bei, kommt der Nachhaltigkeit weiterhin zugute, dass sich die Einbauten bei Bedarf wieder demontieren lassen, um die Halle anderweitig zu nutzen. Dass aber den Projektverantwortlichen zugleich auch an der Wahrung des kulturellen Erbes gelegen war, beweist nicht nur die Sensibilität, die die Installation der Wohnmodule bestimmt, sondern auch der Eingriff, der im anschließenden Erweiterungsbau aus den Fünfzigerjahren vorgenommen wurde: Hier entstand eine Halle, die dem Training menschlicher Pyramiden dient – in Katalonien werden sie als Castells bezeichnet. Als regionales Brauchtum, das bei Festen und Feiern aufgeführt wird, stehen sie seit 2010 als immaterielles Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO.

Gallerie

Brandschutz: Differenzierte Lösungen

Wenn im östlichen Annex die lichte Höhe von Boden bis Dach erlebbar wird, konnte dank der ausgefeilten Brandschutzplanung auch die spektakuläre Länge des Wohntrakts erfahrbar bleiben. Dazu wurden die Wände der hölzernen Wohnmodule als nichttragende Außenwände in der Feuerwiderstandsklasse EI 60 ausgeführt. Bei einem etwaigen Brand halten sie für mindestens eine Stunde stand. Eine zusätzliche Brandschutzbehandlung erfuhren zudem die Außenseiten der drei Cluster, indem die der Eingangshalle zugewandten Decken, Wände und Böden hochfeuerbeständig gemäß der Widerstandsklasse EI 120 behandelt wurden. Als Raumabschluss und Hitzebarriere sorgen sie im Gefahrenfall mindestens zwei Stunden lang für Sicherheit. Der Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohnern kommt außerdem ein Fluchttreppenhaus zugute, das zusätzlich zu den offenen Treppen der Eingangshalle zwischen den westlichen Wohneinheiten und der den Castells vorbehaltenen Räumlichkeiten liegt. –ar

Bautafel

Architektur: Roldán + Berengué, Barcelona
Projektbeteiligte:
Bernuz-Fernández Arquitectes, Barcelona (Tragwerksplanung); Josep Dalmau (Gebäudetechnik); Sacyr, Madrid (Bauunternehmen)
Fertigstellung:
2020
Bauherrschaft:
Institut Municipal de l’Habitatge i Rehabilitació, Barcelona
Standort: Carrer de Parellada, 9, 08030 Barcelona
Bildnachweis: Jordi Surroca, Barcelona

Fachwissen zum Thema

Für Brandmeldeanlagen gelten harmonisierte Normen (EN 54, Teil 2-5, 7, 10-12,16-18 und 20-25) nach der BauPVO

Für Brandmeldeanlagen gelten harmonisierte Normen (EN 54, Teil 2-5, 7, 10-12,16-18 und 20-25) nach der BauPVO

Regelwerke

Europäische Bauproduktenverordnung

Bauprodukten, die einer harmonisierten europäischen Norm (hEN) unterliegen, muss eine Leistungserklärung in schriftlicher Form beiliegen.

Verglasung im Brandlastversuch unter Laborbedingungen

Verglasung im Brandlastversuch unter Laborbedingungen

Grundlagen

Feuerwiderstandsklassen

Bauteile werden entsprechend ihrer Feuerwiderstandsdauer in verschiedene Feuerwiderstandsklassen eingeteilt. Die Klassifizierung...

Schutzziele im Brandschutz

Grundlagen

Schutzziele im Brandschutz

Bauliche Maßnahmen können einer Ausbreitung von Bränden vorbeugen. Die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten müssen ermöglicht werden.

Notwendige Treppen und notwendige Treppenräume bilden zusammen das System der vertikalen Flucht- und Rettungswege.

Notwendige Treppen und notwendige Treppenräume bilden zusammen das System der vertikalen Flucht- und Rettungswege.

Flucht-/​Rettungswege

Treppen und Treppenräume

Als notwendig gelten Treppen oder Treppenräume, wenn bauaufsichtliche Rettungswege über sie geführt werden.

Bauwerke zum Thema

Gegenüber der einstigen Mensa ist das neue Seminargebäude der Hochschule Bochum entstanden.

Gegenüber der einstigen Mensa ist das neue Seminargebäude der Hochschule Bochum entstanden.

Kultur/​Bildung

Seminargebäude der Hochschule Bochum

Eine besondere Gewichtung liegt bei dem Neubau für die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen auf den Erschließungszonen.

Das Kollegiengebäude I der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wird derzeit durch das Büro Kuhn und Lehmann saniert. Besonderer Augenmerk galt dabei dem Brandschutz.

Das Kollegiengebäude I der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wird derzeit durch das Büro Kuhn und Lehmann saniert. Besonderer Augenmerk galt dabei dem Brandschutz.

Kultur/​Bildung

Skulpturale Feuertreppe in Freiburg

Bei der Gestaltung der neuen Außentreppe am Kollegiengebäude wurde die Architektur des kaiserzeitlichen Universitätsbaus aufgegriffen, ohne sie zu imitieren.

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Brandschutz sponsored by:
Telenot Electronic GmbH, Aalen
www.telenot.com
Zum Seitenanfang

Zur Elsässerstraße gewandt ist der neue Kopfbau, welcher vorrangig der Stabilisierung dient (Ansicht Südost).

Zur Elsässerstraße gewandt ist der neue Kopfbau, welcher vorrangig der Stabilisierung dient (Ansicht Südost).

Wohnbauten

Wohnen im ehemaligen Weinlager in Basel

Stahlgerüste und Holzstützen ergänzen Betonstruktur

Eine außenliegende Balkonanlage ermöglicht den Verzicht auf ein Sicherheitstreppenhaus mit Rauchschutzdruckanlage.

Eine außenliegende Balkonanlage ermöglicht den Verzicht auf ein Sicherheitstreppenhaus mit Rauchschutzdruckanlage.

Wohnbauten

Nachverdichtung: Wohngebäude Kurti 50A in Leipzig

Anstelle eines kriegszerstörten Hauses im gründerzeitlichen Block

Das HAUT Amsterdam bildet eine Landmarke am Ufer der Amstel.

Das HAUT Amsterdam bildet eine Landmarke am Ufer der Amstel.

Wohnbauten

Holz-Hybrid-Hochhaus HAUT in Amsterdam

Vorgefertigte Holzbauteile um einen Kern aus Stahlbeton

Das transformierte Bankgebäude wurde um zwei Etagen aufgestockt und mit umlaufenden Balkonen ergänzt.

Das transformierte Bankgebäude wurde um zwei Etagen aufgestockt und mit umlaufenden Balkonen ergänzt.

Wohnbauten

Wohnhochhaus De Voortuinen in Amsterdam

Metamorphose eines 1960er-Jahre Bankgebäudes

Im Rahmen eines großangelegten Programms werden in Barcelona einstige Industriebauten für kulturelle Zwecke umgestaltet.

Im Rahmen eines großangelegten Programms werden in Barcelona einstige Industriebauten für kulturelle Zwecke umgestaltet.

Wohnbauten

Fábrica de Creación in Barcelona

Neues Wohnen in alten Mauern

Die ehemalige Lagerhalle wurde um drei Geschosse in Holzbauweise aufgestockt. Mit der Fassade aus gewellten Faserzementplatten kontrastieren gelbe Fensterprofile (Südwestansicht).

Die ehemalige Lagerhalle wurde um drei Geschosse in Holzbauweise aufgestockt. Mit der Fassade aus gewellten Faserzementplatten kontrastieren gelbe Fensterprofile (Südwestansicht).

Wohnbauten

Umwandlung eines Lagergebäudes zum Wohnen in Bern

Umnutzung und Aufstockung in Holzbauweise

Mittelpunkt der Studierendenwohnanlage Siegmunds Hof in Berlin ist das von Klaus Ernst geplante Hochhaus der Teamplayer.

Mittelpunkt der Studierendenwohnanlage Siegmunds Hof in Berlin ist das von Klaus Ernst geplante Hochhaus der Teamplayer.

Wohnbauten

Hochhaus der Teamplayer in Berlin

Denkmalgerechte Sanierung

Eingangsfassade der Wohnbebauung an der Wiesbadener Landstraße.

Eingangsfassade der Wohnbebauung an der Wiesbadener Landstraße.

Wohnbauten

Wohnungsbau in Wiesbaden

Vorbeugender Brandschutz im Geschosswohnungsbau

An der Fassadengestaltung des Studentenwohnheim Lutterterrasse in Göttingen lässt sich das Konzept der modularen Bauweise ablesen.

An der Fassadengestaltung des Studentenwohnheim Lutterterrasse in Göttingen lässt sich das Konzept der modularen Bauweise ablesen.

Wohnbauten

Studentenwohnheim Lutterterrasse in Göttingen

Baulicher Brandschutz für Holz-Hybrid-Modulbau

Wohnturm und lang gestreckter, quaderförmiger Bestand formen ein L und akzentuieren das Quartier entlang der Hardturmstraße (Ostansicht)

Wohnturm und lang gestreckter, quaderförmiger Bestand formen ein L und akzentuieren das Quartier entlang der Hardturmstraße (Ostansicht)

Wohnbauten

Wohnhochhaus Escher-Terrassen in Zürich

Projektspezifische Brandfallsteuermatrix für Alt- und Neubau

Nordwestansicht des 175 Jahre alten, denkmalgeschützten Bauwerks im Zentrum des ehemaligen Spinnerei-Areals

Nordwestansicht des 175 Jahre alten, denkmalgeschützten Bauwerks im Zentrum des ehemaligen Spinnerei-Areals

Wohnbauten

Umnutzung einer ehemaligen Spinnerei in Freienstein

Sekundäres Tragsystem ergänzt sichtbare historische Holzkonstruktion

Von Norden: Der strahlend weiße Turm gehört zu den höchsten Gebäuden der Stadt

Von Norden: Der strahlend weiße Turm gehört zu den höchsten Gebäuden der Stadt

Wohnbauten

Wohnhochhaus Park Tower in Antwerpen

BMA für Gemeinschaftsbereiche, Druckbelüftungsanlagen in den Treppenhäusern

Nordansicht: Die hohen Baukörper entlang der Makebagasse und Stadlauer Straße schirmen den Hof ab

Nordansicht: Die hohen Baukörper entlang der Makebagasse und Stadlauer Straße schirmen den Hof ab

Wohnbauten

Wohnblock Star 22 in Wien

Druckbelüftungsanlagen und Feuerwehraufzüge in den Treppenhäusern

Mit seiner Fassade aus dunkelgrauen Faserzementtafeln bildet das Wohnhaus B26 einen starken Kontrast zu seinem weiß verputzten Nachbarn (Südostansicht)

Mit seiner Fassade aus dunkelgrauen Faserzementtafeln bildet das Wohnhaus B26 einen starken Kontrast zu seinem weiß verputzten Nachbarn (Südostansicht)

Wohnbauten

Baugruppenhaus B26 in Berlin-Mitte

Brandschutzkonzept für siebengeschossigen Holzbau

Der Skelettbau mit abgerücktem Treppenhaus unterscheidet sich deutlich von der Nachbarbebauung

Der Skelettbau mit abgerücktem Treppenhaus unterscheidet sich deutlich von der Nachbarbebauung

Wohnbauten

Mehrfamilienhaus E3 in Berlin

Spezielles Brandschutzkonzept für sieben Geschosse in Holzbauweise

Südseite: Eine Glasfassade verbindet zwei durchgängige Wohngeschosse und fünf siebengeschossige Türme

Südseite: Eine Glasfassade verbindet zwei durchgängige Wohngeschosse und fünf siebengeschossige Türme

Wohnbauten

Wohnblocks in Nanterre

Fluchttreppenräume in regelmäßigen Abständen im 100-Meter-Block

Die durchlaufenden Balkone binden die unterschiedlichen Fensteröffnungen zu einer homogenen Fassade zusammen

Die durchlaufenden Balkone binden die unterschiedlichen Fensteröffnungen zu einer homogenen Fassade zusammen

Wohnbauten

Wohnhaus der Baugruppe 3XGrün in Berlin

Innerstädtisches Wohnen im Holzsystembau

Tragwerk und Fassade des Wohnhauses sind aus Holz (Westansicht)

Tragwerk und Fassade des Wohnhauses sind aus Holz (Westansicht)

Wohnbauten

Achtgeschossiger Holzbau in Bad Aibling

Feuerbeständige Holzkonstruktion

Der Planungsservice von TELENOT…

… unterstützt Sie von Beginn an und erstellt nach Ihren Vorgaben ein richtlinienkonformes Planungskonzept für die elektronische Sicherheitstechnik.

Partner-Anzeige