Wohnblocks in Nanterre
Fluchttreppenräume in regelmäßigen Abständen im 100-Meter-Block
Auf der verlängerten Achse des Hochhausviertels La Défense nordwestlich von Paris, erhebt sich ein voluminöser Baublock aus gestaffelten Wohntürmen über einem lang gestreckten Sockel mit Geschäften und Büros. XTU Architekten orientierten sich bei der Gestaltung des zwölfgeschossigen Apartmentblocks an der benachbarten Präfektur des Departments Haute-de-Seine. Sie entstand hier in Nanterre, einem Vorort der französischen Metropole, zu Beginn der 1970er-Jahre nach Plänen André Wogensckys, der lange Zeit mit Le Corbusier zusammenarbeitete.
Gallerie
Trotz der Massigkeit schufen die Architekten einen vielfältigen und durchgrünten Wohnkomplex, dessen Längsseiten Nord-Süd ausgerichtet und ganz unterschiedlich ausgebildet sind. Eine vorgehängte Glasfassade an der Südseite verbindet zwei durchgängige Wohngeschosse und fünf siebengeschossige Türme; der zwei- bis dreigeschossige Sockel mit vorwiegend Gewerbe- und Erschließungsflächen darunter ist zurückversetzt und dunkel gestaltet. Die Glashaut ist in ein Netz aus horizontalen Streifen gegliedert, die mit einem feinen Muster aus kleinen weißen Punkten in unterschiedlicher Intensität bedruckt sind. So changiert sie in grauen Schattierungen zwischen schwarz und weiß. Durchbrochen wird die gigantische gläserne Fläche von winkelförmigen, sonnengelben Fassadeneinschnitten, die spielerisch über die gesamte Gebäudelänge verteilt sind.
An der Nordseite erheben sich vier Wohntürme, die niedriger ausgebildet sind und die südlichen jeweils über Eck umfassen. Ihre Lochfassaden weisen unregelmäßige Fensteröffnungen auf und sind mit ebenso frei verteilten, zartgelben und hellgrauen Quadraten bemalt, sodass die Konturen der Baukörper miteinander verschmelzen, unterstützt noch durch vereinzelte Auskragungen. Die Zwischenräume, Ausschnitte und verschieden hohen Dächer des gesamten Wohnblocks sind als vielfältige Grün- und Freiflächen ausgestaltet, die Dächer der südlichen Türme von Solarkollektoren bedeckt. Die bedruckten Glaselemente der Südfassade schützen die Vorbereiche der Apartments, eine Zwischenform von Wintergarten und Loggia, vor zu viel Sonne. Zur Durchlüftung lassen sie sich unterschiedlich weit öffnen; im Winter erzeugen sie einen Wärmepuffer.
Der Zugang erfolgt an der Südseite, das Eingangsgeschoss ist im Norden aufgrund eines Geländeversprungs eingegraben. Die Raumhöhen der südlich orientierten Gewerbeflächen weisen doppelte Geschosshöhe auf, dahinter befinden sich im Untergeschoss Abstellräume, Fahrradkeller und Technik und ein erstes Wohngeschoss als Hochparterre. Auf knapp 16.500 m² umfasst der Gebäudekomplex insgesamt 167 Wohnungen mit ein bis drei Zimmern, Küche und Bad. Im Erdgeschoss, dem 1. und 2. Obergeschoss sind 765 m² Ladenfläche und eine Kunstgalerie mit 400 m² vorgesehen. Parkplätze und Kellerräume befinden sich auf drei unterirdischen Ebenen.
Brandschutz
Der etwa 100 Meter lange Baukörper wurde aus vorgefertigten
Betonteilen mit Vorhangfassaden und Gründächern errichtet. Die drei
unterirdischen Ebenen dienen vorwiegend als Tiefgaragen und
verfügen über drei mittig angeordete Fluchttreppenräume in
regelmäßigen Abständen, sodass Fluchtwege von maximal 25 Meter
entstehen. Die Treppenräume sind feuerhemmend ausgeführt; Feuerlöscher, Flucht- und Rettungspläne sind
jeweils gut sichtbar an den Zugängen der Treppenhäuser
vorgesehen.
Vier Fluchttreppenräume sind in den Sockelgeschossen angeordnet, drei davon mit Trockenleitungen und Rauchabzügen ausgestattet. Auch an den Eingängen befinden sich Trockenleitungen für die Feuerwehr. Im ersten Obergeschoss werden die Gewerbeeinheiten an der Ostseite separat über eine verglaste, öffenbare Fassade entfluchtet; auch dort ist eine Trockenleitung vorgesehen.
Die Treppenhäuser in den Wohntürmen dienen als notwendige Treppenräume, sie liegen über denen des Sockelgeschosses und jeweils zentral zwischen vier bis sechs Wohneinheiten. Die Apartments sind clusterförmig um den Erschließungsflur angeordnet. Die Entfernung der Wohnungseingangstüren zum Fluchttreppenraum beträgt maximal acht Meter, eine Entfernung von 40 Meter wird auch vom hintersten Winkel eines Apartments nicht überschritten. Der zweite Rettungsweg aus den verschiedenen Apartments erfolgt mit Rettungsgeräten der Feuerwehr über unterschiedliche Öffnungen und Freibereiche. -us
Bautafel
Architekten: XTU Architects, Paris
Projektbeteiligte: CET, Villeneuve-la-garenne (Technische Planung); Le Sommer Environnement, Paris (Ökologisches Konzept)
Bauherr: Toit et Joie / Logipostel, Paris
Fertigstellung: 2012
Standort: Place Nelson Mandela, Nanterre
Bildnachweis: Luc Boegly, Renaud Dessade, Daisy Reillet
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