Herstellung: Klebpolverfahren
Das Klebpolverfahren ist eine Herstellungsart textiler Bodenbeläge. Dieses Verfahren wird eher selten angewandt, die so hergestellten Teppiche zeigen eine ganz eigene Charakteristik: Die Oberfläche (der Pol) entsteht durch eine ausgeprägte und deutlich sichtbare Rippe. Diese Rippe verläuft, im Gegensatz zur getufteten Ware, quer zur Rollenlänge.
Gallerie
Die textile Flächenherstellung kann bei Klebpol-Bodenbelägen in
unterschiedlichen Verfahren und Ausprägungen erfolgen - immer wird
das textile Faser- bzw. das Polmaterial mit der Trägerschicht
verklebt. Die Fasern werden an mehreren Stellen mit dem Träger
fixiert, dadurch entsteht eine sehr feste und dauerhafte
Verbindung. So erhält der Bodenbelag eine hohe Schnittfestigkeit
(er ist in allen Richtungen schnittfest), die Kanten fransen nicht
aus, dadurch ist es möglich jede Form zu schneiden, z.B. textile
Mosaike oder Intarsien. Die Ränder müssen weder fixiert, noch
konfektioniert werden, auch nicht wenn der Teppich frei
liegt. Der Flor ist fest und bleibt auch bei Teppichfliesen gleich hoch (kippt nicht beim
Schneiden), wodurch der Komfort erhöht wird.
Als Fasermaterial werden häufig natürliche Fasern tierischen Ursprungs wie etwa
Schurwolle oder Ziegenhaar verwendet. Je nach
gewünschter Oberflächenausprägung oder der Notwendigkeit besonderer
Trageeigenschaften der verlegten Ware ist es auch möglich,
Naturhaare mit synthetischen Fasern (z.B. Polyamid) zu mischen.
Eine solche Faserkombination verbindet den natürlichen Charakter
des Polmaterials mit einer besonderen Strapazierfähigkeit, was ihren Einsatz auch im
gewerblichen Bereich erlaubt.
Verschiedene Klebepolverfahren
Eine mögliche Unterscheidung verschiedener Klebepolverfahren kann
nach der Ausprägung des Teppichpols erfolgen. Beim Ondulé-Verfahren (franz. ondulé =
wellenförmig, wellig) wird ein Faservlies (Polmaterial) oder eine
Garnschar in der zu fertigenden Warenbreite zwischen zwei
zahnradartigen Walzen in eine Schlaufenform gebracht. In dieser
vorgelegten Wellen- bzw. Schlaufenform wird das Polmaterial auf ein
Trägermaterial gedrückt, das mit einer aufgerakelten Klebeschicht
versehen ist und kontinuierlich mit dem Polmaterial
weitertransportiert wird. Als Klebeschicht können thermoplastisch
härtende oder vulkanisierende Materialien eingesetzt werden.
Entsprechend dieser Klebemedien (engl. bonded pile = Klebepol)
durchläuft der Bodenbelag nach dem Eindrücken des Polmaterials in
das Klebebett einen Trockner, in dem die endgültige Verbindung des
Pols mit dem Träger durch Aushärtung des Klebemediums erfolgt.
Ein anderes Klebepolverfahren ermöglicht die Herstellung von
Schnittpolware. Hier wird eine Garnschar durch einen
Faltvorgang zunächst in Schlaufenform vorgelegt. Jedoch erfolgt das
Falten der Garnschar nicht durch das Passieren von Walzen, sondern
durch zwei sogenannte Faltrakel, die auf beiden Seiten der
Garnschar in Warenbreite und quer zur Herstellrichtung angeordnet
sind und die durch Vor- und Rückhübe die Ausprägung von Schlaufen
bewirken. Im weiteren Maschinendurchlauf wird die gefaltete
Garnschar auf beiden gegenüberliegenden Seiten in zwei Klebebetten,
die auf zwei Trägern mitlaufen, gedrückt. Nach dem Passieren eines
Trockners und dem Aushärten des Klebers werden die so zwischen den
beiden Klebebetten eingebundenen Schlaufen durch ein über die
Warenbreite verlaufendes Messer mittig aufgeschnitten. Als Resultat
erhält man im Gegensatz zum Schlingenpolverfahren zwei symmetrisch
hergestellte Teppichböden, die durch das Aufschneiden der
eingebundenen Polschlingen eine Schnittpoloberfläche (Velours)
besitzen. Wegen der Form der im Klebebett verankerten und polseitig
aufgeschnittenen Schlingen sehen die Polnoppen U-förmig aus.
Bei einem dritten Klebepolverfahren schließlich werden aus einer
vorgelegten Garnschar mittels eines über die Warenbreite und quer
zur Herstellrichtung verlaufenden Messers Polfäden gleicher Länge
abgeschnitten. Auch diese Polfäden werden wie beim zuvor
beschriebenen Verfahren auf beiden gegenüberliegenden Seiten in
zwei Klebebetten, die auf zwei Trägern mitlaufen, gedrückt. Die
weiteren Arbeitschritte sind dann vergleichbar und bewirken die
Herstellung zweier identischer Schnittpolteppiche. Wegen der Form
der im Klebebett verankerten Polfäden sehen diese allerdings
I-förmig aus.
Alle so hergestellte Teppiche können je nach Anforderungsprofil mit
verschiedenen Rückenausrüstungen versehen werden: Mit einem
textilen Zweitrücken aus Naturfasern
(z.B. Jute) oder aus synthetischem Fasermaterial (z.B.
Polypropylen). Bei Teppichfliesen wird eine
Schwerbeschichtungen aufgebracht, um ihnen selbstliegende
Eigenschaften zu verleihen.
Bildnachweis: Textiles und Flooring Institute, Aachen (1,2);
Tretford, Wesel (3-12)
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