Vitrahaus in Weil am Rhein
Wasser/Wasser-Wärmepumpe, Betonkerntemperierung, WRG
Seit Anfang der 1950er Jahre hat der Möbelhersteller Vitra einen Produktionsstandort in Weil am Rhein. Neben Fabrikations- und Verwaltungsbauten hat sich das Unternehmen hier auch Gebäude errichten lassen, die überwiegend kulturell genutzt werden. Auf dem Campus genannten Areal entstanden u.a. das 1989 eröffnete Vitra-Design-Museum von Frank Gehry. Weitere Bauten stammen von Zaha Hadid (1993 Feuerwehrhaus), Tadao Ando (1993 Konferenzpavillon) oder Nicholas Grimshaw (1981/1986 Produktionshallen). Letzter Neuzugang ist das Vitrahaus der Baseler Architekten Herzog & de Meuron. Es beherbergt Ausstellungsräume für die Home Collection des Herstellers.
Gallerie
Mit einer Höhe von rund 21 m überragt das Vitrahaus alle anderen Gebäude auf dem Campus und rückt auch in Form und Farbe von ihnen ab. Vor dem umzäunten Werksgelände auf einer Wiese mit Kirschbäumen stehend, wirkt es als hätte ein Sturm eine Reihe von Häusern in die Luft gewirbelt und zu einem neuen Gebilde zusammengesetzt. Insgesamt 12 dieser mit Satteldach ausgebildeten Häuser stapelten die Architekten auf fünf Ebenen übereinander. Das Ergebnis ist ein Baukörper von 57 m Länge und 54 m Breite, aus dem einzelne Häuser bis zu 15 m auskragen. Fast alle sind an ihrer Stirnseite verglast, Dachflächen und Außenwände sind anthrazitfarben gestrichen und mit 160 mm Steinwolle gedämmt.
Im Inneren des Gebäudes schneiden die Bodenplatten jeweils in die Giebel der darunter befindlichen Ebene ein. Als Folge hat jede der fünf Ebenen einen anderen Grundriss. Ein holzbeplankter Platz bildet das offene Zentrum im Erdgeschoss, um das sich fünf Gebäudebereiche gruppieren: das Foyer mit Rezeption und Garderobe, das Lounge-Chair-Atelier, der Konferenzraum, ein Shop sowie ein Café mit im Sommer nutzbarer Terrasse. Im Untergeschoss sind Technik- und Lagerräume angeordnet.
Ein Aufzug bringt die Besucher ins vierte Obergeschoss, wo der Rundgang durch die Ausstellung beginnt. Hier bietet sich ihnen zunächst ein beeindruckender Ausblick auf den Tüllinger Hügel; auf der anderen Seite liegt ihnen Basel zu Füßen. Neben der Aussicht sind es aber vor allem die Möbel, welche die Blicke in den durchgehend weiß gestalteten Innenräumen auf sich lenken. Organisch geschwungene Treppen führen durch die unterschiedlichen Ausstellungen. Wer das Gebäude in Ruhe von außen betrachten möchte, dem sei der 2012 angelegte Verner-Panton-Weg empfohlen, der in rund 20 Minuten zu erwandern ist. Im Vitrahaus sind Wanderkarte, Picknickkörbe und Picknickdecken erhältlich.
Energiekonzept
Eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe nutzt die Temperatur (12ºC) des
Grundwassers aus 22 m Tiefe für die Heizung bzw. Kühlung des
Gebäudes. Im Erdgeschoss verteilt eine Fußbodenheizung gleichmäßig
die Wärme in den Räumen. In den Stahlbetondecken der einzelnen
Häuserriegel befinden sich zusätzliche Betonkerntemperierungsrohre,
welche für angenehme Innenraumtemperaturen sorgen. Die Lüftung
erfolgt mit geringen Luftmengen und über einen Rotationswärmetauscher (WRG > 80%). Er sorgt
dafür, dass bei der Frischluftzufuhr die Wärme bzw. Kälte der
Abluft
nicht verloren geht.
Alle Gebäude auf dem Vitra Campus beziehen ihren Strom zu 100%
aus Wasserkraft. Zusätzliche werkseigene Ökostromerzeuger sind eine
Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 110 kWp sowie ein
Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 50 kW elektrischer und 100 kW
thermischer Leistung.
Bautafel
Architekt: Herzog & de Meuron, Basel
Projektbeteiligte: SMP Ingenieure im Bauwesen, Karlsruhe (Bautechnische Prüfung, Bauüberwachung); Implenia Bau, Zürich (Bauausführung); Peri, Weissenhorn (Schalung und Gerüste), Stahl + Weiß, Büro für SonnenEnergie, Freiburg (thermische Gebäudesimulation)
Bauherr: Vitra Verwaltungs Gesellschaft, Weil am Rhein
Fertigstellung: 2010
Standort: Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein
Bildnachweis: Claudia Hilgers, Altendorf und Iwan Baan, Amsterdam/NL für Vitra
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