Schaukäserei Kaslab´n Nockberge in Radenthein

Holzhackschnitzel-Fernwärmenetz liefert Energie für die Produktion

Die Tradition der Kärntner Milchwirtschaft reicht weit in die Vergangenheit zurück. Bis heute zählt sie in den Bergregionen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der kleinstrukturierten Landwirtschaft. Um sich gegenüber Dumpingpreisen von Großmolkereien und Supermarktketten zu behaupten, schließen sich immer mehr Landwirte zu Direktvermarktungsgenossenschaften zusammen. So auch im kärntnerischen Radenthein, wo rund zwanzig Biolandwirte gemeinsam eine Bio-Heumilch-Schaukäserei mit Hofladen betreiben, die Kunden die Möglichkeit bietet, die Käseproduktion hautnah mitzuerleben.

Gallerie

Die Architekten Sonja Hohengasser und Jürgen Wirnsberger haben für die Kaslab‘n Nockberge ein eingeschossiges, langgestrecktes Holzgebäude mit Untergeschoss entworfen, das die regionale Typologie landwirtschaftlicher Höfe aufgreift und zugleich neu interpretiert. Ein typologisches Element ist die Lab’n – ein breiter Quergang in Kärntner Bauernhäusern, der den Wohn- und den Wirtschaftsbereich voneinander trennt. In der Schaukäserei findet sie sich im Parterre in Form einer großzügigen Erschließungszone wieder, die den Hofladen und die Produktion voneinander trennt. Im Untergeschoss bekommt man von der Lab’n aus einen Einblick in die Reiferäume, wo die unterschiedlichen Käsesorten bis zu einem Jahr reifen.

Ökologisches Bewusstsein demonstriert die Genossenschaft nicht nur bei ihren Produkten, sondern auch bei den gewählten Baumaterialien. Die Fassadenverkleidung aus sägerauen, schindelartig angebrachten Lärchenholzbrettern ist unbehandelt. Wände und Decken des Holzriegelbaus sind aus ebenfalls unbehandeltem Fichtenholz konstruiert. Auch bei der Innenraumgestaltung und der Einrichtung dominiert Fichtenholz. Die Fußböden bestehen widerum aus unbehandelten Lärchenbrettern. Sämtliche Hölzer stammen aus den Wäldern der Genossenschafter in den umliegenden Kärntner Nockbergen.

Der Hofladen wird über zwei große Fenster mit reichlich Tageslicht versorgt und bietet neben dem Einkauf die Möglichkeit der Verkostung der regionalen Produkte – bei gutem Wetter auch unter freiem Himmel auf der Terrasse. Daneben erlauben die großzügigen Verglasungen zur Produktion und den Reiferäumen den Besuchern einen Einblick in den mittlerweile hochtechnologisierten Prozess der Käseherstellung. Die Wissensvermittlung rund um die Milchwirtschaft erfolgt im Untergeschoss mit Filmen und einer Schubladenwand, die spielerisch Fragen zum Thema Landwirtschaft und Käseherstellung beantwortet.

Heizung

Das Gebäude bezieht Fernwärme für Heizung und Käseproduktion von einem Heizwerk, das Waldhackgut von örtlichen Bauern als Brennstoff einsetzt. Zusätzlich speist ein lokales Unternehmen industrielle Abwärme in das Fernwärmenetz.

Eine im Käsereigebäude installierte Übergabestation gibt die Fernwärme über Wärmetauscher an den Heizkreislauf des Gebäudes ab. Die Beheizung der Räume erfolgt über eine Fußbodenheizung. Für die Warmwasserbereitung kommt ein Speicherladesystem mit einem 500 Liter fassenden Ladespeicher zum Einsatz.

Im Produktionsbereich werden alle zwei Tage bis zu 6.000 Liter Ziegen- und Kuhmilch angeliefert und verarbeitet. Aufgrund des großen Prozesswärmebedarfs von über 1.000 kW für die Milchdesinfektion wurde dort auf die Installation einer konventionellen Fernwärmeübergabestation verzichtet. Die Käseherstellung wird stattdessen über einen Direktanschluss mit Fernwärme versorgt. Bei den einzelnen Produktionsschritten ergeben sich prozessbedingt hohe Rücklauftemperaturen von sechzig bis siebzig Grad Celsius. Dadurch ist eine sofortige Rückführung ins Fernwärmenetz nicht möglich. Das heiße Wasser wird daher in zwei Pufferspeichern mit 5.000 Liter Fassungsvermögen gespeichert und für die Käsereifung eingesetzt, bis es letztlich mit einer reduzierten Temperatur von 35 bis fünfzig Grad Celsius ins Fernwärmenetz zurückfließen kann.

Bautafel

Architekten: Hohengasser Wirnsberger Architekten, Spittal an der Drau
Projektbeteiligte: Urban & Glatz Ziviltechnikergesellschaft, Spittal an der Drau (Statik Massivbau); Holzbau Tschabitscher, Steinfeld (Statik und Planung Holzbau); Pirker-Frühauf, Lieserbrücke (Haustechnik)
Bauherr: Genossenschaft Kaslabn Bäuerliche Erzeugnisse Nockberge
Fertigstellung: 2016
Standort: Mirnockstraße 19, 9545 Radenthein, Österreich
Bildnachweis: Christian Brandstätter, Klagenfurt

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Vom gegenüberliegenden Mainufer ist das Atrium zwischen den beiden Bürotürmen gut erkennbar

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Ansicht Südwest: Mit seiner rotbraunen Fassade aus Cortenstahl fügt sich das Weingut in die Landschaft des Kaiserstuhls

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Die Luftaufnahme zeigt die PV-Anlage auf den fünf Flachdächern des Sockelbaus und den Schattenwurf des Turms auf das Bahngelände. Unten rechts im Bild die sanierte Jugendstilvilla Sander

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