Stallumbau in Riecksdorf

Grund- und Bedarfswärme für ein Fotostudio

Viele suchen das Glück in der Abgeschiedenheit. Aus diesem Grund hat sich auch ein Künstlerpaar vor fast zwanzig Jahren in einem alten Dreiseitenhof aus der Zeit um 1850 in Klosterwalde in der Uckermark niedergelassen – rund einen Kilometer abseits der nächsten Häuser. Hier entspricht die Region noch dem romantisierten Bild einer malerischen Seenlandschaft. Nach dem behutsamen Umbau des Haupthauses, das als Wohnhaus dient, war 2019 das Nebengebäude an der Reihe. Der ehemalige Stall mit seinen knapp 200 Quadratmetern Grundfläche sollte mit wenig Budget (rund 150.000 Euro)  in ein Fotostudio transformiert werden.

Gallerie

Für die mit dieser Aufgabe betraute Architektin Helga Blocksdorf aus Berlin bedeutete das, einen Raum zu schaffen, der zwei Gegensätze vereint: eine gewisse Introvertiertheit, um konzentriertes Arbeiten zu ermöglichen und zugleich eine offene, kommunikative Atmosphäre für Besprechungen, Workshops und Events. Neben all dem verfügt das Nebengebäude nun außerdem über zwei verschiedenen Heizsysteme; eines für Grundwärme und Warmwasser sowie eines für Bedarfswärme.

Gezielte architektonische Eingriffe

Dieser Anspruch führte zu verschiedenen baulichen Interventionen, um den Raum gezielt zu justieren. Wichtigste Maßnahme dabei war die nach Westen orientierte Öffnung der mächtigen Bruchsteinwand gegenüber dem Stalltor und in den gleichen Dimensionen wie dieses mittels einer großen Diamantsäge. Dadurch gelang es, den Blick durch das Gebäude zu leiten und so einen großzügigen, dennoch gefassten Bezug zur Weite der Landschaft herzustellen.

Im Erdgeschoss befinden sich keine Trennwände. Die einzige optische Trennung schaffen eine skulptural-verdrehte Treppe sowie ein konstruktiver Unterzug mit Stützen vor den längsseitigen Außenwänden, wodurch der Arbeits- und der Aufenthaltsbereich definiert werden. Die südliche Hälfte des Raumes ist abgesehen von einer Leinwand für die Shootings leer. Hinter einem langen Tisch in der Nordhälfte befindet sich an der Stirnseite die Küchenzeile, daneben die Nassräume (zwei Toiletten und eine Dusche), die geschickt in einem hellen, wandschrankartigen Raummöbel versteckt sind. So ausgestattet lässt sich das Gebäude auch als Ferienwohnung oder für mehrtägige Fototermine vermieten. Durch die bauliche Rauheit mit ihren klar ablesbaren Transformationsschichten und der kraftvollen Natur vor den Fenstern entsteht ein markanter Raum.

Direkt neben der neuen Fensteröffnung führt jetzt eine hölzerne, weiß gehaltene Treppe in das Teil-Dachgeschoss oberhalb des Aufenhaltsbereiches, in dem sich eine Umkleide, Schlafkojen sowie Stauraum in den fünf Dachgauben befinden, die auf unterschiedlichen Höhen angeordnet sind und viel Tageslicht ins Innere lassen. Der Raum wird bestimmt durch das bereits 2010 eingebaute Nagelbinderdach mit 50 mm starken Bindern und einem Achsmaß von rund 95 cm. Es liegt auf einem ebenfalls damals eingebrachten, aussteifenden Stahlbetonringbalken, der gleichzeitig den oberen Abschluss der massiven Außenmauern bildet. Die Bodendielen, die Dachunterseite und das Fachwerk sind weiß lasiert, wodurch der Raum sehr licht wirkt.

Behagliche Grund- und Bedarfswärme

Bereits zu Beginn der Planung war dem Bauherrenpaar wie der Architektin klar, dass die Beheizung des Fotostudios nicht den Ansprüchen eines Wohnhauses genügen muss. Ohnehin bilden die massiven Wände eine große thermische Masse, die nur schwer zu bändigen ist. Das Anbringen einer Außendämmung kam nicht infrage, da sonst die charakteristische, für das Gebäudeensemble wichtige Ansicht der Natursteinwand gänzlich verloren gegangen wäre. Wichtig für das Studio als Arbeitsraum, das zudem nicht durchgehend genutzt wird, war vielmehr eine permanente, aber dafür geringere Grundwärme. Deshalb fiel die Entscheidung zugunsten eines Gas-Brennwertgeräts mit einer Nennwärmeleistung von 13 kW, das die Grundversorgung mit Wärme und die Warmwasserbereitung übernimmt.

Dabei handelt es sich um ein verlässliches und kostengünstiges System, das die Nutzung des Gebäudes problemlos an allen Tagen mit normalen Temperaturbedingungen garantiert. Das Gas kommt von einem Flüssiggasspeicher auf dem Grundstück, der bereits für das Haupthaus genutzt wird. Die Wärmeübergabe an den Raum erfolgt über eine Fußbodenheizung, die im schwimmenden Estrich verlegt wurde. Bei Bedarf kann die Raumtemperatur dann durch einen Scheitholzkaminofen mit 8 kW Heizleistung erhöht werden – der dann zusätzlich noch für Gemütlichkeit in dem ehemaligen Stall sorgt. -tg

Bautafel

Architektur: Helga Blocksdorf Architektur, Berlin
Projektbeteiligte: Buderus, Wetzlar (Hersteller Gas-Brennwertgerät; Produkt: Logamax plus)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2021
Standort: Rieckshof 1, 17268 Templin
Bildnachweis: Ruben Beilby, Berlin; Helga Blocksdorf Architektur, Berlin


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