Glasbruch durch Temperaturzwang
Eine oft unterschätzte Ursache für Glasschäden sind Temperatureinwirkungen. Kann sich ein Bauteil bei steigender Temperatur nicht ausdehnen, zum Beispiel durch Einbau in einer direkt anliegenden Rahmenkonstruktion aus Metall, entstehen sehr hohe Spannungen in der Scheibe.
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Auch bei einer ungleichmäßigen Erwärmung des Glases entstehen in
der Scheibe Zugspannungen, welche zum Versagen führen können. Eine
Ursache für derartige Zwangsbeanspruchungen sind z. B. eine
teilweise Abschattung der Scheibe bei direkter Sonneneinstrahlung
oder eine lokale Erwärmung durch Lampen und Heizkörper. Ebenso
können Folienbeklebungen, Bemalungen oder ein zu großer
Scheibeneinstand zu einer ungleichmäßigen Erwärmung des Glases
führen und damit zum Auslöser für den sogenannten "Thermobruch"
werden. Häufig reicht aber auch ein zu nahes Abstellen von
Gegenständen vor einer Verglasung zur Entstehung einer
ungleichmäßigen Temperaturbeanspruchung. Schadensursächlich ist
somit eine erhöhte Absorption, welche bei ungleichmäßiger Erwärmung
der Verglasung durch diese Zwangsbeanspruchung kritische
Zugspannungen entlang der Glaskante herruft, welche insbesondere
bei thermisch entspanntem Floatglas und geschnittener Kantenqualität (KG) eine verringerte
Tragfähigkeit aufweist. Das Bruchrisiko kann hierbei grundsätzlich
durch Kantenverletzungen, bspw. im Rahmen der Glasmontage, deutlich
erhöht werden. Für die fraktografische Ausprägung des Thermobruchs
ist es dabei charakteristisch, dass der Riss von der Glaskante
annährend senkrecht zu dieser in die Glasfläche läuft. Dies ist mit
dem vorherrschenden Spannungszustand infolge oben beschriebener
Zwangseinwirkung begründet, bei welchem die Hauptzugspannung
parallel zur Glaskante verläuft.
Die Temperaturwechselbeständigkeit von Glas im Normversuch als Näherungsgröße für derartige Schäden beträgt bei Floatglas ca. 40 K, bei ESG bis zu 200 K. Meist finden sich die Bruchursprünge bei thermisch induzierten Spannungen an der durch das Brechen oder Schleifen geschwächten Glaskante. Die Risse der Kantenbrüche laufen annähernd rechtwinklig von der Kante aus in das Innere der Scheibe.
Bei Drahtglas können Temperaturwechsel aufgrund der
unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten von Metall und Glas
ebenfalls zu Zwängungen im Glas führen, die ein Versagen des Glases
induzieren. Die Drahteinlage dehnt sich bei einer Erwärmung stärker
aus als das Glas und sprengt somit das Glas von innen. Insbesondere
bei Überkopfverglasungen mit teilweiser Abschattung überlagert sich
dieser Effekt mit der Zwängung aus Temperaturunterschieden und
stellt eine häufige Schadensursache dar. Eine weitere Gefahr
besteht durch Korrosion der Drahteinlage im Bereich der Glaskante.
Bei der Korrosion des Metalls kommt es zu einer erheblichen
Volumenvergrößerung, die ebenfalls zu einem inneren Druck auf das
Glas führt und das Glas zerstört.
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