Sportcomplex Drieburcht in Tilburg
Schwimmbadtechnik mit Wärme- und Feuchterückgewinnung
Eine heterogene Bebauung aus Gewerbe- und Zeilenbauten, Ein- und Mehrfamilienhäusern und Grünflächen prägt den Stadtteil De Schans im Norden der niederländischen Stadt Tilburg. Zur Verbesserung der Wohnqualität hat die Stadt vor, den zentralen Wagnerplein zu einem Stadtteilzentrum mit Läden, Bibliothek und neuen Wohnhäusern zu entwickeln. Als eines der ersten Gebäude des Entwicklungsgebiets entstand 2013 ein Sportzentrum mit Schwimmhalle nach Plänen des Amsterdamer Büros Venhoeven CS architecture+urbanism.
Gallerie
Drei Sportbereiche beherbergt der große kompakte Baukörper – und darum heißt er wohl auch Drieburcht (dt. Drei-Burg): eine große Schwimmhalle im Erdgeschoss, ein Fitnessstudio und ganz oben eine Dreifachsporthalle. Insgesamt 12.500 Quadratmeter Fläche verteilen sich auf vier Ebenen, die vor allem im nördlichen Bereich dicht gestapelt sind. Hier befindet sich auch der zentrale Eingang, über dem die Auskragung der Sporthalle eine Art Vordach bildet. Durch den wenig tiefen, aber hohen Eingangsbereich mit Lufträumen und Galerien gelangt man sowohl zum Schwimmbad, als auch in die folgenden Geschosse mit Café und Kinderbetreuung, zum Fitnessstudio im 2. Obergeschoss und in die Sporthalle ganz oben. Die Schwimmhalle selbst nimmt das gesamte Erdgeschoss ein, erreicht im südlichen Bereich ihre größte Raumhöhe von rund vier Geschossen und kann durch Fenster und Durchblicke aus den darüber liegenden Ebenen immer wieder von oben eingesehen werden.
Mit einem 25-Meter-Schwimmbecken und acht Bahnen ist die Schwimmhalle wettkampftauglich und so kann das Treiben dort nicht nur aus dem Café und den anderen Sportbereichen heraus beobachtet werden, sondern auch von zwei flankierenden Tribünen im 1. Obergeschoss. Außerdem gibt es zwei kleinere Schwimmbecken, Sprungbretter, einen Whirlpool und eine lange Wasserrutsche.
Die Fassade des unregelmäßig-eigenwilligen Baukörpers mit großflächig geschlossenen Wandflächen und Fensteröffnungen verschiedenster Art und Geometrien, wird von einer auffälligen schwarzen Strichzeichnung auf weißem Grund überzogen. Der belgische Künstler Jean-Luc Moerman hat dem Gebäude eine Art „Bodypainting“ verpasst, das sich auch entlang der Untersichten und hinein in den Eingangsbereich erstreckt.
Gebäudetechnik
Technisch anspruchsvoll ist in dem Sportkomplex vor allem die
Ausstattung des Hallenbads. In den Übergangen zwischen der
Schwimmhalle und den darüber liegenden Fitnessräumen und der
Sporthalle wurde das erhöhte Kondensatrisiko in den Böden durch den
Einbau zusätzlicher Dampfsperren minimiert. In den Schwimmbädern
selbst ist vor allem die Regelung der Temperaturen, der
Feuchtigkeit und der Luftzusammensetzung unter Aspekten der
Bauphysik und der Behaglichkeit.zu bewältigen. So sollte
beispielsweise die Lufttemperatur etwa zwei bis vier Grad über der
Wassertemperatur liegen, damit sie weder als zu kalt noch als
drückend oder schwül empfunden wird. Die relative Luftfeuchtigkeit
sollte zwischen 40 und 64% liegen, damit es nicht zu Feuchteschäden
an Metall- und Holzbauteilen kommt. Für die Auslegung der Lüftungsanlage ist die Größe der
Beckenwasseroberflächen und das Maß der Verdunstung des Wassers
entscheidend.
Im Tilburger Sportkomplex übernehmen zwei Lüftungsanlagen die Temperierung des Hallenbades. Jede ist an eine Wärmepumpe gekoppelt und mit Wärme- und Feuchterückgewinnungssystemen zur Aufbereitung der Luft ausgestattet. Zunächst wird die zu entfeuchtende Abluft im Gegenstromverfahren über Wärmetauscher geführt und anschließend im Direktverdampfer bis auf ihren Taupunkt herabgekühlt, sodass ein Großteil der gebundenen Feuchte als Kondensat abgeführt werden kann. Ein Teil der abgekühlten und entfeuchteten Luft wärmt nun die Außenluft vor, indem sie wiederum im Gegenstrom durch den Wärmetauscher aneinander vorbei geleitet werden. Bevor die Außenluft in die Schwimmhalle gelangt, wird sie im Kondensator mit der im Entfeuchtungsprozess gewonnenen bzw. entzogenen Wärme weiter aufgeheizt.
Um Lufttemperatur und -feuchte auf einem konstanten Niveau zu halten, wird die Zufuhr der Luftmenge in Abhängigkeit der Anzahl der anwesenden Menschen und der daraus resultierenden CO₂-Konzentration reguliert. Die Zuluftventile und -gitter befinden sich unterhalb der Decken und die Abzugsgitter in den oberen Wandabschnitten. Durch diese Anordnung werden unangenehme Luftströmungen oberhalb der Wasseroberfläche verhindert. Um den Übergang zwischen Schwimmhalle und Umkleiden thermisch so behaglich wie möglich zu gestalten, wird hier über eine zusätzliche Lüftungsanlage warme Luft zugeführt.
Zusätzlich wird mit den Wärmepumpen ein Teil der wiederaufbereiteten, entfeuchteten Luft zur Vorerwärmung des Beckenwassers genutzt. Die Übertragung erfolgt auch hier im Gegenstromprinzip: Luft und Wasser werden in entgegengesetzter Richtung aneinander vorbeigeführt. Schwimmbadkollektoren geben die Wärmeenergie ans Wasser ab. Hierbei handelt es sich um so genannte schwarze Absorber, an die Rohre angeschlossen sind. Eine Pumpe leitet das Wasser hindurch und es kann sich erwärmen.
Die Reinigung und Aufbereitung zur Wiederverwendung des Beckenwassers erfolgt durch Ultrafiltration und Umkehrosmose. Die Filter bestehen aus gebündelten Ultrafiltrations-Membranen mit Porenweiten von etwa einem 15-millionstel Millimeter, die einen nahezu hundertprozentigen Schutz vor sämtlichen Keimen bieten. Die Ultrafiltration sorgt auch dafür, dass keine toten Organismen im Wasser verbleiben und reduziert damit das Wiederverkeimungspotenzial.
Die Beheizung aller weiteren Räume des Sportgebäudes erfolgt mit
Fernwärme. Während in den Umkleiden und Erschließungszonen
konventionelle Heizkörper die Wärmeabgabe übernehmen, wurde in
der Kinderbetreuung eine Fußbodenheizung installiert. Im
Fitnessstudio sorgen Volumenstromregler für ein konstantes
Innenraumklima, die Verteilung der Zuluft erfolgt
über perforierte, textile Luftkanäle. Die Sporthalle wird mit
wassergespeisten Strahlplatten unterhalb der Decke beheizt, die
wegen der großen Raumhöhe Dralldurchlässe mit hoher Eindringtiefe
haben.
Bautafel
Architekten: Venhoeven CS architecture + urbanism, Amsterdam
Projektbeteiligte: Pieters Projectbureau, Amsterdam (Konstruktiv-technische Planung); Jean-Luc Moerman, Brüssel (Künstler); Markslag Beljaars, Tilburg (Entwicklungsingenieur); Coresta, Eindhoven (Bauleitung); Heerkens van Bavel & van Wijnen, Tilburg (Bauunternehmen); Nelissen Engineering, Wuppertal (Planung TGA)
Bauherr: Stadt Tilburg
Fertigstellung: 2013
Standort: Wagnerplein 1, 5011LP Tilburg, Niederlande
Bildnachweis: Filip Dujardin, Gent
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