Thermische Beanspruchungen von Kunststoffbahnen
Dachbahnen sind Witterungseinflüssen wie Sonneneinstrahlung, hohen und niedrigen Temperaturen, Niederschlägen und Luftsauerstoff ausgesetzt, die Abbauvorgänge bzw. eine Alterung der Bahnen bewirken. Da sich Kunststoff- und Elastomerbahnen anders verhalten als Bitumenbahnen, werden sie Prüfverfahren unterzogen, die in den Normen verankert sind. Für nicht genormte Verfahren sollten die Dachbahnen dem Anforderungsprofil der Europäischen Vereinigung dauerhaft dichtes Dach (ddDach) entsprechen.
Gallerie
Verhalten gegen Ozon
Dachbahnen müssen gegen Sonneneinstrahlung und Ozon beständig sein.
Mit einer Ausdünnung der Ozonschicht in der Stratosphäre (oberhalb
von 10 bis 40 km Höhe) werden einerseits die Temperaturen in dieser
abnehmen und andererseits die reaktiven UV-B-Strahlen vermehrt
durchgelassen. Bezüglich der UV-B-Strahlen zeigen Untersuchungen in
Gebirgsregionen Europas, dass die Strahlenstärke in den letzten 20
Jahren deutlich zugenommen hat.
Mit dem dichter werdenden Straßenverkehr werden Stickoxide und Kohlenwasserstoffe aus den Verbrennungsmotoren in die Luft gebracht. Diese Abgase bewirken an heißen und wolkenfreien Sommertagen die Produktion von Ozon in Bodennähe. Ozon ist aber nicht nur eines der giftigsten Gase, die man kennt, sondern auch ein stark oxidierendes Gas. Es kann zu einem vorzeitigen Altern führen. Das Verhalten von Kunststoff- und Elastomerbahnen bei Ozonbeanspruchung ist in DIN EN 1844 festgelegt.
Kälteeinwirkung
Schäden bei lose verlegten Dachdichtungsbahnen treten oft in der
kalten Jahreszeit auf. Die Ursachen können bei temperaturbedingten
Zugkräften liegen, die bei Kontraktion des Materials infolge
Kälteeinwirkung auftreten. Die Kältekontraktionskräfte wirken in
Längs- und Querrichtung der Bahn. Das heißt, dass die auftretenden
Kräfte die Fixierungspunkte und die Nähte belasten können. Welche
Zugkräfte im Winter bei tiefen Temperaturen in Dachbahnen aufgebaut
werden, vor allem wenn sie im Sommer bei höheren Temperaturen
verlegt wurden, kann aus technischen Datenblättern der Dachbahnen
mit Normwerten nicht abgeleitet werden. Deshalb sollten bei
Dachbahnen die Kältekontraktionskräfte nachgewiesen werden, so dass
die Auswirkungen der Zugkräfte bei der Verarbeitung berücksichtigt
werden können.
Eine in der Norm verankerte Prüfung der Abdichtung fehlt bis heute. Dachbahnen nach Anforderungsprofil der Europäischen Vereinigung dauerhaft dichtes Dach (ddDach) erfüllen die Anforderungen der Kältekontraktion unter Berücksichtigung der gültigen Verarbeitungsrichtlinien.
Falzen bei tiefer Temperatur
Dachbahnen müssen auf der Baustelle witterungsunabhängig zu
verarbeiten sein. Aufgrund von Klimaveränderungen können in
Mitteleuropa im Winter minimale Temperaturen von minus 30 °C und
darunter auftreten. Dieser Wert sollte deshalb auch bei
Anforderungen an Dachabdichtungen zugrunde gelegt werden um die
daraus resultierenden Kräfte besser abschätzen zu können.
Die nachgewiesenen Werte der Faltbiegung in Kälte lassen auch auf eine bessere Kälteflexibilität schließen, die sich unmittelbar auf die Verarbeitung in ungünstigen Jahreszeiten bei niedrigen Temperaturen auswirkt. Die Bahnen lassen sich leichter ausrollen, die Schweißtemperatur wird (energiesparend) reduziert. Die Bestimmung des Verhaltens beim Falzen bei tiefen Temperaturen von Kunststoff- und Elastomerbahnen ist in DIN EN 495-5 festgelegt. Danach dürfen die Bahnen bei Temperaturen von -30 °C weder Brüche noch Rissbildungen aufweisen.
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