Colors
Jovis Verlag, Berlin 2025
384 Seiten, 302 Abbildungen
Format 12 x 18 cm, Softcover
Sprache: Englisch
Preis: 28 EUR
ISBN 978-3-98612-136-5 (Print); 978-3-98612-137-2 (E-Book)
Geradezu farblos präsentiert sich dieses Buch, obwohl in das Cover der Titel Colors eingeprägt ist. Es mag gerade dieses unbeschriebene Blatt sein, das Raum gibt für die vielen Zugänge zum Verhältnis von Farbe, Architektur und Raum, die auf den rund 400 Seiten zu finden sind. Zusammengestellt und herausgegeben hat sie Diskursiv, ein Grazer Verein für Architekturforschung. 2025 erschienen, ist es der zweite Band des sechsköpfigen Kollektivs.
Insgesamt 20 Essays und Interviews umfasst das Buch. Manche der Autor*innen stellen in ihren Texten architekturhistorische und medienkulturelle Bezüge her. Andere schildern, wie sehr kräftige Farben die Gemüter erhitzen und wie sie immer wieder aus Entwurfspraxis und Stadträumen systematisch herausgedrängt werden, bis nur noch Linienzeichnungen und White Cubes übrigbleiben. Demgegenüber stehen die von unzähligen Architekturschaffenden eingereichten Fotos bunter Fassaden, Straßen, Wohnzimmer und Ausstellungsräume in der Mitte des Buchs.
Das eigene Farberleben ist auch biografisch geprägt, wie im Text von Tabea Marschall und Elise Limon durchscheint. Sie berichten von ihren Studienerfahrungen und Begegnungen mit Kunstwerken und Gebäuden, die sie mit Blau, Pink oder sogar einer Art Farblosigkeit verbinden. Giorgio Scanelli und Ricardo Simioni haben ein ganz besonderes Verhältnis zu den RGB-Tönen, seit sie dazu übergegangen sind am Smartphone zu entwerfen. Es sind schlicht die voreingestellten Farben der Bildbearbeitungsprogramme. Das Duo erzählt von der Faszination für den intensiven Dreiklang und schildert, wie schwierig es ist, diese Intensität in einer physischen Umgebung wiederzugeben.
In gleich mehreren Essays geht es um kanonisierte oder erlernte Gestaltungsvorlieben: Beispielsweise beleuchtet Jan Engelke die Farbcodes der Zeitschrift „Schöner Wohnen“, die zwischen Trends, industriellen Standards und Kund*innenwünschen mediieren. Max Otto Zitzelsberger deutet an, dass er mit seinen farbenfrohen Entwürfen immer wieder auf Vorbehalte in Deutschland trifft – bei Behörden wie Auftraggeber*innen. Ist Farbe nur überflüssiges Beiwerk oder doch unverzichtbares Ausdrucksmittel und inhärenter Bestandteil der Architektur? Paul Konrad würde letzterem auf jeden Fall zustimmen. Er beschreibt, wie Anstriche und Putze zur Langlebigkeit eines Gebäudes beitragen und wie lokale Ressourcen die Farbpaletten prägen.
Die breitgefächerte Zusammenstellung bietet viele Anknüpfungspunkte für eigene Gedanken und Gespräche. Wie setzten wir Farben ein? Und wodurch wurde unsere Farbwahrnehmung geprägt? Nach der Lektüre ist es Zeit, darauf eigene Antworten zu finden.
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