High-Tech Heritage
(Im)Permanence of Innovative Architecture
Birkhäuser Verlag, Basel 2024
248 Seiten, 120 farbige Abbildungen
Format 28 × 22 cm, Softcover
Preis: 72 EUR
ISBN 978-3-0356-2786-2
High-Tech, das bedeutet Elektrizität, Kunststoffe und Metalle. Ohne dieses Dreigespann wäre vieles undenkbar, was wir heute als alltäglich empfinden – etwa rundum automatisierte, stets behagliche Gebäude. Was in den 1970er- und 1980er-Jahren als innovativ galt, ist heute Gegenstand denkmalpflegerischer Forschung. Gedanken und Beispiele zu Vergänglichkeit und Erhalt technoider Architekturen sind im Buch High-Tech Heritage versammelt. Die Publikation knüpft an eine Konferenz im September 2023 an, die die ETH Zürich zusammen mit der Bauhaus-Universität Weimar organisiert hatte.
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Was ist High-Tech Architektur? Auskunft geben die zahlreichen Fotos und Pläne: Da sind die bunten Rohre und Leitungen an der Fassade des Centre Pompidou in Paris. Die Lloyd’s Bank of London kommt als metallisches Maschinenschloss daher. Ein Netz von Streben setzt sich von der glatten Hülle des Sainsbury Center in Norwich ab. Einerseits wird die technische Gebäudeausrüstung zum Ornament, andererseits werden seriell anmutende Elemente und ausgeklügelte, von der Fassade getrennte Raumtragwerke zur Schau gestellt. Das „kit of parts“, wie Charles and Ray Eames, John Entenza und Eero Saarinen es einmal formulierten, ist leicht zu erkennen.
Man sollte meinen, das seien beste Voraussetzungen für eine langfristige Instandhaltung. Die Mehrzahl der 33 Papers, Projektbeispiele und Interviews legt es jedoch anders dar. Und zwar aus verschiedenen Gründen: Viele Gebäude waren Prototypen in Bezug auf Materialien, Fertigungs- und Montagetechniken sowie Klimatechnik und Gebäudeautomation. Solche Innovationen sind jedoch meist von kurzer Dauer, da sie laufend von optimierten Versionen abgelöst werden. Schließlich sind irgendwann keine Ersatzteile mehr erhältlich.
Mit dem Altern von Planer*innen und Hausmeister*innen
verschwindet wertvolles Wissen über Besonderheiten von
Konstruktion, Herstellung und Wartung. In dieser Hinsicht eröffnen
die Beiträge eine Perspektive, die jenseits des High-Tech-Kontextes
von nicht zu unterschätzender Tragweite ist: Wie sammeln wir
Informationen zu einem Gebäude? Und wie bleiben sie zugänglich?
Deutlich wird, dass es selbst bei jüngerer Architektur nicht ohne
begleitende Forschung geht: Ergebnisse aus Archivrecherche und
Zeitzeugengesprächen gilt es für heutige und künftige
Erhaltungsfragen zu bewahren.
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Insbesondere die Projektgeschichten offenbaren, dass bei der Instandhaltung viel vermessungstechnische und handwerkliche Expertise nötig ist. Dank ihr lässt sich beispielsweise eine Fassade anhand intakter Komponenten nachbauen. Mit diesem Arbeitsfeld befasst sich das Forschungsgebiet Reverse Engineering an der ETH Zürich. Digitale 3D-Modelle und robotische Fabrikation sollen helfen, Ersatzteile bezahlbar, bedarfs- und denkmalgerecht herzustellen.
Was aber sichert den Erhalt besser als eine dauerhafte Nutzung? Die Hürden einer überalterten, der Architektur jedoch immanenten Technik zeigen sich wiederholt beim Internationalen Congress Centrum in Berlin. Das Buch enthält leider wenige Transformationsgeschichten, die als Beispiel gelten könnten. Die Eingriffe an der Lloyd’s Bank of London zeigen bereits, wie wichtig es ist, sich mit Nutzer*innen, Personal und Eigentümer*innen auszutauschen. Hier ließe sich mit einem zweiten Band anknüpfen, der das Dauerhafte der High-Tech-Gebäude in den Vordergrund stellt.
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