It’s Nice Today
On Climate, Comfort, and Pleasure
Ruby Press, Berlin 2024
256 Seiten, zahlreiche Fotos , Zeichnungen und Diagramme
Format 23 x 33,5 cm, Softcover
Preis: 45 EUR
ISBN 978-3-944074-37-5
In Wintergärten eingehüllte Wohntürme, innen Sofas und bunter Kram vor nacktem Beton, Stahlprofilen und Polycarbonat – solche Bilder machten die Architektur von Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal berühmt. Im Buch It’s Nice Today blickt das Duo zurück auf den Tour Bois le Prêtre (2011) und weitere Projekte. Anders als in früheren Publikationen geht es weniger um die Ressourcen- und Kostenersparnis des Umbauens. Im Fokus stehen vielmehr die klimatischen Vorteile der Pufferzonen.
Die Besonderheit der Wintergärten von Lacaton und Vassal ist ihre Weite. Wie ein bewohnbarer Fassadenzwischenraum erstrecken sie sich über die gesamte Breite der Außenwände. Besuche in Gewächshäusern inspirierten die beiden zu dieser Großzügigkeit, wie sie einleitend schreiben. Nachfolgend erklären sie die von der Jahreszeit abhängige Funktion – vom Kälte- und Hitzepuffer bis zum luftigen, lichtdurchfluteten Wohnzimmer.
In zwei ausgedehnten Interviews werden die Ideen und Erfahrungen weiter ausgeführt: Zum einen saßen Ilka und Andres Ruby mit den Architekturschaffenden zusammen. Energieeinsparungen, so schildern sie, versuchen viele Planer*innen und Wohnungsgesellschaften mit Dämmmaßnahmen und verbesserter Heiztechnik zu erreichen, statt mit „bioclimatic designs“, sprich natürlicher Klimatisierung. Für das zweite Interview sprachen Lacaton und Vassal mit Christian Cardonnel. Der Ingenieur für Wärmetechnik war an den meisten Projekten des Architekturbüros beteiligt. Hier erzählt er von seinem Werdegang als Advokat für passive Klimatisierung. 2003 lernten die drei sich kennen. Damals saß Cardonnel in einer Kommission, die über das Klimakonzept der Cité Manifeste urteilte.
Dieser erste Sozialwohnungsbau des Duos ist auch eines von vier
Fallbeispielen. Zahlreiche Grundrisse und Diagramme
veranschaulichen den Einfluss der Wintergärten auf Belichtung und
Innenraumklima. Knappe Erläuterungstexte heben die wichtigsten
Daten hervor. Nicht fehlen dürfen die längst zu Ikonen gewordenen,
großformatigen Fotos, die einen Eindruck geben vom Alltag zwischen
Schiebetüren und reflektierenden Vorhängen. Die Untersuchungen
führte übrigens Atmos Lab durch. Wie die Spezialist*innen für
Bauphysik und passive Gebäudeenergiesysteme vorgingen, ist am Ende
des Buchs nachzulesen.
Die umfangreichen Datengrundlagen und deutlichen Plädoyers sind für all jene interessant, die selbst im Wohnungsbau tätig sind und für alternative Klimakonzepte argumentieren müssen. Angesichts der vielen Vorteile ist es verblüffend, dass es die Wintergärten nach dem Lacaton-Vassal-Prinzip in Deutschland noch nicht gibt.
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