Stoffwechsel
Materialverwandlung in der Architektur
Birkhäuser, Basel 2018
1. Auflage, 320 Seiten, 285 Abbildungen, gebunden, 16,5 x 24,5 cm
Preis: 49,95 EUR
ISBN 978-3-0356-1018-5
Dem Titel nach könnte man ein Biochemie-Kompendium vermuten, das sich mit den komplexen metabolischen Vorgängen im Körper von Lebewesen befasst. In dem Buch Stoffwechsel werden jedoch neuere Entwicklungen in der Architektur aus einer historischen Perspektive betrachtet. Es resultiert aus einem Forschungsprojekt der ETH Zürich. Im Untertitel der Abschlusspublikation klärt der Verfasser und Architekturtheoretiker Ákos Moravánszky auf, dass es um Materialverwandlung in der Architektur geht – darum also, wie aus abstrakten Baumaterialien geformte Stoffe, Objekte unserer Baukultur werden: „Einen wertlosen Stein in einen goldenen Stein zu verwandeln, Architektur als Alchemie: Das wäre eine mögliche Auslegung der Stoffwechseltheorie Gottfried Sempers,“ schreibt der Autor. Sempers Theorie liefert ihm die methodologischen Instrumente zur Untersuchung für neu entwickelte Werkstoffe und computerunterstützte Produktionsweisen in der Baukunst.
Wie unterscheidet sich die Backsteinwand eines Roboters von
einer handwerklich traditionell aufgeschichteten Mauer? Woher rührt
der Bedarf, Nähte und Fugen
bei maschinell und spurlos produzierten Materialien als
Erinnerungsbilder zu simulieren? Weiter wird danach gefragt, wie
Bedeutung in die Architektur kommt. Und wie entstehen Symbole und
Ornamente? Durch Metamorphose, lautet ein Erklärungsansatz: indem
man Formen, die zuerst nur für ein bestimmtes Material typisch
sind, auf einen anderen Stoff überträgt. Schon Vitruv behauptete,
die griechischen Tempel seien formal aus dem Holzbau abgeleitet.
Stoffwechsel wendet sich gegen das Negativurteil der
Nachahmung oder Fälschung, geht über den Ansatz des
materialgerechten Bauens hinaus und sucht Material, Konstruktion,
Sinnlichkeit und Sinn zu verbinden.
Die architekturhistorisch bedeutsame Theorie Sempers basiert auf alten Denkmodellen und bleibt auch nach 150 Jahren in der Anwendung auf neue Werkstoffe und Herstellungsverfahren des 21. Jahrhunderts aktuell. Dargelegt wird die Idee der Verwandlung und Kontinuität, die in ständiger Erneuerung durch die Verschmelzung eines Früheren, bereits Fremden, etwas Neues entstehen lässt.
Aus dem Inhalt:
- Wege zur Materie
- Stoffe der Natur
- Die vier Elemente der Architektur
- Die Natur der Stoffe
- Das Leben der Materie
- Die Theorie und Praxis des Stoffwechsels
- Das Prinzip der Bekleidung
- „Affen der Stoffe“
- Immaterialität und Formlosigkeit
Zahlreiche Farbabbildungen von aktuellen und historischen Bauten illustrieren die ohnehin anschaulich verfassten Betrachtungen des 320-seitigen Bandes. Sie reichen von Bauten von Aalto über Behrens, Neutra und Siza bis Zumthor.
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