Wohnhaus in Stuttgart
Faltbare Metallsegmente mit Sonderlochung
Im Stuttgarter Westen, am südöstlichen Hang des Kornbergs, liegt in Halbhöhenlage ein Einfamilienwohnhaus, das die Architekten Blocher Blocher Partners für eine dreiköpfige Familie entwarfen. Hoch über der Straße gelegen, reicht der Blick vom Gebäude über den Stuttgarter Talkessel bis hin zu den Weinbergen des Rotenbergs. Das Grundstück wird über die im Süden liegende Dürrstraße erschlossen; im Norden verläuft ein öffentlicher Fußweg. Westlich und östlich grenzen die Grundstücke benachbarter Wohnhäuser an.
Gallerie
Über drei Etagen plus Garagengeschoss verteilt sich das Leben der Familie. Das Garagengeschoss auf Straßenniveau bildet die Basis – ein Aufzug fährt alle anderen Ebenen barrierefrei an. Der eigentliche Eingang befindet sich im Erdgeschoss und ist zusätzlich über außenliegende Treppen zu erreichen. Hier, im offen gestalteten Erdgeschoss, sind die Küche und der Ess- und Wohnraum angesiedelt. Der Erschließungskern mit Treppe, Aufzug und Vorratsraum gliedert die Bereiche. Ein Luftraum und die an dieser Stelle voll verglaste Fassade (Pfosten-Riegel-Konstruktion), verbinden diesen Bereich und den eine Etage darüber befindlichen Arbeitsraum. In diesem Geschoss befinden sich außerdem das Schlafzimmer, die Ankleideräume und ein Badezimmer. Das in den Steilhang geschobene Gartengeschoss wird von dem Sohn der Familie bewohnt. Auch der Fitnessraum und das Gästezimmer finden hier ihren Platz. Die Räume haben direkten Zugang zum Garten, der aufgrund der steilen Hanglage in fünf Ebenen mit Stützmauern terrassiert ist. Neben der zuvor beschriebenen großen Verglasung auf der Südseite des Gebäudes gibt es nach Westen eine weitere großflächige Verglasung. Auf der Nord- und Ostseite bieten schmale Fensterbänder gezielte Ausblicke.
Der kubische Baukörper ist aus Sichtbeton, mit teilweise sandgestrahlten Flächen, erstellt. Im Gebäudeinneren sind ebenfalls alle Decken und einzelne Wände in Sichtbeton belassen. Ansonsten sind die Wände glatt verputzt und weiß gestrichen. Nur der Funktionskern wurde braun gestrichen und bildet somit einen Kontrast. Im Erdgeschoss, den Sanitärräumen sowie im Flur des Gartengeschosses und die Terrasse wurde Muschelkalk als Bodenbelag gewählt. In den Schlafzimmern wurde Räuchereiche verlegt. Diese reduzierte Farb- und Materialwahl ist Gestaltungskonzept – für Innen- und Außenraum.
Beschläge
Nicht nur die Fenster und die Pfosten-Riegel-Fassade, sondern
auch das Garagentor, die Briefkastenanlage und die Gartentür sind aus
bronzefarbenem eloxiertem Aluminium. Für den Sonnenschutz an der
Südfassade ließen die Architekten Sonderelemente entwickeln:
Mehrfach gekantetes Lochblech aus ebenfalls bronzefarbenem
Aluminium in Form von horizontalen Faltläden. Die insgesamt 16 (2 x
8) Faltelemente laufen rollengeführt in vier Führungsschienen
mittels Seilzug mit elektrischem Antrieb. Neben der Funktion als
konstruktiver Sonnenschutz sind die Metallsegmente mit
Sonderlochung prägendes gestalterisches Element: Geschlossen
schafft das Lochblechmuster bei Sonneneinstrahlung ein Spiel von
Licht und Schatten in den Räumen (siehe Bild 3, 15 und 16).
Als Sonnenschutz für die übrigen Fenster wurden Außenraffstores mit 80 mm breiten dunkelbronzefarbenen Alu-Lamellen verwendet. Die Raffstores werden mittels elektronischem Antrieb und seitlichem Spannseil geführt.
Im Erdgeschoss ermöglichen raumhohe Schiebefenster den Zutritt
auf den Balkon und die Terrasse. Die anderen Fenstertüren in der
Fassade sind mit 3-teiligen Türbändern versehen. Für die Innentüren
wählten die Architekten teilweise verdeckt liegende Türbänder aus mattem Edelstahl.
Bautafel
Architekten: Blocher Blocher Partners, Stuttgart
Projektbeteiligte: Bornscheuer Drexler Eisele, Stuttgart (Statik); Kellerbau, Süssen (Rohbau); MHZ (horizontale Faltläden); MBM Konstruktionen, Möckmühl (Metallbau Fassade und Montage Lochblechelemete); Ernst Strassacker, Süssen (Bronze-Bleche); Schüco, Bielefeld (Pfostenriegelfassade FW 50+ HI, Schiebetüren Royal S 160.HI); Trippe + Partner Ingenieurgesellschaft, Leinfelden-Echterdingen (HLS/E); Glück, Stuttgart (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2010
Standort: Dürrstraße 23, 70193 Stuttgart
Bildnachweis: Nikolaus Koliusis, Stuttgart
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