Erweiterung eines Gartenpavillons in Eichstätt

Wie zwei Schwingen

Seit 1735 erhebt sich in Eichstätt eine fürstbischöfliche Sommerresidenz. Zu der barocken Anlage gehören nicht nur der Hofgarten mit Arboretum, sondern auch Nebengebäude wie die Orangerie und drei Gartenpavillons – wie auch das Residenzgebäude entworfen von Gabriel de Gabriel, Baudirektor des damaligen Fürstbischofs. Während der Residenzbau nach einer wechselvollen Geschichte heute die Verwaltung der Ka­tho­li­schen Uni­ver­si­tät Eichstätt-Ingolstadt beherbergt und die sanierte und ergänzte Orangerie unter anderem als Journalistenfakultät und Rechenzentrum ge­nutzt wird, wird einer der Gartenpavillons von einer Familie bewohnt.

Gallerie

Der zum Wohnhaus umgenutzte denkmalgeschützte und renovierte Gartenpavillon aus dem frühen 18. Jahrhundert befindet sich auf einem schmalen, lang gezogenen Grundstück, das südwärts der vormaligen Sommerresidenz zugewandt ist, wobei ein großer Parkplatz der Uni dazwischenliegt, und dessen Nordseite an einen Friedhof grenzt. Das zweigeschossige, mit recht schlichter Scheinarchitektur aus Pilastern und Giebeln in Hellgelb verzierte Gebäude schließt mit einem Walmdach ab. Der Bestandsbau mit Küche, Bad, Wohnzimmer und Dachraum wurde bereits geraume Zeit von der Eigentümerfamilie bewohnt, als der Wunsch nach einer Vergrößerung der Wohnfläche aufkam. Die Erweiterung, bei der es Auflagen der Denkmalbehörde zu berücksichtigen galt, lag in den Händen von Weiss Architekten.

Flügel zum Wohnen

Die Denkmalbehörde forderte eine Lösung, die die städtebauliche Wirkung des Solitärs nicht beeinträchtigen würde. Diesen Ansprüchen wird der eingeschossige Anbau gerecht: Zwei flache Flügel sind gleichsam Schwingen im Osten und Westen an den Pavillon angesetzt und umfangen den barocken Bestand. Die beiden Flügel lehnen sich als eingeschossige, lang gestreckte Anbauten an die Friedhofsmauer an und greifen deren Höhe auf. Im Gegensatz zur geraden, geschlossenen Nordseite weist die Südfassade einen wellenförmigen Grundriss sowie großflächige Verglasungen auf, wobei die durchgängige Glasfront über die gesamte Länge den Innen- und Außenraum gliedert.

Vorgelagert: Terrasse und Garten

Eine vorgelagerte und in regelmäßigen Abständen geordnete Konstruktionsstruktur aus Holz rücken das begrünte Dach und das eigentliche Wohnvolumen in den Hintergrund. So lässt der Grundriss des Anbaus auf dem sehr schmalen Grundstück sogar noch Raum für eine Terrasse und einen Streifen Garten, die hinter einer bestehenden hohen Hecke zum Parkplatz hin von außen nicht einsehbar sind.

Offener Grundriss

Der ursprüngliche Gartenzugang des Bestands wurde wieder freigelegt und verbindet Alt- und Neubau. Alle Wandöffnungen des Pavillons wurden somit wieder in den Ursprungszustand versetzt. Die beidseitige Erweiterung mit der schwungvollen Formensprache bietet eine flexible Nutzung der Gebäudeteile. Die Wohnfläche auf unterschiedlichen Niveaus, die durch wenige Stufen im Raum überwunden werden, erzeugt verschiedene private Bereiche und bietet dennoch die gewünschten Sichtbeziehungen nach außen. Durch die variable Aufteilung der Raumeinheiten lässt sich der Wohnraum an künftige Bedürfnisse anpassen und ermöglicht nach Bedarf ein eigenständiges und generationenübergreifendes Wohnen. Holzdielen bilden einen einheitlichen Bodenbelag, auch die Holzdecke trägt zu der offenen Raumwirkung bei. Die Wände sind in schlichtem Weiß gehalten, vor denen sich nur die wenigen Betonstützen abheben.

Gallerie


Der Grundriss ist offen gestaltet und verliert dadurch keine Wohnfläche über Erschließungszonen. Räumlich abgetrennt sind in jedem Flügel lediglich die Bäder und WCs, die an die Wohnfläche anschließen. Die Innentüren sind ebenso wie die Wände mit einer weißen Oberfläche gewählt. Als Türdrücker kommen L-förmige Modelle aus massivem Edelstahl zum Einsatz. Deren runde Form inklusiver abgerundeter weichem Knick ist angenehm griffig. Dazu passend ist die Rosette. Aus derselben Serie stammen die Fenstergriffe im Neubau.

Sonne zum Heizen und rückbaubare Materialien

Die komplett verglaste Südfassade wurde in Leichtbauweise realisiert und speichert durch ihre Ausrichtung die natürliche Energie der Mittagssonne. Durch die bauliche Anordnung des Vordaches und versetzter Formen der Holzstützen dringt während der Hochsommertage jedoch kaum blendendes Licht ins Gebäude ein. So kommt das Gebäude im Sommer ohne Anlagentechnik für die Kühlung aus. In den Übergangs- bzw. den Wintermonaten lassen hingegen die Ausrichtung und Form der Träger Sonnenlicht bis tief in den Raum zu, die bestehenden massiven Grenzmauern speichern die Sonnenenergie und geben diese zeitversetzt in den Abendstunden ab. Verwendete Bauprodukte wie Holz, Stein, Kiesel, Zement etc. wurden in umliegender Umgebung abgebaut und von lokal ansässigen Handwerkern eingebaut. Alle Materialien können rückgebaut und recycelt werden.

Bautafel

Architektur Sanierung und Erweiterung: w e i s s Architekten, Eichstätt
Architekt Bestandsbau: Gabriel de Gabrieli
Projektbeteiligte:
Randi by Eco Schulte, Menden
Bauherr/in:
privat
Fertigstellung:
2015
Standort:
Eichstätt
Bildnachweis: Matthias Durynek

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