Gutshof in Argenbühl
Zwischen Gegenwart und Tradition
Im Allgäu, zwischen den Städten Isny und Wangen und nur wenige
Kilometer vom Bodensee entfernt, liegt die Gemeinde Argenbühl. In
enger Abstimmung mit der Denkmalpflege entstand hier anstelle eines
historischen Bauernhofs ein zeitgemäßer Neubau nach dem Entwurf des
Architekturbüros Planformat. Statt die traditionellen Formen zu
imitieren, griffen die Planerinnen und Planer dabei nebst neuen
Baustoffen auch auf bewährte Materialien zurück, sodass ein
zeitgemäßer Neubau entstanden ist, der in seiner zurückhaltenden
Architektursprache den heutigen Bedürfnissen gerecht wird, ohne
dabei die regionalen Gepflogenheiten zu ignorieren.
Gallerie
Das Wohnhaus entstand an der Stelle des Vorgängerbaus, mit dem es auch die Kubatur gemein hat. Mithin liegt das Haupthaus am Ende einer langen Zufahrtsstraße, wo es orthogonal zur Scheune positioniert wurde, die Stallungen und Garagen beherbergt. Während zu gleicher Zeit auch die mehrschichtige Holzverkleidung im Obergeschoss an den Vorgängerbau erinnert, lässt zu ebener Erde eine Sichtbetonfassade, deren Öffnungen flächenbündig verglast wurden, erkennen, dass es sich um ein modernes Gebäude handelt. So wie aber der Beton an die Stelle der Oberflächen aus verputztem Klinker getreten ist, fallen im Unterschied zu traditionellen Bauernhäusern sowohl die lichte Loggia auf, die sich im westlichen Giebel öffnet, als auch die geräumige Veranda, mittels derer eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum geschaffen wurde.
Leben mit Ausblick
Der Sichtbeton, der den Sockel bestimmt, setzt sich über das zweigeschossige Foyer, das von Norden betreten wird, ins Innere fort. Dabei ist die verglaste Eingangsfront an genau der Stelle entstanden, an der sich einstmals das Scheunentor befand. Auch wenn an das Entrée eine Wildkammer mit Schmutzschleuse und Kühlzeile anschließt, die den spezifischen Anforderungen des ländlichen Lebens Rechnung trägt, unterscheidet sich die innere Gliederung des Neubaus von der des historischen Bauernhofs: Waren die Wohnräume dereinst der Hauptwindrichtung zugewandt im Osten zu finden, nehmen sie heute, ausgestattet mit einem Fischgratparkett aus Eichenholz, den westlichen Bereich ein. Indem die repräsentativen Räume somit an der Stelle zu finden sind, an dem früher das Heu gelagert wurde, bietet sich aus dem Inneren des Neubaus ein Weitblick auf das Alpenpanorama.
Wohnen mit Atmosphäre
Von der Eingangshalle führt eine einläufige gefaltete
Rohstahltreppe geradewegs ins Obergeschoss, dessen östliche Hälfte
durch drei Zimmer eingenommen wird, während der westliche Teil dem
Schlafraum und Bad vorbehalten ist – aus beiden Räumlichkeiten
bietet sich die Möglichkeit, geradezu auf die Loggia
hinauszutreten. Prägend für die Atmosphäre des Obergeschosses ist
die offen belassene Dachkonstruktion wie auch die Auswahl der
natürlichen Materialien, kamen doch neben der stählernen Treppe
unter anderem auch Kalkputz und Eichenholz zum Einsatz.
Komplettiert werden die Räumlichkeiten durch Teppiche aus
naturbelassener Wolle.
Beschläge: Design mit Tradition
Das Bemühen, regionale
Traditionen mit einem modernen Ausdruck zu verbinden, war auch noch
für die Wahl der Türbeschläge bestimmend. Zum Einsatz kommt eine
Klinke, die auf einen Entwurf des Schweizer Architekten, Designers
und Künstlers Max Bill zurückgeht, der als Gründungsrektor der
gleichermaßen bekannten wie kurzlebigen Hochschule für Gestaltung
in Ulm vorstand. Gemeinsam mit dem Studenten Ernst Mockel hatte
Bill den Drücker für das Hochschulgebäude gestaltet,
dessen geometrische durchdachte Form auf dem Übergang vom Kreis zur
Ellipse beruht und seit 2012 wieder hergestellt wird.
-ar
Bautafel
Architekten: planformat, Isny im Allgäu/Ulm
Projektbeteiligte: Isenheim Ingenieure UG, Isny im Allgäu (Statik und Bauphysik); Xaver Deiss GmbH, Argenbühl (Rohbau); Holzbau Schneider, Röthenbach (Holzbau); Griffwerk, Blaustein (Türdrücker Ulm nach dem Entwurf von Ernst Bill)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Argenbühl, Deutschland
Bildnachweis: Martin Rudau, Leutkirch
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