Bauen mit Salz

Forschungsprojekt zu Stabilität und Wahrnehmung

Laut der UNESCO lebt fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten, in welchen es mindestens in einem Monat des Jahres zu wenig Wasser gibt. Ein Ansatz zur Bewältigung der Wasserknappheit ist die Meerwasserentsalzung. Diese Lösung wirft jedoch neue Fragen an den Umweltschutz auf. Was passiert etwa mit den extrahierten Großmengen an Salz? Zurzeit wird ein Großteil ins Meer zurückgeführt, wo der erhöhte Salzgehalt Fischbeständen, Korallen und Wasserpflanzen zu schaffen macht. Florian Musso und Vesna Pungercar vom Lehrstuhl für Entwerfen, Baukonstruktion und Baustoffkunde der Technischen Universität München arbeiten an einer sinnvolleren Nutzung des überschüssigen Salzes: Im Forschungsvorhaben Bauen mit Salz prüfen sie, wie und mit welchen Vorteilen das Abfallprodukt Salz als Baumaterial weiterverwendet werden kann.

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Meersalz ist bei Raumtemperatur porös und speichert thermische Energie und Feuchtigkeit. Allerdings löst sich Salz in Wasser auf. Daher experimentiert die Forschungsgruppe an einem Salz-Verbundmaterial, das sich für das moderne Bauen eignet. Gefördert wird das Vorhaben durch die Fritz und Trude Fortmann Stiftung.

Im Zuge des Projekts erprobten die Wissenschaftler die Mischung von Salz mit Lehm, Gips oder Polysacchariden in unterschiedlichen Verhältnissen und dokumentierten die Eigenschaften der Verbundmaterialien und die Ausblühungen des Salzes. Die Messungen bestätigten, dass sich die Druck- und Zugfestigkeit bei hoher Luftfeuchtigkeit verringert. Allerdings sehen die Forscher Potenzial des neuen Baustoffes als Wärmespeicher in trockenen Innenräumen zum Beispiel als transluzente Wandpaneele. Salz als Baustoff könnte auch in Krankenhäusern und Therapiezentren verwendet werden, wo bereits heute Salzhöhlen bei Schlafstörungen, Depressionen und Atemwegserkrankungen helfen. 

Die Forscher ermitteln nicht nur technische Parameter, sondern untersuchen zudem, wie künftige Nutzer Salz durch ihre Sinne erfahren. So testen sie unterschiedliche Möglichkeiten, die Salzkristalle und somit die Oberfläche des Baustoffes zu manipulieren. Anhand von Architekturmodellen aus Salz befragte das Team rund 100 Personen zu ihrer Wahrnehmung des Materials. Die meisten Befragten empfanden Salz als neutral in Bezug auf die Oberflächentemperatur und als fast geruchslos.

Bauen mit Salz ist nicht komplett neu. Bereits vor mehr als 2400 Jahren verwendete man im heutigen Ägypten Salz-Ton-Mischungen. Mit ihrem Ansatz haben die Forscher somit nicht nur eine Tradition wiederentdeckt, sondern liefern einen regenerativen Beitrag zur Umwelt. Indem Gips oder Sand teilweise durch Salz ersetzt würde, könnte man die Nutzung von mineralischen Ressourcen in der Baubranche und zugleich den weiteren Anstieg des Salzgehalts im Meer verringern.

Forschung: Prof. Florian Musso und Vesna Pungercar, TU München

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