Büro- und Verwaltungsgebäude in Betzenmühle
Handgeschälte Baumstämme als zweite Fassade
Rund zehn Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt und eingebettet in den Oberpfälzer Nadelwald, befindet sich eines der größten Sägewerke Europas. Das Kerngeschäft der Ziegler Group, einem global agierenden Familienunternehmen mit Hauptsitz im bayerischen Betzenmühle, ist die Holzverarbeitung.
Gallerie
Der Neubau des Büro- und Verwaltungsgebäudes soll die Produkte und die Philosophie des Unternehmens widerspiegeln. Brückner & Brückner Architekten entwarfen einen imposanten viergeschossigen Holzbau mit Glasfassaden, denen umlaufend bis zu 19 Meter lange Fichtenstämme vorgesetzt sind.
Zwei Baukörper mit Lichthöfen
Zwei verschieden hohe, quaderförmige Baukörper mit je einem Lichthof überschneiden sich. Sie sind zueinander leicht versetzt. Etwa 160 handgeschälte Fichtenbaumstämme stehen – gestaffelt in zwei Reihen – schützend vor der Gebäudehülle aus Glas, Holz und Aluminium. Die Stämme haben keine tragende Funktion, sie bilden einen feststehenden Sicht- und Sonnenschutz.
Eine Überhitzung der Büroräume wird zusätzlich durch einen textilen außenliegenden Sonnenschutz verhindert. Die unbehandelten Baumstämme werden über die Jahre auf natürliche Weise vergrauen. So passt sich der Neubau dem Wald an und verweist zugleich auf das Ausgangsmaterial des Sägewerks.
Holzkonstruktion auf betoniertem Untergeschoss
Das Untergeschoss und die Wände der beiden Treppenhauskerne bestehen aus Beton. Ab dem Erdgeschoss handelt es sich um einen Holzbau: Holzstützen und kreuzweise verleimte Brettsperrholzwände in Verbindung mit Brettsperrholzdecken und Holzunterzügen bilden das Tragwerk. Die tragenden, aussteifenden Bauteile der Holzkonstruktion entsprechen mindestens der Feuerwiderstandsklasse F 60. Für das Flachdach kam ebenfalls Brettsperrholz zum Einsatz. Trennende Innenwände aus nichttragenden, kreuzweise verleimten Brettsperrholzwänden kommen dort zum Einsatz, wo es akustisch notwendig ist.
Innenhöfe flankieren die Lobby
Der Haupteingang befindet sich an der Südseite, ein weiterer Zugang im Norden. Beide führen zunächst zu einem Innenhof und weiter in die zentrale Lobby. Deren Herzstück bildet eine skulpturale hölzerne Wendeltreppe bis ins dritte Obergeschoss. Außer einem Empfangstresen sind die Aufzüge und sanitäre Anlagen Teil der Lobby. An den kurzen Längsseiten grenzen die Treppenhäuser an. Raumhohe Fenster zu den Innenhöfen sorgen für eine lichtdurchflutete, großzügige Atmosphäre und Sichtbezüge zu den Büros.
Vielfalt Holz: mal edel, mal rau
Neben den Büros für rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es Besprechungsräume, einen Showroom, eine Kantine, ein Gästekasino und ein Loggia im dritten Obergeschoss. Für diese wurde die umlaufende Reihe der Baumstämme unterbrochen: Von dort bietet sich freier Ausblick auf das Gelände und den Produktionsbereich.
Im Innenraum wird das Konzept fortgesetzt, Holz in seiner großen
Vielfalt und differenzierten Verarbeitungsmöglichkeiten zu
präsentieren – von der rau strukturierten Theke bis zu den
veredelten Oberflächen der Büromöbel. Energetisch ist das Gebäude
autark, es wird über die zentrale Hackschnitzel-Fernheizung des
Holzverarbeitungsbetriebs versorgt. Die Büroräume werden mittels
Unterflurkonvektoren beheizt, die sich im Sommer auch zum Kühlen
der Räume nutzen lassen.
Bautafel
Architektur: Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth/Würzburg
Projektbeteiligte: Riedl Holzbau, Waldthurn (Generalunternehmer); Grünwald & Ach Planungsgesellschaft für Energie- und Gebäudetechnik, Weiden in der Oberpfalz (HLS Planung); Ingenieurbüro Bodensteiner & Partner, Weiden in der Oberpfalz (Tragwerksplanung); DAI Dorn Architekten Ingenieure, Gesellschaft für Gebäude & Brandschutzplanung, München (Brandschutz); EAS Systems Neustadt an der Waldnaab (Elektroplanung); realgrün Landschaftsarchitekten, München (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Ziegler Holzindustrie, Plößberg
Fertigstellung: 2020
Standort: Betzenmühle 3, 95703 Plößberg
Bildnachweis: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger, Hümpfershausen
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