Triodos Bank in Zeist

Demontierbare Bauteile und Tragwerk aus Holz

Nahe der Autobahn, die von Utrecht Richtung Osten führt, planten die Amsterdamer RAU Architects gemeinsam mit Ex Interiors, einem ebenfalls niederländischen Büro für Innenarchitektur, ein schwungvoll gewundenes Bürogebäude für die Triodos Bank. Es verfügt über bis zu sechs Geschosse und ist in einen Grünraum gebettet, die organische Form umgreift einen gen Westen offenen Hof. Über drei Kernbereichen im Grundriss erheben sich drei verschieden hohe Türme, während die gemeinsame Basis aus Erd- und erstem Obergeschoss einem ausgedehnten Foyer Raum bietet. 

Gallerie

Parklandschaft prägt den Entwurf

Der Neubau mit einer Bruttogrundfläche von 12.693 Quadratmetern liegt auf dem Anwesen De Reehorst, einer bewaldeten Parkanlage südlich des Bahnhofs Driebergen-Zeist. Das Grundstück ist Teil der „Stichtse Lustwarande“, einer Reihe von mehr als hundert Landgütern und Landhäusern. Der Entwurf ist maßgeblich durch diese Naturlandschaft geprägt, das Gebäude umlaufend verglast. Drei ovale, vier- bis sechsgeschossige Baukörper überragen die geschwungene Basis, deren Erdgeschoss sich im Süden weit ausdehnt. In einem Rastermaß von 3,60 Metern ist die Fassade mit raumhohen Fensterbändern versehen, sodass keine klare Vorder- und Rückseite erkennbar ist. Die Fußwege zu den zentralen Eingängen sind ebenfalls gewunden.

Gallerie


Erschließungskerne aus Brettsperrholz

Im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist das Gebäude aus demontierbaren Bauteilen mit Konstruktionskernen aus PEFC-zertifiziertem Holz errichtet. Kellergeschoss und Sockel sind aus Beton, die Geschosse in Holzbauweise gefertigt. Die gesamte Holzkonstruktion ist demontierbar. Die Kerne der Türme bestehen aus Brettsperrholz (CLT = Cross Laminated Timber). Hier befinden sich unter anderem die Treppenhäuser sowie die sanitären Anlagen. Eingerahmt werden die hölzernen Erschließungskerne durch markante L-förmige Holzträger, die sich zum Fußpunkt hin verjüngen. Die Geschossdecken aus Brettsperrholz sind teilweise verdeckt durch Holzsparren und eine Klimadecke. Die drei Erschließungskerne sind mit der Fassade durch eine zweite Reihe von Trägern verbunden, welche von Säulen gehalten werden. Die Aluminium-Glas-Fassade erfüllt als Sonderkonstruktion höchste energetische Ansprüche und ist zu hundert Prozent kreislauffähig.  

Gallerie

Lichtdurchflutete Bürolandschaft

Der öffentliche Bereich im Erdgeschoss ist hell und großzügig. In den Obergeschossen befinden sich offen gestaltete Bürolandschaften, die den internen Austausch befördern sollen, aber auch abgeschlossene Büro- und Konferenzräume. Ein Großteil der Trennwände ist transparent ausgeführt, um visuelle Verbindungen zu den übrigen Bereichen und der Landschaft herzustellen. Außen ist die Holzkonstruktion kaum ablesbar, im Inneren jedoch dominiert Holz – an Stützen, Erschließungskernen, Treppen, Böden und Decken. Das Holz, welches für die Möbel und Fußböden verwendet wurde, stammt größtenteils von dem Baugrundstück.

Insgesamt kamen über 2.500 Kubikmeter Holz zum Einsatz. Sie speichern rund 1,5 Millionen Kilogramm CO2. Das ist nicht die einzige Maßnahme im Sinne der Nachhaltigkeit: Photovoltaik-Module liefern 500.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr und machen den Neubau energieneutral. Die Dachflächen sind insektenfreundlich begrünt, und die Höhe der Türme richtet sich nach den Flugrouten der Fledermäuse.

Gallerie

Materialbank für die Zukunft

Für jedes Produkt und jede Komponente im Haus wurde ein BIM-basierter Materialpass erstellt, der über die Herkunft und Recyclingfähigkeit sämtlicher Materialien Auskunft gibt und dadurch die Wiederverwertung ermöglicht. Dank der 165.312 verwendeten Schrauben lässt sich das Gebäude zerlegen und an einem anderen Ort wieder aufbauen, ohne Verlust von Materialien, Komponenten und Produkten. Die Materialwerte werden über die sogenannte Madaster-Plattform (Kataster für Materialien) überwacht, können in einer zukünftigen Bilanz technisch liquidiert und steuerlich aktiviert werden. Das Projekt erhielt eine Auszeichnung mit dem britischen Nachhaltigkeitszerftifikat BREEAM Award 2021 für gewerbliche Projekte in der Kategorie Pfostenbauweise (Post Construction).

Bautafel

Architektur: RAU Architecten, Amsterdam 
Projektbeteiligte: EX Interiors, Nieuwegein (Innenarchitektur); Lüning, Arnhem (Tragwerk Holzbau); Derix, Liederholthuis (Holzbau); J.P. van Eesteren, Gouda (Generalunternehmen); Bosman Bedrijven, Amersfoort (Installateur); Schüco, Bielefeld (Aluminium-Glas-Fassade)
Bauherr/in: Triodos Bank, Zeist
Fertigstellung: 2019
Standort: Hoofdstraat 10, 3972 LA Driebergen-Rijsenburg, Niederlande
Bildnachweis: Ossip van Duivenbode, Rotterdam

Fachwissen zum Thema

Der Digitalisierungsgrad ist im Holzbau besonders fortschrittlich.

Der Digitalisierungsgrad ist im Holzbau besonders fortschrittlich.

Planungsprozesse

BIM im Holzbau

Im Holzbau sollten statische und fertigungsbedingte Belange zur Vorplanung gehören. Ist der Entwurf erstellt, arbeitet das Planungsteam kooperativ an den Aufbauten der Wand-, Decken- und Dachelemente.

Brettsperrholz eignet sich sehr gut für Wandelemente. Um vertikale Lasten optimal abtragen zu können, müssen die Decklagen stehend angeordnet sein.

Brettsperrholz eignet sich sehr gut für Wandelemente. Um vertikale Lasten optimal abtragen zu können, müssen die Decklagen stehend angeordnet sein.

Bauteile

Brettsperrholz (BSP) - Massivholzsysteme

Brettsperrholzelemente eignen sich gut für hohlraumfreie, kompakte Wandaufbauten. In Kombination mit Brettsperrholzdecken sind die Verbindungsdetails einfach ausführbar.

Visualisierung des Tragwerks für das Labor für Wasserwesen in Neubiberg (2011)

Visualisierung des Tragwerks für das Labor für Wasserwesen in Neubiberg (2011)

Konstruktionselemente

Rahmen

Gegenüber einfachen BSH-Trägern sind Rahmentragwerke in der Lage, vertikale und horizontale Lasten aufzunehmen; sie eignen sich damit auch zur Aussteifung von Bauwerken.

Mehrfamilienhaus in Potsdam nach Plänen der Berliner Scharabi Architekten: Weil die Konstruktion ohne Leim und Klebstoffe auskommt, ist sie komplett recyclebar. Auch viele andere Materialien, die im Haus verbaut sind, lassen sich wiederverwerten.

Mehrfamilienhaus in Potsdam nach Plänen der Berliner Scharabi Architekten: Weil die Konstruktion ohne Leim und Klebstoffe auskommt, ist sie komplett recyclebar. Auch viele andere Materialien, die im Haus verbaut sind, lassen sich wiederverwerten.

Grundlagen

Wiederverwendbarkeit und Kreislaufwirtschaft von Holzbauteilen

Grundsätzlich eignet sich Holz sehr gut für die Wiederverwendung; schon beim Entwurf sollte das Konzept des Rückbaus in die Planung einbezogen werden.

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Holz sponsored by:
Informationsdienst Holz | getragen durch den Informationsverein Holz, Düsseldorf
Kontakt: +49 (0) 211 9665580 | info@informationsvereinholz.de
und Holzbau Deutschland Institut e.V., Berlin
Kontakt: +49 (30) 20314533 | kontakt@institut-holzbau.de
und Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., Wuppertal
Kontakt: +49 (0) 20276972732 | info@studiengemeinschaft-holzleimbau.de
Zum Seitenanfang

Das schwungvoll gewundene Bürogebäude verfügt über bis zu sechs Geschosse und ist eingebunden in eine Parklandschaft.

Das schwungvoll gewundene Bürogebäude verfügt über bis zu sechs Geschosse und ist eingebunden in eine Parklandschaft.

Büro/​Verwaltung

Triodos Bank in Zeist

Demontierbare Bauteile und Tragwerk aus Holz

Industriehafen im Wandel: Floating Office nach Plänen von Powerhouse Company

Industriehafen im Wandel: Floating Office nach Plänen von Powerhouse Company

Büro/​Verwaltung

Floating Office in Rotterdam

Holzskelett auf Pontons

Westansicht auf das siebenstöckige Bürogebäude unweit der Spree

Westansicht auf das siebenstöckige Bürogebäude unweit der Spree

Büro/​Verwaltung

Bürogebäude Luisenblock West in Berlin

460 Holzmodule auf sechs Etagen

Große Verglasungen gen Südosten lassen viel Tageslicht in die Bürolandschaft und ermöglichen schöne Ausblicke. Geplant wurde der Holzhybridbau von Tom Lechner und seinem Büro LP architektur aus Altenmarkt.

Große Verglasungen gen Südosten lassen viel Tageslicht in die Bürolandschaft und ermöglichen schöne Ausblicke. Geplant wurde der Holzhybridbau von Tom Lechner und seinem Büro LP architektur aus Altenmarkt.

Büro/​Verwaltung

Bürogebäude für Vivid Planet Software in Henndorf am Wallersee

Lichtdurchflutete Bürolandschaft in Holzhybridbauweise

Brückner & Brückner Architekten entwarfen einen imposanten viergeschossigen Holzbau mit einer zweiten Fassade aus bis zu 19 Meter langen Fichtenstämmen (Ansicht Süd).

Brückner & Brückner Architekten entwarfen einen imposanten viergeschossigen Holzbau mit einer zweiten Fassade aus bis zu 19 Meter langen Fichtenstämmen (Ansicht Süd).

Büro/​Verwaltung

Büro- und Verwaltungsgebäude in Betzenmühle

Handgeschälte Baumstämme als zweite Fassade

Das Forstamt Jena-Holzland, geplant von Cornelsen und Seelinger Architekten, ist ein Musterbeispiel sowohl für die Verwendung des Baustoffs Holz als auch für einen nachhaltigen Energiehaushalt.

Das Forstamt Jena-Holzland, geplant von Cornelsen und Seelinger Architekten, ist ein Musterbeispiel sowohl für die Verwendung des Baustoffs Holz als auch für einen nachhaltigen Energiehaushalt.

Büro/​Verwaltung

Forstamt Jena-Holzland in Stadtroda

Heimische Baumarten und positive Energiebilanz

An der Dorfstraße von Bezau befindet sich seit Kurzem ein zierliches Holzhaus, das die Verkaufsräume der Gartenwerkstatt Strubobuob beherbergt.

An der Dorfstraße von Bezau befindet sich seit Kurzem ein zierliches Holzhaus, das die Verkaufsräume der Gartenwerkstatt Strubobuob beherbergt.

Büro/​Verwaltung

Gartenwerkstatt Strubobuob in Bezau

Vorgefertigter, folienfreier Holzskelettbau

Maßgebend für den Entwurf des Architekten Bruno Moser war das Maximalformat einer OSB-Platte von 11,40 x 2,80 Metern (Ansicht Südwest).

Maßgebend für den Entwurf des Architekten Bruno Moser war das Maximalformat einer OSB-Platte von 11,40 x 2,80 Metern (Ansicht Südwest).

Büro/​Verwaltung

Stammhaus Egger in St. Johann

Viergeschossiger Holzrahmenbau im Niedrigenergiestandard

Neue Broschüre

Aktuelle Ingenieurholzbauten im Kontext von Projekt- und Stadtentwicklung werden im neuen Heft der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. beleuchtet. Jetzt kostenfrei herunterladen!

Partner-Anzeige