Raumzellen
Potenziale, Vor- und Nachteile, gebaute Beispiele
Die Vorfertigung im Holzbau beschränkt sich nicht nur auf zweidimensionale Bauelemente wie Wände, Decken und Dächer. Inzwischen gibt es sowohl in Mitteleuropa als auch in Skandinavien einige Gebäude, die aus vorgefertigten Raumzellen zusammengesetzt sind.
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Raumzellen bieten die Möglichkeit, nicht nur Wandaufbauten weitgehend vorzufertigen, sondern auch Bodenaufbauten, Innenoberflächen sowie Sanitär- und Elektroinstallationen. Im Werk lässt sich so ein sehr rationaler Fertigungsprozess organisieren: Einzelteile müssen nicht weit transportiert werden, und es besteht keine Gefahr von Diebstahl oder Beschädigung schon erstellter Leistungen. Außerdem kann die Ausführung stets unter optimalen Bedingungen hinsichtlich Ausstattung (Baustelleneinrichtung), Witterungsschutz, Temperatur und Anlieferungsmöglichkeiten erfolgen.
Vielzahl gleicher Einheiten
Die Transportkosten sind aufgrund des größeren Volumens von Raumzellen zwar erhöht. Das hohe Maß an Vorfertigung bietet jedoch andere wirtschaftliche Vorteile, wie zum Beispiel Planungstiefe und Überschaubarkeit zeitlicher Abläufe. Bei Bauvorhaben in Deutschland und Österreich war in den letzten Jahren eine große Stückzahl gleicher Einheiten entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Große Vorteile im Vergleich mit konventionell errichteten Gebäuden bieten Wohnheime oder Hotels, bei denen viele gleiche Räume mit zugehörigen kompakten Nassräumen benötigt werden. Die in den Bauabläufen komplexesten Räume und Bauteile (Sanitärbereiche sowie die Hülle der Wohnräume) können dabei unter den kontrollierten Bedingungen im Werk vorgefertigt werden. Das sorgt für extrem kurze Bauzeiten und eine hohe Ausführungsqualität.
Beim Bau des Hotels Ammerwald (Oskar Leo Kaufmann Architekten) konnten 96 Hotelzimmer einschließlich Außenwand mit Fenstern, Bädern, Innenausbau und Möblierung vorgefertigt und in nur sechs Wochen auf der Baustelle montiert werden. Zwei Sockelgeschosse waren vorher in Ortbeton ausgeführt worden. Lediglich Dach und Fassade aus Aluminiumblechen mussten noch vor Ort montiert werden. Hohe Präzision und Sorgfalt erfordern jedoch die Planung des Montagevorgangs und der Zusammenführung der Gebäudetechnik.
Doppelte Wände und Decken kommen Schallschutz zugute
Für kleine Einheiten wie Hotel- oder Wohnheimzimmer bieten sich Raumzellen aus Brettsperrholz an. Wände und Böden werden dabei nach den statischen Erfordernissen für das gesamte Gebäude dimensioniert, während die Decke nur die Steifigkeit der Zelle gewährleisten muss und aus einer deutlich schlankeren Platte bestehen kann. Die doppelten Wände und Decken, die durch die Zusammensetzung des Gebäudes aus Raumzellen enstehen, kommen aber dem Schallschutz zugute, wenn Raumzelle und Nutzungseinheit identisch sind. Der höhere Aufwand in der Herstellung ersetzt damit andere aufwändige Schallschutzmaßnahmen.
Auch mehrgeschossige Gebäude lassen sich aus Raumzellen konstruieren. Beim Studentenwohnheim Woodie in Hamburg (Sauerbruch Hutton Architekten, Abb. 12,13) sind Boden- und Deckenplatten zwischen die tragenden Wandschotten der Zimmer eingehängt, sodass sie auch nach Montage die vertikalen Lasten ohne Querholzpressungen durch sechs Geschosse abtragen können.
Es lassen sich jedoch auch größere Räume aus mehreren Raumzellen zusammensetzen. Beim Impulszentrum Reininghausgründe in Graz (Architekt Hubert Rieß, Abb. 1-4) wurden die Großraumbüros eines Gründerzentrums jeweils aus zwei Raumzellen zusammengesetzt, deren Decken einseitig auf Trägern und Stützen aufliegen. Auch sind die Klassenzimmer der Europäischen Schule Frankfurt am Main (NKBAK Architekten, Abb. 5-11) aus je zwei vorgefertigten Raumzellen zusammengesetzt. Stützen in der Mitte des Raums waren hier nicht möglich, sodass eine Modullängsseite offen ist, und die Decke auf einem Träger aus Buchen-Furnierschichtholz aufliegt.
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