Glasrohre
In Röhrenform produziertes Glas wird insbesondere in der chemischen Industrie für den Transport und die Aufbewahrung von Flüssigkeiten eingesetzt. Zur Herstellung wird meistens Borosilikatglas verwendet.
Gallerie
Das gebräuchlichste Verfahren zur kontinuierlichen Rohrglasherstellung ist das 1912 nach seinem Erfinder benannte Danner-Verfahren. Auf ein leicht schräg gestelltes, langsam rotierendes Tonrohr, die Dannerpfeife, läuft ein kontinuierlicher Strang von Glasschmelze auf. Am tieferen Ende der Pfeife wird das Glas unter Bildung der „Ziehzwiebel“ abgezogen, wobei durch Zuführung von Luft durch die Hohlwelle der Pfeife ein Hohlraum entsteht. Nach Umlenken in die Horizontale durchläuft das erstarrende Rohr eine Rollenbahn bis zur Ziehmaschine, hinter der durch Thermoschock eine Trennung in ca. 1,50 m lange Abschnitte erfolgt. Mit diesem Verfahren werden die meisten der baupraktisch verwendbaren Rohrquerschnitte gefertigt. Für die Aufnahme von Druckspannungen sind gerade Profile mit großen Wandstärken interessant. Die Herstellung ist aber auf maximal 10 mm beschränkt, da die im Abkühlungsprozess auftretenden Temperaturspannungen sonst zu hoch werden.
Von Leopoldo Sanches-Vello wurde 1929 ein vertikales Ziehverfahren entwickelt. Das Vello-Verfahren entspricht in seiner Bedeutung dem Danner-Verfahren und erreicht eine vergleichbare Leistung. Das Glas läuft nach unten aus dem Schmelzaggregat durch die Ziehdüse aus, wobei der Hohlraum durch eine Pfeife mit konischer Öffnung geformt wird. Das noch weiche Rohr wird waagerecht umgelenkt und wie beim Danner–Verfahren über eine Rollenbahn abgezogen, gekühlt und zugeschnitten. Besonders große Rohrquerschnitte können mit einem relativ jungen Formgebungsverfahren hergestellt werden, dem Schleuderverfahren. Diese Elemente sind aber besonders aufwendig in der Herstellung.
Glasrohre stellen für den konstruktiven Glasbau eine
interessante Ausgangsform dar, da große Biegemomente übertragen
werden können, ohne dass Verbindungsmittel oder Schubelemente
erforderlich sind. Für die Verwendung im konstruktiven Glasbau,
z.B. als Stützen oder Biegeträger, müssen noch Maßnahmen zur
Gewährleistung der Resttragfähigkeit erforscht werden. Für die
Gewährleistung einer hohen Resttragfähigkeit können z.B. zwei
ineinander liegende Rohre verwendet werde, deren Zwischenraum mit
einem Gießharz gefüllt wird.
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