Wohnhaus in Waidhofen an der Thaya
Natürliche Baustoffe innen und außen
Nahe der tschechischen Grenze liegt die österreichische Stadtgemeinde Waidhofen an der Thaya. Als Teil einer Siedlung mit kleinen Selbstversorgergärten der Nachkriegszeit steht hier das Wohnhaus Waldmann. Architekt und Bauherr Dietrich Waldmann errichtete damit den ersten Neubau der sogenannten Nordsiedlung und berücksichtigte bei der Planung die Nachbarbebauung ebenso wie den über 50 Jahre alten Obstbaumbestand. Das Gebäude ist geprägt durch einen starken Bezug zwischen Innen- und Außenraum: Jede der sechs Ebenen, angeordnet als Split-Level, verfügt über einen direkt vorgelagerten Freibereich.
Gallerie
Der zweigeschossige Baukörper mit kaum merklich geneigten Dächern fällt zunächst vor allem aufgrund seiner Fassade auf: Teilweise überlappende Hölzer verleihen der Vertikalschalung aus Lärchenholz eine besondere Plastizität, unterstützt durch eine leicht schimmernde, gräuliche Oberfläche. Um die Fassade trotz der unterschiedlich ausgebildeten Dachvorsprünge und infolgedessen unterschiedlicher Bewitterung langfristig einheitlich zu gestalten, wurden bereits vergraute Bretter aus den umliegenden Sägewerken verarbeitet.
Das nicht unterkellerte Gebäude in Holzriegelbauweise steht auf einer vollständig gedämmten Betonplatte, die während der Heizperiode als Wärmespeicher dient. Zur Reduktion von Wärmebrücken bestehen die Außenwände aus einer tragenden, gedämmten Installationsebene und einer versetzt aufgedoppelten, äußeren Dämmebene. Innen wie außen wurden natürliche Baustoffe verwendet: Türen, Fenster und Böden, Massivholzdecken und Fassaden sind überwiegend aus heimischem, unbehandelten Lärchenholz gefertigt. Für die Innenwände kommen Gipsfaserplatten und Lehmputz, für die Dämmung Zellulosefasern zum Einsatz. Einige der verwendeten Baustoffe sind mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet, das für Umweltfreundlichkeit in Produktion, Verarbeitung und Nachnutzung steht.
Aspekte des nachhaltigen und gesunden Bauens bestimmten von Anfang an die Planung des Wohnhauses, das als so genanntes Klima:Aktiv-Haus zertifiziert ist. Zu den Kriterien dieses österreichischen Gebäudestandards gehören u.a. die Energieversorgung, der Wasserbedarf und die Innenraumluftqualität (siehe Surftipps). Für gute Raumluft sorgen Bau- und Dämmstoffe ohne PVC und FCKW, emissionsarme Beläge und Anstriche sowie eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Die Lüftung wirkt sich wiederum günstig auf den Energieverbrauch aus.
Die Beheizung der Räume und Warmwasserbereitung erfolgt durch solare Energiegewinnung, ergänzt durch einen zentralen Stückholzofen im Wohnzimmer. Die Zuluft für die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung wird über zwei Erdkollektorrohre aus unterschiedlichen Materialen geführt, um mehr über den Einfluss des Rohrmaterials auf die durchströmende Luft zu erfahren. Über die gering geneigten Dachflächen gelangt anfallendes Regenwasser in ein Abflussrohr zur 10m³ großen Zisterne, in der es für die WC-Spülung, die Waschmaschine und zur Bewässerung des Gartens gesammelt wird. Der Überlauf speist ein Biotop.
Das Wohnhaus Waldmann wurde mit dem Niederösterreichischen
Holzbaupreis 2011 ausgezeichnet. -cr
Bautafel
Architekt: Dietrich Waldmann, Waidhofen an der Thaya/A
Projektbeteiligte: Holzbau W. Longin, Dobersberg/A (Ausführendes Unternehmen); Johann Zehetgruber, Zwettl/A (Statik), Fermacell, Duisburg (Gipsfaserplatten)
Bauherr: Ute und Dietrich Waldmann, Waidhofen an der Thaya/A
Fertigstellung: 2009
Standort: Waidhofen an der Thaya/A