Haus Simma in Egg/A
Ziegelhaus mit Stroh- und Schindelhülle
Die zeitgenössische Voralberger Architektur sollte man nicht auf den Baustoff Beton reduzieren. Mitten im Bregenzerwald in der kleinen Ortschaft Egg steht das Haus Simma – ein Ziegelhaus aus den 1960er Jahren, das auf Grund unzureichender wärmetechnischer Maßnahmen und einer unzweckmäßigen Grundrissorganisation generalsaniert werden sollte. Umgebaut von dem ortsansässigen Architekten Georg Bechter/Atelier Heimatstunden ist das Wohnhaus heute mit einer Strohhülle überzogen, so dass ein komplett neuer Baukörper mit abgeschrägten Fensterlaibungen und Holzschindelfassade entstanden ist.
Gallerie
Grundlage des Entwurfs für die Umbaumaßnahmen war das Ziel, möglichst viel Bausubstanz zu erhalten und den Wohnkomfort dem heutigen Stand anzupassen. Da das Wohnhaus das Einzige in seiner Nachbarschaft war, dessen Dachausrichtung quer zu den Giebeln der umliegenden Häusern stand, wurde das Dach um ein halbes Geschoss angehoben und in die Richtung der umliegenden Bebauung gedreht. Desweiteren wurde der Grundriss des Erdgeschosses neu organisiert: Zugunsten eines neuen offenen Raumkontinuums wurden Funktionsbereiche getauscht und neu zugeordnet. Auf Wunsch der Bauherren wurde die lichte Raumhöhe von 2,30 Metern um 80 cm erhöht. Eine Anhebung der Decke im Bereich des Wohnzimmers schafft so einen hellen, großzügigen Raum, der sich nach Süden zur Landschaft hin öffnet. Im Obergeschoss wurden drei Zimmer und ein Bad angeordnet.
Die Laibungen der Fenster sind von außen nach innen konisch zulaufend. So kann möglichst viel Tageslicht durch die massiven Wände dringen. Diese wurden schließlich durch die ökologische Dämmung um etwas 45 cm dicker und messen nun mit der Mauerstärke des Bestands über 80 cm. Die Architekten haben besonderen Wert auf eine ökologische Sanierung gelegt. Das Baumaterial sowie alle am Umbau beteiligten Firmen stammen aus dem direkten Umfeld – so bleibt die gesamte Wertschöpfung in der Region. Als Dämmaterial wurde Stroh gewählt – der einzige Baustoff, der nicht mit Bohrsalzen und anderen Stoffen versetzt werden muss und dadurch vollkommen ökologisch ist. Die Strohballen kommen aus einem benachbarten Betrieb.
Ergänzend zu den drei Zentimeter dicken Holzvertäfelungen aus
Tannenholz im Erdgeschoss sind die Schlafräume im Obergeschoss mit
2,5 cm starken Lehmputzwänden versehen. Dies soll vor allem die
Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise regulieren. Das Holz stammt
aus einem nur 30 Kilometer entfernten Waldgebiet. Alle Holzflächen
wurden unbehandelt verarbeitet und verbaut. Der Baustoff Holz,
konstruktiv richtig eingesetzt, kann sich selbst schützen
– chemische Mittel verlängern die Lebensdauer dieses Materials
lediglich um 3%. Auch die thermische Sanierung spielte eine
wichtige Rolle. Vor- und Rücksprünge wurden begradigt, die
überstehenden Dachränder gekappt. Auf diese Weise ist ein kompakter
Baukörper entstanden, der komplett gedämmt und auf
Niedrigenergiestandard gebracht wird. Geheizt wird mit einem
Kachelofen. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung reguliert
die Be- und Entlüftung des Wohngebäudes. Als neue Außenhaut erhielt
das Haus eine ortstypische Schalung aus Schindeln.
Bautafel
Architekten: Georg Bechter/Atelier Heimatstunden, Hittisau/A
Projektbeteiligte: Georg Bechter, Rüdiger Weiss, Hittisau/A (Architektur+Design), Eric Leitner, Schröcken/A (Statik), Kaspar Greber, Bezau/A( Ausführung Holzbau)
Bauherr: Jodok Simma und Doris Fink
Fertigstellung: 2010
Standort: Egg/A
Bildnachweis: Georg Bechter, Hittisau/A