Jugendherberge in Bayreuth
Holzkonstruktion und Massivbauweise kombiniert
Für Reiselustige aus aller Welt sind Jugendherbergen ein attraktiver Anlauf- und Treffpunkt. Nach wie vor spielt neben der preisgünstigen Übernachtungsmöglichkeit für junge Menschen, Schulklassen, Jugendgruppen, aber auch Familien der Aspekt Geselligkeit eine wichtige Rolle. Bei dem Neubau der Jugendherberge in Bayreuth wurde deshalb den Gemeinschafts- sowie Außenflächen viel Platz eingeräumt. Die Bauherren wünschten einen Ort für internationalen Austausch, Sport und Inklusion. Das Berliner Architekturbüro LAVA Laboratory for Visionary Architecture entwarf dementsprechend einen modernen, barrierefreien Bau, der den Gästen offene Zonen zum Treffen, aber auch ruhige Bereiche bietet.
Gallerie
Wie ein weich geschwungenes Ypsilon ruht der zweigeschossige
Baukörper auf einem von Bäumen gesäumten Grundstück im Norden der
bayerischen Stadt. Das Äußere ist geprägt von großzügigen
Fensterflächen, einer Bekleidung in Grüntönen und hölzernen
Lamellen sowie einer weißen Hülle, die wie sich wie ein Rahmen die
Gebäudekonturen nachzeichnet. Das leicht geneigte Dach ist von
einer ebenfalls weißen Membran überspannt. Durch den speziellen
Grundriss werden drei Flügel ausgebildet, an ihrer Schnittstelle im
Inneren befindet sich mit dem Atrium das zentrale Herzstück. Nach
Außen verzahnt sich der Neubau mit dem weitläufigen
Gelände.
Verbindung zu den grünen Außenflächen
Zwischen den Trakten mit fließenden Formen befinden sich je ein Sportfeld, ein Abenteuerspielplatz sowie Grün- und Verweilzonen. Diese bieten den Gästen die Möglichkeit, sich draußen aufzuhalten und an frischer Luft zu bewegen. Nicht nur verglaste Zimmertüren im Erdgeschoss führen direkt hinaus. Auch überdachte Terrassen im Obergeschoss haben angegliederte Außentreppen als schnellen Zugang zum Außenbereich. Alle Terrassen, Sport- und Parkplätze sind schwellenlos ausgebildet und mit farbigen Leitsystemen gestaltet.
Massivbau aus Beton mit einer hölzernen Dachkonstruktion
Für die Konstruktion wählten die Architekten zwei Materialien,
die sichtbar belassen wurden: Beton und Holz. Die Außenwände und
Decken sind in Massivbauweise errichtet, die Dachkonstruktion
besteht aus hölzernen Balken. Für die Innenwände kommen
eingestellte Holzmodule zum Einsatz. Die Gliederung in flexible und
feste Bauteile ermöglicht eine spätere Umnutzung. Nur entlang der
Flure und der Fassaden gibt es tragende Wände aus Beton, sodass
sich die Zimmerflügel im Inneren frei einteilen lassen. Die
Betonwände sorgen zugleich für einen guten Schallschutz zwischen
Zimmern und Aufenthalts- und Durchgangszonen – wichtig an einem so
lebhaften Ort. Denn insgesamt 180 Betten bietet die Jugendherberge.
Diese sind auf 45 Zimmer – alle mit Dusche und WC – aufgeteilt. 14
Zimmer sind barrierearm und ein Zimmer behindertengerecht
ausgeführt.
Tageslichteinfall und leuchtende Farbtupfer
Betritt man das Gebäude, öffnet sich das zentrale Atrium. Hier befindet sich die Rezeption. Es verbindet zudem die drei Gebäudeflügel sowie die beiden Geschosse. Eine zentrale Treppenanlage ist kombiniert mit Sitzstufen, sodass die Zone nicht nur als Durchgang dient, sondern auch zum Verweilen einlädt. Die hölzerne Dachkonstruktion liegt offen. Durch ein üppiges Oberlicht kann viel natürliches Licht von einfallen, was zu einer hohen Aufenthaltsqualität beiträgt. Leuchtend gelbe Brüstungselemente an Rezeption, Treppe und Galerie markieren den offenen Raum.
Während im nördlichen Flügel der Speisesaal, die Küche und Nebenräume angeordnet sind, befinden sich in den Trakten im Südwesten und Osten die Schlafräume, die durch die Farbe Grün gekennzeichnet sind. Die durchdachte Anordnung der Zwei-, Vier- und Sechsbettzimmer ist besonders platzsparend. Im Obergeschoss sind fünf unterteilbare Seminarräume untergebracht, und darüber hinaus Familienzimmer und ein Familienaufenthaltsraum mit Bällebad.
Holz im Innenraum
Um auch dem Bedürfnis nach Rückzug und Privatsphäre entgegenzukommen, sind die Gästezimmer dementsprechend ausgestattet: Wie in einem modernen Hotel ist der Zutritt organisiert: Karten und Lesegeräte an den Türen bilden das elektronisches Schließ- und Identifikationssystem.
Die schallgedämmten und mit heller Seekiefer beplankten Holztrennwände in den Schlafräumen sind als sogenannte Erlebniswände gestaltet. Sie beinhalten Schlafkojen, mit grünem Schichtstoffplatten ausgekleidete Schreibtischnischen und offene Garderobenfächer. Statt der obligatorischen Spinde kommen stabile Schubladenboxen unter den Betten zum Einsatz, in denen große Koffer Platz finden.
Sowohl in den Gästezimmern als auch Gemeinschaftsbereichen verkürzen Paneele aus Holzfaserplatten an den Sichtbetondecken die Nachhallzeit und sorgen für eine gute Akustik. -dg
Bautafel
Architekten: LAVA Laboratory for Visionary Architecture, Berlin, mit Wenzel + Wenzel, Karlsruhe
Projektbeteiligte: : Engelsmann Peters, Stuttgart (Tragwerksplanung); Riede landschaftsarchitektur, Nürnberg (Landschaftsplanung); Ibt.Pan, Berlin (Gebäudetechnik/Elektroplanung); Bauart Konstruktions, München (Brandschutz); B.O.B., Bad Feilnbach (Küchenplanung); Häfele, Nagold (Schließsystsem, Beschläge und Trennwände); Space Agency, London (Leitsystem)
Bauherr: Deutsches Jugendherbergswerk (DJH) Landesverband Bayern, München
Standort: Universitätsstraße 28, 95447 Bayreuth
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Werner Hutmacher, München / DHJ sowie Fotostudio Huber, Nagold / Häfele