Wohnhaus in Leonberg-Warmbronn
Tageslicht, natürliche Materialien und ein enger Bezug nach außen
Rund 13 km westlich von Stuttgart, hoch über Leonberg-Warmbronn, realisierten die Architekten Berschneider und Berschneider ein zweigeschossiges Wohnhaus für eine Familie. Der weiß verputzte Baukörper mit Pultdach ist in steiler Hanglage positioniert und orientiert sich mit seinen Aufenthaltsräumen überwiegend nach Süden. Für die Architekten bedeutete die Ausrichtung eine Herausforderung, da auch die Straße auf der Südseite liegt. Die Hanglage bot allerdings die Möglichkeit, durch Höhenunterschiede räumliche Distanzen und damit Privatheit zu schaffen.
Gallerie
Die Garage befindet sich auf Straßenniveau, eine daneben angeordnete Steintreppe führt auf die darüber liegende Terrasse mit Garten. Die daran anschließende Eingangsebene ist auf drei Seiten von Erdreich umschlossen, wobei das Bad, der Hauswirtschaftsraum und die Abstellflächen nach Norden orientiert sind. Die beiden Kinder- und ein Gästezimmer öffnen sich mit großen Verglasungen zum Garten im Süden. Direkt darüber liegt der ebenfalls verglaste Wohn-, Ess- und Küchenbereich mit Blick ins Tal, der im Südwesten auf ein Holzdeck führt. Weil das obere Geschoss über das untere auskragt, entsteht ein geschützter Eingangs- und Außenbereich, der gleichzeitig einer möglichen Überhitzung der Kinder- und Gästezimmer entgegenwirkt.
Durch wechselnde Ausblicke in die Landschaft, die enge Verknüpfung zwischen Innen- und Außenraum und die großzügige, natürliche Belichtung ist das Haus von einer angenehmen Atmosphäre geprägt. Die vor den Glasflächen angeordneten Lamellen schützen vor Überhitzung und Blendung und erzeugen Lichtmuster auf Böden und Wänden. Zur Behaglichkeit tragen auch die verwendeten Materialien bei, wie beispielsweise die Eichendielen und der Jura Naturstein auf den Fußböden sowie die vom Schreiner gefertigten, weißen Einbaumöbel. Die Innenwände sind mit Gipsfaserplatten beplankt, als Untergrund für die Eichendielen dienen Estrich-Elemente mit Holzfaser-Kaschierung. Die für Boden und Wände verwendeten Trockenbauelemente besitzen die Fähigkeit, Schadstoffe aus der Luft zu filtern und dauerhaft zu binden.
Energetisch betrachtet ist das Gebäude das, was man als
Plusenergiehaus bezeichnet. Die Photovoltaik-Module auf dem günstig
ausgerichteten Dach produzieren so viel Strom, dass die
gebäudetechnischen Anlagen und Elektrofahrzeuge betrieben sowie
Überschüsse ins Netz geleitet werden können. Solarthermie-Elemente
sorgen für die Warmwasserbereitung, eine Wärmepumpe mit drei
Erdsonden dient dem Kühlen und Heizen. Die Verglasungen auf der
Südseite erlauben außerdem passive solare Gewinne. Eine Be- und
Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung rundet das Energiekonzept
ab, das der Bauherr selbst für dieses Haus entwickelte. Er ist
Leiter des Instituts für Gebäude- und Solartechnik an der
Universität Braunschweig und bezeichnet den Neubau als
„Netto-Plusenergiehaus“.
Bautafel
Architekten: Berschneider + Berschneider, Pilsach/Neumarkt
Projektbeteiligte: Walter Munz, Leonberg (Bauleitung); Planungsgruppe Kuhn, Sindelfingen (Tragwerksplanung); Prof. Dr.-Ing. Fisch, TU Braunschweig (Energiedesign); Institut für Gebäude- und Solartechnik (IGS) an der TU Braunschweig (Monitoring, Betriebsoptimierung); EGS-Plan und Enerydesign, Stuttgart (Planung Gebäudehülle und TGA); Rehau (Hersteller Wärmepumpe, HLS-Installation); Fermacell, Duisburg (Trockenbauelemente)
Bauherren: M.N. Fisch und Karin Fisch, Leonberg-Warmbronn
Fertigstellung: 2010
Standort: Leonberg-Warmbronn
Bildnachweis: Berschneider und Berschneider, Pilsach/Neumarkt; Fermacell, Duisburg