Wochenendhaus in Kvitfjell
Kiefernholz und Eiche für außen und innen
Weißer Berg heißt Kvitfjell übersetzt. Wie passend der Name ist, zeigt sich im Winter, wenn eine üppige Schneeschicht die hügelige Landschaft nördlich von Lillehammer bedeckt. Auf einer Bergkuppe über dem gleichnamigen weitläufigen Skigebiet ist abgelegen ein flaches Ferienhaus mit 120 Quadratmeter Wohnfläche platziert. Südlich davon bietet ein 30 Quadratmeter großes Nebengebäude Platz für eine kleine separate Gästewohnung, einen Abstellraum für die Skiausrüstung sowie einen Carport. Entworfen wurden die wintertauglichen Häuser vom Büro Lund Hagem Arkitekter aus Oslo.
Gallerie
Zwischen Nadelbäumen auf unebenem Grund streckt sich das eingeschossige Haupthaus auf Y-förmigen Grundriss in Ost-West-Richtung. Eine Hülle aus schmalen, senkrechten Latten umgibt es rundum. Dahinter verbirgt sich eine Betonkonstruktion mit großflächigen, raumhohen Verglasungen. Der filigrane Holzvorhang lässt Licht einfallen und bildet zugleich einen ebenso simplen wie wirkungsvollen Witterungs- und Sichtschutz: Im Winter haftet der Schnee an der Holzlattung, in den Sommermonaten schützt sie vor direktem Sonnenlichteinfall. An der südlichen Langseite lässt sich ein Doppeltor in der hölzernen Fassade aufklappen. Dahinter leitet eine Glastür ins Gebäudeinnere und führt ein schmaler Laubengang um die gesamte Süd-Westseite herum. Er erlaubt einen wettergeschützten Erschließungs- und Aufenthaltsbereich. Nicht mit einer Holzlattung versehen sind lediglich die beiden Enden der kurzen Schenkel des Ypsilon. Raumhoch verglast und mit vorgelagerten Terrassen ausgestattet, zeigen sie nach Südosten in Richtung Tal. An dieser Stelle ragt der Bau über abfallendes Gelände und wird von Stützen getragen.
Ein mittig an der länglichen Westseite gelegener Haupteingang führt in einen großzügigen Wohn- und Kochbereich. Beidseitig der offenen Küche reihen sich die Schlafräume entlang der Nordostfassade aneinander; dem größten ist eine Sauna angeschlossen. Die Wände sind mit einer Kiefernholzschalung verkleidet, geölte Eichendielen bedecken sowohl den Boden als auch die Decke. Jeweils seitlich in den dreifach verglasten Fenster- und Türflächen dienen verstellbare Glaslamellen der natürlichen Belüftung der Räume.
Gesund Bauen
Die umhüllende Holzlattung ist mit natürlichem Eisensulfat gebeizt. Diese Behandlung bewirkt eine gleichmäßige Vorvergrauung, schützt vor Bemoosung sowie Pilzbefall und unterstützt den Erhalt einer diffusionsoffenen Holzoberfläche. Das Holz stammt von Kiefern aus der Region. Eine gestrichene Kiefernholzschalung bildet die Fassade des Gangs und auch die Terrassenböden sind aus unbehandelten Kieferdielen hergestellt. Für die Dämmung der nicht verglasten Wandabschnitte wurden 20 cm Mineralwolle eingesetzt, für den Boden 30 cm des gleichen Materials. Die Dachflächen wurden im Bereich der innen liegenden Traufen mit feuchtigkeitsresistenten und recycelten Schaumglasplatten wärmebrückenfrei gedämmt und abgedichtet.
Nicht nur bei der Gebäudehülle wurde auf schadstofffreie Baustoffe Wert gelegt, sondern auch im Innenbereich. Die Kiefernholzverkleidung der Wände ist emissionsfrei, die Eichendielen auf Boden und Decke sind diffusionsoffen, haben ein gutes Feuchte- und Wärmeverhalten und unterstützen die Regulierung des Raumklimas. Unter den Dielen ist eine elektrisch betriebene Fußbodenheizung verlegt, die eine angenehme, gleichmäßig aufsteigende Wärme erzeugt. Eine weitere Wärmequelle ist der im Wohnraum hängende, offene Kamin aus schwarzem Stahl, der für noch mehr Behaglichkeit sorgt. -jb
Bautafel
Architektur: Lund Hagem Arkitekter, Oslo
Projektbeteiligte: Degree of Freedom, Oslo (Tragwerksplanung), Hafjellbygg, Øyer (Baurealisierung), Nyhuset Bruk, Ådalsbruk (Holzfenster), Schüco, Bielefeld (Aluminiumfenster), Dinesen, Rødding (Eichenparkett)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2016
Standort: Kvitfjell, Ringebu / Norwegen
Bildnachweis: Marc Goodwin / Sam Hughes