Passivhäuser der Sülzer Freunde in Köln
Mehrgeschosser in monolithischer Ziegelbauweise
Auf dem ehemaligen Areal des einst größten europäischen Waisenhauses im Kölner Stadtteil Sülz haben heute mehrere Familien ihr Zuhause. Nach dem Abriss des Kinderheims, dessen Gebäude und Konzept vollkommen veraltet waren, wurde das rund vier Hektar große Gelände in sieben Baufelder unterteilt, auf denen sukzessive eine Neubebauung als Wohngebiet erfolgt. Architektonische Zeugen der vorherigen Nutzung sind lediglich eine Kirche und Teile des ehemaligen Aufnahmegebäudes, die unter Denkmalschutz stehen. Als Zusammenschluss von 16 Familien hat sich die Baugruppe Sülzer Freunde in einem durch die Stadt ausgelobten Wettbewerb durchgesetzt, den Zuschlag für ein Teilgrundstück erhalten und den Architekten Klaus Zeller mit der Planung betraut.
Gallerie
Verschiedene Wohntypologien für unterschiedliche Familiengrößen
und auch generationsübergreifendes Wohnen waren in dem Entwurf zu
beherzigen. Das Resultat sind zwei parallel verlaufende, drei-
beziehungsweise viergeschossige, hell verputzte Gebäuderiegel.
Dazwischen liegt ein großer, von allen nutzbarer Garten. Hinter den
gleichmäßig gegliederten Fassaden verbergen sich Reihenhäuser,
Maisonetten und Etagenwohnungen, die den individuellen Bedürfnissen
der Bewohner entsprechen. Jede Wohneinheit verfügt über eine
Sitzmöglichkeit im Freien. Der Garten war einer der
Bauherrenwünsche, ebenso die Gemeinschaftsräume wie Gästezimmer,
Werkstatt und Fahrradabstellraum. Sie sollen das soziale
Miteinander fördern und zugleich den individuellen Flächenbedarf
senken. Ein geringer Energieverbrauch und die Nutzung regenerativer
Energiequellen waren weitere erklärte Ziele, weshalb der
Wohnkomplex im Passivhausstandard realisiert worden ist.
Die Umsetzung erfolgte in monolithischer Ziegelbauweise ohne
zusätzliche Wärmedämmung. Die solide Bauart soll, durch ihre
geringe Anfälligkeit für Beschädigungen, die Lebensdauer der
Gebäudehülle verlängern. Mit 49 cm Dicke erreichen die Außenwände
einen U-Wert von 0,157 W/(m²K). Möglich wurde die Einhaltung des
anspruchsvollen Passivhausstandards durch ein günstiges
Volumen-Oberflächen-Verhältnis der Kubaturen der beiden Baukörper
und die Optimierung sämtlicher Details mit potenziellen
Wärmebrücken. Schlanke Aluminium-Klappläden wurden beispielsweise
passgenau in die Laibungen eingepasst und kommen ohne wärmeleitende
Blendrahmen aus.
Gesund Bauen
Neben dem hohen Energiestandard war der 58-köpfigen Baugruppe vor allem ökologisch nachhaltiges Bauen und Wohngesundheit wichtig. Eine Lösung für mehrere Anforderungen wurde mit Wahl der mit Perlit verfüllten Planziegeln erreicht. Die damit realisierte, rein mineralische Gebäudehülle hilft den Schadstoffausstoß durch Komponenten der Außenwand erfolgreich zu minimieren. Sowohl der aus Lehm und Ton bestehende Ziegel als auch die Füllung aus dem vulkanischen Gesteinsglas sind frei von Schadstoffen.
Der ökologische Baustoff ist nicht nur per se der Wohngesundheit zuträglich, sondern sorgt mit seiner porigen Struktur auch für eine gute Feuchtepufferung. Das Mauerwerk nimmt überschüssige Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und gibt sie zeitversetzt an die Umgebung wieder ab. Die Diffusionsoffenheit der Mauerziegel ist gut für das Raumklima und beugt zudem der Schimmelpilzbildung vor. Die Speichermasse der Ziegelwände verhindert darüber hinaus kurzfristige Temperaturschwankungen und erhöht so die thermische Behaglichkeit für die Bewohner.
Bautafel
Architekt: Klaus Zeller, Köln
Projektbeteiligte: Christian Klünker, Erftstadt (Tragwerksplanung); Lisa Hugger, Kürten (Projektsteuerung); Lanzerath Bauunternehmung, Grafschaft-Gelsdorf (Ausführung); wienerberger, Hannover (Mauerwerk: Poroton-T8-P)
Bauherr: Baugemeinschaft Sülzer Freunde, Köln
Standort: Heinz-Mohnen-Platz 23, 50937 Köln
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Constantin Meyer für wienerberger, Hannover