Sichtbeton
Sichtbeton bezeichnet Betonoberflächen, die nach
der Ausschalung als Stilmittel und Gestaltungselemente sichtbar
bleiben. Dementsprechend sind die Anforderungen an die Oberflächen
hoch. Im Merkblatt Sichtbeton des DBV sind dazu konkrete
Sichtbetonklassen und deren jeweilige Kriterien
festgelegt. Neben der Betonzusammensetzung und -bearbeitung spielt
die verwendete Schalung und Schalhaut eine wesentliche Rolle für das
Endergebnis.
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Die Qualität einer Sichtbetonoberfläche ist von vielen Faktoren und Beteiligten abhängig. Entscheidungen in der Entwurfsphase haben einen wesentlichen Einfluss auf die spätere Erscheinung der Betonflächen. Daher sollten Gestaltung und Ausprägungen bereits in den frühen Phasen eines Projekts festgelegt sein. Für jedes geplante Sichtbetonbauteil muss in der Ausschreibung eine differenzierte und kalkulierbare Angabe der Sichtbetonklasse nach dem Merkblatt Sichtbeton enthalten sein; in der Leistungsbeschreibung sind alle Anforderungen an die gewünschte Gestaltung zu formulieren.
Folgende Angaben sollten in der Ausschreibung für jedes geplante
Sichtbetonbauteil enthalten sein:
- Sichtbetonklasse nach Merkblatt Sichtbeton
- Anforderungen an Schalungssystem und Schalhaut
- Oberflächentextur (durch Schalhaut oder nachträgliche Bearbeitung)
- Flächengliederung durch Größe der Schalungselemente, Lage und
Breite der Schalungsfugen
- Lage, Ausbildung und Verschluss der Ankerlöcher
- Ausbildung von Kanten und Ecken (scharf, gebrochen, mit Fase, ...)
- Farbgebung durch Betonzusammensetzung oder Lasuren und Anstriche
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Sichtbetonklassen
Im DBV-Merkblatt Sichtbeton wird
zwischen vier Sichtbetonklassen unterschieden. Bewertet werden
jeweils folgende Merkmale: Textur, Porigkeit,
Farbtongleichmäßigkeit, Ebenheit, Schalungshaut, Arbeitsfugen und
Schalungsstöße sowie Erprobungen.
- SB1: Sichtbetonflächen mit geringen gestalterischen Anforderungen, z.B. Kellerwände oder Bereiche mit vornehmlich gewerblicher Nutzung
- SB2: Sichtbetonflächen mit normalen gestalterischen Anforderungen, z.B. Treppenhausräume, Stützwände
- SB3: Sichtbetonflächen mit hohen gestalterischen Anforderungen, z.B. Fassaden
- SB4: Sichtbetonflächen mit besonders hohen gestalterischen
Anforderungen, repräsentative Bauteile
Die Differenzierung der Sichtbetonklassen erfolgt durch folgende
Bewertungsmerkmale und Klassen:
- Textur: Texturklassen T1 bis T3
- Porigkeit: Porigkeitsklassen P1 bis P4
- Farbtongleichmäßigkeit: Farbtongleichmäßigkeitsklassen FT1 bis FT3
- Ebenheit: Ebenheitsklassen E1 bis E3
- Schalungshaut: Schalungshautklassen SHK1 bis SHK3
- Arbeitsfugen und Schalungsstöße: Arbeitsfugenklassen AF1 bis AF4
Die sogenannten Erprobungsflächen stellen einen wesentlichen Erfolgsfaktor für eine gelungene Sichtbetonoberfläche dar. Für Sichtbetonflächen der Klassen SB1 und SB2 sind Musterflächen zur Vereinbarung der Sichtbetonkriterien empfohlen. Für Sichtbetonflächen der Klassen SB2 und SB3 ist die Vereinbarung von Erprobungsflächen zwingend erforderlich (siehe DVB-Merkblatt Sichtbeton). Sie können an untergeordneten Bauteilen des Bauwerks realisiert oder als Musterbauteile auf der Baustelle erstellt und später wieder rückgebaut werden.
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Einfluss von Schalungssystem und Schalhaut
Betonflächen nehmen die Oberflächenstruktur der verwendeten
Schalungsart und Schalhaut an: Einfluss hat dabei neben der
Oberfläche der Schalhaut außerdem die Fugenausbildung des gewählten
Schalungssytems sowie Lage bzw. Raster der Schalungsanker. So überträgt sich beim Einsatz
einer Rahmenschalung der Rahmenabdruck als Fuge im
Beton und die Schalungsanker hinterlassen die typischen
Ankerlöcher. Verwendet man eine Brettschalung als Schalhaut,
bleiben die Spuren der Bretter und deren Maserung auf der
Oberfläche zurück. Folgende Eigenschaften nehmen wesentlichen
Einfluss auf die Betonoberfläche:
- Größe und Anordnung der Schalelemente (Flächengliederung)
- Eigenschaften, Struktur und Gestaltung der Schalhaut (Brettschalung, glatte Schalung, Matrizenschalung, Filtervliese, OSB-Platten)
- Gestaltung der Schalungseinlagen (Aufdopplungen, Leisten, Matrizen, Ornamente, Schnitzereien, usw.)
- Anordnung der Schalungsanker, Konenverschlüsse, Schalungsstöße, Fugen, Kantenausbildung
- gezielte Farbtongebung (Zementart, Gesteinskörnungen, Steinmehl, Pigmente, Lasuren, Anstriche)
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Grundsätzlich sind saugende von nicht-saugenden Schalungen zu unterscheiden. Zu den saugenden Schalungen zählen etwa Holzbretter, -bohlen oder -tafeln oder aber textile Einsätze. Je nach Gestaltungswunsch können sie naturbelassen, gehobelt oder geflammt eingesetzt werden. Abhängig von Saugfähigkeit, Feuchte und Inhaltsstoffen des Holzes kann sich der Beton hell oder dunkel verfärben. Mit nicht-saugenden Schalungen können sehr glatte Sichtbetonelemente umgesetzt werden. Zu den nicht-saugenden Schalhautarten gehören Tafeln aus Stahl, Blech oder Kunststoff sowie Holztafeln mit Kunststoffbeschichtung. Kunststoffschalungen mit eingelegten Strukturmatritzen ergeben glatte Betonoberflächen mit unterschiedlichsten Mustern.