Feuerwache Achterhoek West in Doetinchem
Energielabel A+ für ein ressourcenschonendes und effizientes Gebäudekonzept
Was tun, wenn es in Doetinchem brennt? Damit die Feuerwehr der niederländischen Stadt im Ernstfall auf schnellstem Wege zu ihrem Einsatzort gelangt, wurde die Feuerwache Achterhoek West in unmittelbarer Nähe zur örtlichen Hauptverkehrsader Europaweg in zentraler Lage errichtet. Für die Planer des Büros Bekkering Adams Architecten aus Rotterdam waren die Faktoren Funktionalität und Energieeffizienz sowie ein enger Bezug zum Umfeld entwurfsbestimmende Kriterien. Sie konzipierten die Wache wie eine Stadtvilla mit dunkler Klinkerfassade und großen Verglasungen. Im Inneren ist sie hell, offen und modern gestaltet und bietet für die Feuerwehrleute trotz ihrer ganz unterschiedlichen Funktionsräume auch angenehme Aufenthalts- und Rückzugszonen.
Gallerie
Das zwei- bis dreigeschossige Gebäude wurde als Massivbau mit zweischalig ausgebildeter, gut gedämmter Wandkonstruktion errichtet und erstreckt sich mit einer Bruttogeschossfläche von knapp 3.600 m² von Nordost nach Südwest. Während im Westen zwei Fußballfelder das Grundstück fassen, trennt auf der gegenüberliegenden Seite alter Baumbestand die Wache vom viel befahrenen Europaweg. Der Zugang zum Gebäude erfolgt auf zweierlei Wegen: Während die Mitarbeiter über den angrenzenden Parkplatz im Nordwesten ins Gebäude gelangen, nutzen Besucher den wesentlich repräsentableren verglasten Eingang am Stokhorstweg im Nordosten.
Im Erdgeschoss der Feuerwache befindet sich die große, doppelgeschossige Halle mit Abstellflächen für die Löschfahrzeuge. Große Sektionaltore verbinden sie mit dem Außenraum. Südlich davon liegt, halb in den Hang gebaut und deshalb nur von Osten sichtbar, der Übungsraum mit davor- und dahinterliegenden Freiflächen für Trainingsmanöver. Rückwärtig grenzt an die komplette Längsseite der Halle ein schmaler Riegel, der im Erdgeschoss u.a. die Werkstätten, zwei Autowaschanlagen, die Umkleidekabinen sowie Technik- und Nebenräume aufnimmt. In der darüberliegenden Etage beherbergt er acht kleine Schlafzimmer mit dazugehörigen WCs sowie eine weitere Umkleide und ein Archiv.
Über diesen beiden Volumen liegt eine weitere Etage, die teilweise nach Norden und Osten hin auskragt. In deren Zentrum ordneten die Planer die Einsatzzentrale in Form einer offenen Bürolandschaft an, die sich flexibel an die Anforderungen der Nutzer anpassen lässt. Damit es den Feuerwehrleuten und Mitarbeiter in der rund um die Uhr besetzten Wache an nichts fehlt, verteilen sich um die Zentrale herum ein Café, eine kleine Küche, eine Kantine, Fitnessräume sowie Gemeinschafts- und Konferenzräume. Fensterbänder lassen viel Tageslicht ins Innere, Rollläden sorgen bei Bedarf für die Verschattung. Zwei große, eingeschobene Dachterrassen – eine im Osten und eine im Süden – trennen die verschiedenen Funktionsbereiche voneinander und vervollständigen das vielseitige Raumprogramm. Vollflächige Festverglasungen in Innenwänden und Decken stellen hier und da Sichtbeziehungen zwischen den einzelnen Etagen her. So ist es beispielsweise möglich, von den Umkleiden im ersten Obergeschoss hinab in die große Halle zu blicken.
Gebäudetechnik
Um den Feuerwehrmännern und den Mitarbeitern der Notfallzentrale
ein möglichst angenehmes Innenraumklima zu schaffen, erfolgt die
Belüftung sämtlicher Innenräume kontrolliert und sensorgesteuert.
Übersteigt der CO₂-Gehalt der Luft einen bestimmten, vorher
festgelegten Grenzwert, so schaltet sich automatisch die Lüftungsanlage ein, führt den Innenräumen frische
Luft zu und sorgt so für den notwendigen Luftwechsel.
Die Beheizung der Feuerwache übernehmen zwei reversible Sole/Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von je 56 kW. Über ein Rohrregister, welches aus insgesamt 125 Kunststoffspiralen besteht und sich in einer Tiefe von 150 Metern befindet, wird die dauerhaft im Erdreich gespeicherte Wärme mittels Geothermie zur Beheizung der Feuerwache genutzt. Fußbodenheizungen verteilen sie in den Innenräumen. Im Sommer kann das Heizsystem wiederum zur passiven Kühlung der Gebäude genutzt werden. Hierbei wird die niedrige Temperatur des Erdreichs über einen Wärmetauscher auf das Heizungswasser der Fußbodenheizung übertragen, ohne dass die Wärmepumpe arbeiten muss.
Ebenso ressourcenschonend wie energiesparend erfolgt die Warmwasserbereitung: Auf dem südlichen Dach oberhalb der Waschanlagen befinden sich zwei solarthermische Kollektoren mit einer Gesamtfläche von 4,5 m², die ausreichen, um das Warmwasser für die Duschen zu erzeugen. Ein Warmwasser-Speicher stellt das temperierte Wasser bis zur Abnahme bereit. Laut Haustechnikplaner sollen sich damit rein rechnerisch bis zu 250 m³ Erdgas im Jahr einsparen lassen. Ihren Strom hingegen bezieht die Feuerwache als öffentliches Gebäude der Stadt Doetinchem aus dem örtlichen Energieverteilnetz. Zusätzlich sind in einem der Technikräume Notstromaggregate aufgestellt. Die ortsfesten Ersatzstromerzeuger mit dazugehörigen Hilf- und Schalteinrichtungen halten so im Falle eines Stromausfalls die Energieversorgung aufrecht.
Damit bei einem möglichen Feuerwehreinsatz alles reibungslos verläuft, finden in regelmäßigen Abständen Übungen mit Brandsimulationen statt. Hierfür, wie auch für mögliche Einsätze, wird literweise Löschwasser benötigt. Zum Auffüllen der Wassertanks und zur Reinigung der Löschfahrzeuge nutzt die Feuerwache Regenwasser, welches über die Dachflächen aufgefangen und bis zur Entnahme in einer großen unterirdischen Zisterne gesammelt wird.
Sämtliche haustechnische Einrichtungen sind in die Gebäudeautomation integriert, sodass sie sich
bequem vom Computer aus steuern, überwachen und anpassen lassen.
Wegen des ausgeklügelten Energiekonzepts und der gut gedämmten
Gebäudehülle verbraucht die Feuerwache weniger als 30 kWh/m²
Endenergie im Jahr und erhielt aus diesem Grund das Energielabel
A+, das gemäß der europäischen Gebäuderichtlinie Energy
Performance of Buildings Directive (EPBD) vergeben wird.
Ähnlich wie man es bereits z.B. von elektrischen Geräten kennt,
gibt das Energielabel die Effizienzklasse des Gebäudes an und wird
seit dem Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung 2014 im
Energieausweis für Gebäude abgebildet. Es zeigt in sogenannten
Bandtachos die Energieeffizienzklasse des Gebäudes.
-kt
Bautafel
Architekten: Bekkering Adams Architecten, Rotterdam
Projektbeteiligte: Koopmans-WAM & Van Duren, Enschede (Bauunternehmer); Aronsohn Raadgevend ingenieurs, Rotterdam (Tragwerksplanung); Royal Haskoning DHV, Amersfoort (HLSK-Planung); Peutz, Zoetermeer (Bauphysik); Pilkington, Gelsenkirchen (Verglasung)
Bauherr: Gemeinde Doetinchem
Fertigstellung: 2014
Standort: Stokhorstweg 1 in Doetinchem
Bildnachweis: Ossip van Duivenbode, Rotterdam
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