Emser Thermenhotel in Bad Ems

Wärmepumpen und Lüftungsanlage mit Kühlfunktion und Wärmerückgewinnung

Was haben Goethe, Bettina von Arnim, Eugène Delacroix, Dostojewski und Kaiser Friedrich III. gemeinsam? Sie alle waren Kurgäste in Bad Ems und ließen es sich ihrerzeit in den neun Heilquellen des Ortes gut gehen – Dostojewski sogar vier Sommer lang. Das beschauliche Städtchen bei Koblenz zählt gerade einmal knapp 10.000 Einwohner und ist seit dem Spätmittelalter als Bad- und Kurstadt bekannt. Seit 2021 ist Bad Ems zudem eine von elf „Bedeutenden Kurstädten Europas“ des UNESCO-Welterbes. Bereits 2012 wurde nach Plänen von 4a Architekten ein Thermengebäude am Ufer der Lahn errichtet, welches das Büro nun um ein Thermenhotel ergänzte. Das Gebäude musste ohne Untergeschoss errichtet werden, weswegen die haustechnischen Anlagen in den Obergeschossen verteilt sind.

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Das für den Hotelneubau zur Verfügung stehende, schmale Grundstück zwischen Viktoriaallee und der südlich verlaufenden Lahn verleiht dem Neubau eine langgestreckte Kubatur. Gestalterisch nimmt 4a Architekten das Thema auf, das bereits beim benachbarten Thermenbau die formale Grundlage bildete: Der Flusskiesel, wie er zahlreich am Ufer der Lahn zu finden ist, sorgt für vornehmlich abgerundete Ecken und fließende Formen am und im Gebäude. Der viergeschossige Hotelbau zeichnet sich durch eine klare Gliederung aus, bei der alle 84 Doppelzimmer zum Wasser ausgerichtet sind. Sämtliche Nebenräume sind zur Viktoriaallee orientiert, wodurch eine Art schallschützender Pufferzone entsteht. Die Nordseite des Gebäudes wird bestimmt durch zwei große, turmartige Volumina, deren Fassaden gelbgolden schimmern und zwischen denen sich der Haupteingang befindet. Mit der benachbarten Emser Therme ist der Hotelbau über einen opak verglasten Bademantelgang auf Höhe des 1. Obergeschosses verbunden.

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Natürliche Formen und Farben bestimmen das Interieur

Im Erdgeschoss befinden sich alle halböffentlichen Bereiche, also das Foyer, der Loungebereich, das Restaurant und – organisatorisch etwas abseits – Seminarräume. Die einhüftig angeordneten Zimmer in den Obergeschossen wie auch die südseitigen Räume im Erdgeschoss sind komplett verglast, wodurch die Gäste freien Blick auf die Lahn und den gegenüberliegenden, gut 300 m hohen Malberg haben. Umgekehrt fällt dadurch viel Tageslicht in die Innenräume, in denen natürliche Formen und Farben maßgeblich das Interieur bestimmen. Immer wieder taucht auch hier das Thema des Flusskiesels auf, etwa bei eingestellten Raumvolumina, in der Formgebung von Nischen und Thekenelementen und auch in der Deckengestaltung. Warme, hochwertige Materialien wie Holz an Wänden und Böden sowie Naturstein, samtigen Textilien und goldfarbene Tapeten erzeugen ein hochwertiges und zugleich wohnliches Ambiente. In der Sky-Lounge, die als Solitär auf dem Dach platziert ist, prägen weiß lasiertes Holz, rauer Zementboden und bunte, unter der Decke gespannten Kunststoffschnüre, hinter denen Lüftungsschächte verlaufen, den Gastraum.

Vielteilige Gebäudebelüftung

Der Boden des Baugrundstücks ist mit verschiedenen Metallen kontaminiert und kann deswegen nicht ohne Weiteres entsorgt werden. Also wurde das Hotel ohne Unterkellerung geplant und die technischen Anlagen auf die Geschosse verteilt. Dafür standen vornehmlich die beiden zur Viktoriaallee gerichteten Türme zur Verfügung. Insgesamt gibt es vier Technikzentralen, im Parterre sowie im zweiten, dritten und vierten Obergeschoss. Insgesamt sind im Gebäude fünf zentrale Lüftungsanlagen mit Luftvolumenströmen zwischen 3.500 und 14.300 m³/h vorhanden. Alle Anlagen sind als Teil-Klimaanlage mit sowohl adiabatischer als auch Kompressionskühlung sowie einem Wärmerückgewinnungsgrad von 73 Prozent (Rekuperator) konzipiert. Kleinlüfter in Bädern saugen die Luft aus den Hotelzimmern ab.

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Gemeinsame Wärmeversorgung

Das Hotelgebäude wird über eine Nahwärmeleitung aus der benachbarten Therme versorgt. Dort stehen ein BHKW-Modul (Q thermisch: 207 kW) sowie zwei Gas-Brennwertkessel (Q thermisch: 895 und 460 kW). Für die Erwärmung des Thermalwassers sind in der Therme außerdem drei Wärmepumpen mit je 300 kW eingebaut. Im Hotel wird die Wärme dann in drei Pufferspeichern zwischengelagert. Der Heizungshauptverteiler befindet sich im 3. Obergeschoss. An die Räume übergeben wird die Wärme meist über statische Heizflächen, also Unterflurkonvektoren und Heizkörper. Die Heizung hat eine vollständige Mess-, Steuer- und Regeltechnik mit Schnittstelle zur Aufschaltung auf die Gebäudetechnik erhalten. Die Warmwasserbereitung schließlich erfolgt über ein Durchflussprinzip mit zwei Heizungsspeichern und einer Leistung von jeweils rund 450 kW.

Wichtige Kälteversorgung

Hotelzimmer, deren Fenster großzügig nach Süden ausgerichtet sind, und einige andere Innenräume benötigen auch die Möglichkeit zur Kühlung. Hierzu sind flache Kanaleinbaugeräte und Ansauggitter in der Abhangdecke des Vorraums installiert. Die Zuluft wird über ein Gitter im Deckenvorsprung ins Zimmer zurück geblasen. Auch die Büros und Personalräume werden gekühlt. Die luftgekühlten Außeneinheiten stehen in der offenen Technikzentrale im 4. Obergeschoss. Um keine Geräusche in die Hotelzimmer zu übertragen und die Hotelgäste während ihres Aufenthalts nicht zu stören, wurden aufwendige Schallschutzmaßnahmen vorgenommen. Auf dem Dach wurde eine Photovoltaikanlage installiert, um auch Strom regenerativ zu erzeugen.  -tg

Bautafel

Architektur: 4a Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Fischer + Friedrich, Fellbach (Tragwerk); Kurz und Fischer, Winnenden (Bauphysik); Licht Kunst Licht, Bonn (Licht); Kannewischer, Baden-Baden (HLS); BHP-FFM, Frankfurt (Elektro)
Bauherr/in: Emser Therme, Bad Ems
Fertigstellung: 2021
Standort: Viktoriaallee 24, 56130 Bad Ems
Bildnachweis: David Matthiessen, Stuttgart

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