Caffé Propaganda in Rom
Polierte Fliesen mit Diamantschliff an den Wänden, hexagonale Keramik am Boden
Die Ewige Stadt Rom hat nicht nur eine Vielzahl bedeutender Bauwerke zu bieten, sondern auch zahllose Cafés, Bars und Restaurants. Mit dem Caffé Propaganda ist ein weiteres dazugekommen. Nur ein paar Schritte vom Kolosseum entfernt, befindet es sich im Erdgeschoss eines alten Palazzo in der Via Claudia. Die Gestaltung oblag der jungen Architektin Ilaria Petreni, die für dieses Projekt mit den Innenarchitekten Dacomo und Leonardi zusammenarbeitete. Inspiriert von den Pariser Bistros der Belle Epoque wollte sie eine Mischung aus literarischem Salon und den Cafés an den Ufern der Seine schaffen, gleichzeitig aber auch Elemente aus den New Yorker Lokalen derselben Zeitspanne einfließen lassen. Folgerichtig beschränkt sich das Speisenangebot auch nicht nur auf Kaffee und Kuchen, sondern umfasst alles, was das kulinarische Herz begehrt – und das von mittags bis spät in die Nacht hinein.
Gallerie
Bevor das knapp 200 m² große, verwinkelte Lokal allerdings eröffnet werden konnte, waren umfangreiche Umbauarbeiten erforderlich. Sämtliche Einbauten, Zwischenböden und Treppen, die sich im Laufe der Zeit angehäuft hatten, wurden entfernt, um die Räume wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Dabei kamen unter anderem mehr als fünf Meter hohe Deckengewölbe zum Vorschein. Vorhandene Wandöffnungen wurden erweitert, um die Übergänge zwischen Bar, Café und Restaurant zu verbessern und wechselseitige Einblicke zu ermöglichen.
Betritt man das Lokal, fällt der Blick zunächst in Richtung Bar. Sie ist von einer langen Theke aus Zink und Eiche im Stil des frühen 20. Jahrhunderts dominiert, die von einem französischen Atelier gefertigt wurde. Daneben sind in einer bogenförmigen Nische die feinen Backwaren in einer Vitrine untergebracht, die wie auch andere hölzerne Einrichtungsgegenstände von venezianischen Handwerkern nach Maß gefertigt wurden. Gegenüber der Theke liegt der Restaurantbereich. Dessen Einrichtung besteht aus abgesteppten Ledersofas nach einem Entwurf aus dem Jahr 1933 und quadratischen Tischen mit gusseisernen Beinen und Holzplatte. Aus einem Hotel in der französischen Provence stammen die Kronleuchter.
Fliesen und Platten
Die vielen Details, die das französische Flair des Lokals
unterstreichen, wären Dekoration geblieben, wenn die Architektin
sie nicht mit einem typischen Pariser Gestaltungselement kombiniert
hätte: Polierte Fliesen mit Diamantschliff, wie sie in den
Haltestellen der Pariser Métro zwischen Ende des 19. und Anfang des
20. Jahrhunderts verwendet wurden. In Rom handelt es sich um die
Kopien eines italienischen Herstellers, der sie im traditionellen
Zweibrandverfahren mit Rundkehle anfertigte und ihre Verlegung vor
Ort überwachte. Eingesetzt wurden naturweiße Fliesen in den
Abmessungen 7,5 x 15 und 4 x 7,5 cm, abgesetzt von breiteren,
ebenfalls polierten Fliesen in Anthrazit im Format 7,4 x 17 cm.
Effektvoll ist auch der keramische Bodenbelag im
Speiseraum, in den Küchen und den Gästetoiletten, wohingegen der
Boden der Bar mit wiederaufbereiteten Holzdielen bedeckt ist. Für
die Gasträume wählten die Planer sechseckige, unglasierte
Feinsteinzeugfliesen in Weiß und Schwarz, die schachbrettartig
verlegt wurden. Die durchgefärbten Bodenfliesen im Format 7,4 x 17
cm sind speziell für eine hohe Beanspruchung konzipiert. Das
Fliesenmuster basiert auf dem von John Nash erfundenen Brettspiel
Hex aus dem Jahr 1952.
Bautafel
Architekten: Ilaria Petreni, Rom
Projektbeteiligte: Studio Dacomo e Leonardi, Paderno del Grappa (Innenarchitekten); Atelier Nectoux, Puteaux (Theke); Chaises Nicolle, Paris (Ledersofas); Etruria Design, Modena (Hersteller Fliesen)
Wandfliesen: Ceramica Diamantata Almond, 7,5 x 15 und 4 x 7,5 cm
Wandfliesen: Cornice Metro Antracite
Bauherr: Giancarlo, Maurizio Bistocchi und Richard Ercolani, Rom
Fertigstellung: 2011
Standort: Via Claudia 15, 00184 Rom, Italien
Bildnachweis: Viviana Berti, Rom