Das richtige Zusammenspiel – Schicht für Schicht
Aufbau und unterschiedliche Funktionsschichten bei Flachdächern
Flachdächer sind der am stärksten beanspruchte Teil eines Gebäudes und extremen Belastungen ausgesetzt. Die Lösung für dauerhaft funktionierende Systeme liegt im richtigen Zusammenspiel des Aufbaus. Der folgende Beitrag zeigt die unterschiedlichen Funktionsschichten und deren Zusammenwirken. Er wurde uns vom Autor Holger Krüger, Leiter Anwendungstechnik bei Bauder in Stuttgart zur Verfügung gestellt.
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Zu Recht gelten Flachdächer als einzigartig vielfältig. Eine Vielfalt, die zwei Seiten hat: zum einen die annährend unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten, zum anderen die hohen, spezifischen Anforderungen an Dämmung und Abdichtung. Es ist die bedarfsgerechte Qualität des Aufbaus, die über Sicherheit und Lebensdauer der Dachfläche entscheidet. Sie bildet die Grundlage für alle architektonischen Freiräume auf dem Flachdach – von der Dachterrasse bis zur Dachbegrünung.
Warm-, Leicht- und Gründach
Ob auf massivem Stahlbeton oder einer leichten Unterkonstruktion – die nicht belüftete
Warmdachkonstruktion ist am Flachdach die beste Lösung. Die
kompakte Schichtenfolge schützt die Wärmedämmung sicher vor
Feuchtigkeit. Zugleich eröffnet ihre mechanische Belastbarkeit die
größtmögliche Freiheit bei der Dachflächennutzung: von der
begehbaren Dachterrasse bis zur intensiven Begrünung. Technisch
besonders anspruchsvoll ist das Leichtdach.
Als kostengünstige Flachdachvariante dienen Unterkonstruktionen
aus Stahl, Holz oder Porenbeton. Solche Leichtdächer stellen
aufgrund ihrer Bauweise besonders hohe Anforderungen an die
Qualität und Flexibilität der Dachabdichtung. Mit hochwertigen Systemlösungen
lässt sich auch hier eine ähnlich lange Lebensdauer erreichen wie
beim Massivdach aus Stahlbeton. Blühende Landschaften bietet das
Gründach. Die zusätzliche Nutzschicht auf dem Dach liefert dabei
handfeste Vorteile: Als Ausgleich für versiegelte Flächen sind sie
Niederschlagsspeicher und Frischluftlieferant und schützen das
Dach außerdem vor UV-Strahlung sowie extremen
Temperaturschwankungen.
Verklebt, verschraubt, zweilagig oder einlagig
Ausgehend von der vorhandenen bzw. geplanten Dachunterkonstruktion
und der Nutzung des Gebäudes ergibt sich der jeweils passende
Dachaufbau. Auf Betonuntergründen werden gerne
Dachpakete mit all ihren Schichten aufgeklebt bzw. mit Bitumen
verschweißt. Eingesetzt werden dabei in der Regel zweilagige
Bitumenabdichtungen. Auf Untergründen aus Trapezblech können die
Schichten einzeln oder im Paket einfach am Untergrund mechanisch
verschraubt werden – diese Befestigungsmethode hat sich
durchgesetzt. Die Abdichtung erfolgt dann häufig einlagig mit
Kunststoffbahnen. Zweilagige Bitumenabdichtungen bieten gegenüber
den einlagigen Kunststoffabdichtungen einen besseren Schutz vor
mechanischen Belastungen.
Dampfsperre, Dämmstoff und Abdichtung
Der typische Aufbau eines Flachdachs besteht aus der Dampfsperre,
Dämmstoff und Abdichtungslage bzw. -lagen. Um bei nicht belüfteten
Flachdachkonstruktionen das Eindringen von Feuchte aus dem
Innenraum in die Dachkonstruktion sicher zu verhindern, kommen in
der Regel Dampfsperren mit einem sd-Wert von
1.500 m zum Einsatz. Auf Betonuntergründen werden dazu
Bitumenschweißbahnen mit einer speziellen Aluminiumeinlage auf den
Untergrund aufgeschweißt. Für Trapezblechuntergründe eignen sich
dünnere selbstklebende Bitumenbahnen – im Kaltklebeverfahren
appliziert und mit deutlich geringeren Verarbeitungszeiten als bei
Schweißbahnen. Die Nahtverbindungen und Anschlüsse von
Dampfsperren an Durchdringungen und angrenzende Bauteile müssen
für die einwandfreie Funktion luftdicht ausgeführt sein. Die
Vorschriften und Anforderungen an den Wärmeschutz nehmen stetig zu.
Damit steigen auch die Anforderungen an die Dämmstoffe und deren
Leistung bzw. deren Dicke. Um dennoch möglichst dünnes Material
einsetzen zu können, sind Produkte mit guten, also geringen
Lambdawerten, nötig. Der Hochleistungsdämmstoff
Polyurethan-Hartschaum zeichnet sich durch eine sehr gute
Wärmeleitfähigkeitsstufe aus. Die gültige EnEV fordert für die
Sanierung eines Flachdachs einen U-Wert von max. 0,20 W/(m²K): Um
diesen Wert zu erfüllen, genügt z.B. eine alukaschierte
PIR-Dämmstoffplatte (WLS 023) mit lediglich d = 120 mm. Dämmstoffe
für den Flachdachbereich müssen außerdem so druckfest sein, dass
sie den Abdichtungs- und späteren Wartungsarbeiten standhalten. Sie
dürfen unter dem Gewicht der Handwerker nicht zu sehr nachgeben
und sich auch nicht so stark stauchen lassen, dass Laufwege mit
Vertiefungen entstehen. Auch hier zeigt sich PU-Hartschaum als
geeignet: Selbst für genutzte Dachflächen wie Terrassen ist der
Dämmstoff uneingeschränkt einsetzbar.
Abdichtung — zweilagig oder einlagig
Temperatur, Feuchtigkeit, mechanische Belastungen und
Umwelteinflüsse – um das Dach zu schützen, wird die Abdichtung
zweilagig mit Bitumenbahnen oder einlagig mit Kunststoffbahnen
verlegt. Bei Bitumenabdichtungen werden die einzelnen Lagen
miteinander verklebt und so gegen Abheben gesichert. Bei
Kunststoffabdichtungen erfolgt die Windsogsicherung durch
mechanische Befestigung in der Unterkonstruktion. Für dauerhafte
Sicherheit sorgen bei der ersten Lage der Dachabdichtung robuste
Polymerbitumen- oder schnell verlegbare Schweißbahnen. Dank ihres
sehr guten Kaltbiegeverhaltens und ihrer hohen Wärmestandfestigkeit
halten diese höchsten Belastungen stand – zuverlässig auch noch
nach Jahrzehnten. Wird die erste Lage auf einem
temperaturempfindlichen Untergrund wie EPS-Dämmplatten verlegt,
kommt eine Heißverklebung nicht in Frage: kaltselbstklebende
Abdichtungsbahnen sind hier die beste Lösung. Als oberste Schicht
muss die Abdichtungsoberlage Wind und Wetter trotzen. Ihre Qualität
entscheidet maßgeblich über die Lebensdauer des Dachs. Gute
Produkte aus Bitumen sind alterungsbeständig und übertreffen die
DIN-Anforderungen bei weitem. Lassen brandschutztechnische
Anforderungen den Brennereinsatz nicht zu, eignen sich
Kaltselbstklebebahnen. Bei Dachbegrünungen ist eine
durchwurzelungsfeste Spezialbitumenschweißbahn die richtige Wahl.
Eine Alternative zur Abdichtung mit Bitumenbahnen stellen v. a. bei
Leichtdachkonstruktionen Kunststoffdachbahnen dar. Insbesondere
FPO-Abdichtungsbahnen sind durch die hohe Qualität, Langlebigkeit
und Verlegefreundlichkeit empfehlenswert.
Materialauswahl
Die Lebensdauer eines Flachdachs hängt entscheidend von den
eingesetzten Materialien ab. Die geltenden Fachregeln definieren
hier leider nur einen Normstandard. Nachhaltig gebaute Flachdächer
mit einer zu erwartenden Nutzungsdauer von mehr als 30 Jahren
erfordern aber den Einsatz hochwertiger Abdichtungsbahnen, deren
Leistungswerte weit über der Anforderung der Norm liegen. Diese
fallen jedoch häufig der Kostensituation zum Opfer. Die Folge sind
Sanierungen nach relativ kurzer Zeit. Bei einem Test, bei dem ein
20 Jahre altes Dach geöffnet wurde, zeigte sich, dass die
Abdichtungsfunktion der Bitumenbahn Baukubit K5K von Bauder voll
erhalten war und die Leistungsdaten heutiger Normbahnen
übertrifft.
Fachwissen zum Thema
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