Dichte Dächer
Über die Wahl der richtigen Abdichtung
Eine fach- und materialgerechte Planung ist die entscheidende
Voraussetzung für ein dauerhaft dichtes Flachdach.
Zudem ist eine Ausschreibung von zentraler Relevanz, worin der
Systemaufbau einschließlich der Dachbahnen eindeutig beschrieben
ist. Grundlage dafür bildet die DIN 18531 Dachabdichtungen für
nicht genutzte Flachdächer, in der die grundsätzlichen
Anforderungen an Dachabdichtungen und Abdichtungsstoffe geregelt
sind. Nach ihr wird dieser Dachtypus in zwei Qualitätsklassen
unterteilt, die von der Art der Beanspruchung an das
Abdichtungssystem sowie den Eigenschaften der Abdichtungsbahnen
bestimmt werden. Aus beiden zusammen ergibt sich die Bemessung der
Dachabdichtung.
Gallerie
Die Norm-Teile 1 bis 4 gelten für die Planung und Ausführung mit
bahnenförmigen und flüssigen Abdichtungsstoffen sowohl für
Neubauten als auch bei instand haltenden Maßnahmen und der
Dacherneuerung. Sie gelten auch für die Abdichtung
von extensiv begrünten Dächern, jedoch nicht für Dachdeckungen und
Unterdächer, Abdichtungen von genutzten Dächern wie Terrassen,
Balkonen, Parkdecks und intensiv begrünten Dachflächen.
Anwendungskategorien und Beanspruchungsarten
Je nach geplantem Anwendungszweck werden zwei Qualitätsstufen
für Dachabdichtungen unterschieden: als Standard die
Anwendungskategorie K1, die die Mindestanforderungen
definiert. Hier ist grundsätzlich eine Mindestneigung der
Abdichtungsebene von zwei Prozent einzuhalten. Für Dächer
beziehungsweise einzelne Dachbereiche mit einem Gefälle unter zwei
Prozent gelten die Bemessungsregeln der Anwendungskategorie
K2. Diese Kategorie gilt für Abdichtungen, an die erhöhte
Anforderungen gestellt werden, wie bei Dächern mit erschwertem
Zugang oder von Hochhäusern. Die Qualität der Ausführung ist hier
höherwertig, so dass sein Besitzer ein geringerer
Instandhaltungsaufwand sowie eine längere Nutzungsdauer erwarten
kann. Die Mindestdachneigung in der Abdichtungsebene beträgt zwei
Prozent und ist –im Unterschied zu K1 Dächern- einzuhalten. Im
Bereich von Kehlen ist ebenfalls ein Gefälle auszuführen. Bei der
Planung des Gefälles ist es wichtig, Toleranzen oder Gegengefälle
der Unterkonstruktion mit zu berücksichtigen.
Die Anwendungskategorien ergeben sich zum einen aus den
Beanspruchungsklassen, die sich aus der Art der Beanspruchung des
Abdichtungssystems herleiten und zum anderen aus den Eigenschaftsklassen, die von den Eigenschaften
der Abdichtungsbahnen bestimmt werden. Ob frei bewittert, bekiest
oder begrünt, Flachdächer unterliegen unterschiedlichen
Beanspruchungen:
- Feuchtigkeit
- Mechanische Beanspruchung
- Thermische Beanspruchung
- Beanspruchung durch Wurzelwachstum bei begrünten Dächern
- Sonstige Beanspruchungen
Mechanische Beanspruchung
Stufe I bedeutet eine hohe mechanische Beanspruchung der Abdichtung. Sie ist dann anzuwenden, wenn z.B. eine der folgenden Bedingungen vorliegt:
- Beanspruchungen aus dem Untergrund und/oder der Tragkonstruktion
- Beanspruchungen durch die Art der Lagesicherung, zum Beispiel bei mechanischer Befestigung der Dachabdichtung
- Beanspruchung infolge einer weichen Unterlage wie Mineralfaser-Dämmstoff
- Beanspruchung durch Arbeiten auf der Dachabdichtung wie Wartung oder Begrünung
- Beanspruchung durch sonstige mechanische Einwirkungen während der Nutzungsdauer wie Hagelschlag
Thermische Beanspruchung
Stufe A steht für eine hohe thermische Beanspruchung. Hierunter fallen Abdichtungen, die der Witterung unmittelbar ausgesetzt sind oder nur über einen leichten Oberflächenschutz verfügen.
Stufe B bedeutet dagegen eine nur mäßige thermische
Beanspruchung. Sie trifft zu, wenn die Abdichtung beispielweise
durch eine Kiesschüttung oder extensive Begrünung vor starkem
Aufheizen und schnellen Temperaturschwankungen geschützt ist. Aus
der Kombination der mechanischen und der thermischen
Beanspruchungsklassen ergeben sich die vier Beanspruchungsklassen
IA, IB, IIA und IIB. Auf sie sind die Dachabdichtungen
abzustimmen.
Eigenschaftsklassen und Produkte
Teil 2 der DIN 18531 regelt die Anforderungen an
Dachabdichtungsstoffe. Sie müssen wasserdicht, ausreichend
standfest, unter den zu erwartenden Temperaturen, Verformungen und
Windbelastungen dehn- und reißfest sein sowie über eine
ausreichende Perforationsfestigkeit bei bestimmungsgemäßem Gebrauch
verfügen. Entsprechend der Beanspruchungsklasse werden
Dachabdichtungen in vier Eigenschaftsklassen eingeteilt. Die
höchste Klasse, in die eine Abdichtung eingeteilt werden kann, ist
E1. Sie steht für Abdichtungen, die widerstandsfähig sind gegen
hohe mechanische und hohe thermische Beanspruchungen (siehe Abb. 2
Eigenschaftsklassen).
Außerdem sind darin die Kurzzeichen für die einzelnen Produkte aufgeführt, die sich auf den Produktdatenblättern der Hersteller wiederfinden:
- DE: Bahnen für eine einlagige Dachabdichtung
- DO: Bahnen für die Oberlage einer mehrlagigen Dachabdichtung
- DU: Bahnen für die untere Lage einer mehrlagigen Dachabdichtung
- DZ: Bahnen für die Zwischenlage beziehungsweise die zusätzliche Lage einer mehrlagigen Dachabdichtung
Dieser Fachbeitrag wurde uns von Holger Krüger, Leiter Anwendungstechnik bei Bauder in Stuttgart, zur Verfügung gestellt.
Fachwissen zum Thema
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