Doppelfassaden: Einführung

Fassadensysteme mit zwei Ebenen werden als Doppelfassade bezeichnet. Dabei hat die äußere Ebene (Sekundärfassade) die Funktion, auftretende Umwelteinwirkungen aufzunehmen bzw. abzuwehren; die innenliegende Primärfassade stellt den Raumabschluss dar und übernimmt in der Regel auch wärmedämmende Funktionen. Zwischen diesen beiden Fassaden befindet sich ein Zwischenraum, der unterschiedlich groß sein kann. Durch die solare Einstrahlung erwärmt sich die Luft im Fassadenzwischenraum und dient somit als thermische Pufferzone. Um diese nutzen zu können sind Lüftungsöffnungen notwendig, die wahlweise in der Außen- oder in der Innenfassade oder in beiden Fassadenschichten angebracht sein können.

Doppelfassade eines Bürogebäudes am Potsdamer Platz in Berlin
Doppelfassade aus Glas umhüllt das Terminal 2 des Münchener Flughafens (von Koch & Partner, München)

Hinsichtlich ihrer Lüftungsmöglichkeiten lassen sich Doppelfassaden unterscheiden in Puffer-, Abluft- und Zweite-Haut-Fassaden. Untergruppen der Zweiten-Haut-Fassade sind Doppelfassaden mit einem geteilten Luftzwischenraum. Dazu gehören die Schacht-, Korridor- und Kastenfensterfassade.

Entwicklung
Historisch gesehen, ist das alte Kastenfenster mit seinem äußeren und inneren Fensterelement aus Einfachverglasung die erste Art einer „Doppelfassade“. Die Idee zum heutigen Typ der Doppelfassade war begleitet von einem Umdenkprozess in Folge der gesetzlich angeordneten Energiesparmaßnahmen sowie dem Wunsch, das Wohlbefinden der Nutzer zu verbessern. Insbesondere Hochhäuser mit ihren einschaligen Fassaden und energieverzehrenden – und meist auch lauten – Klimaanlagen waren in die Kritik geraten. Ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung war es, eine natürliche Belüftung der Räume zu erreichen. Alle anderen Anforderungen hinsichtlich des Sonnen-, Blend-, Wärme-, Witterungs- und Schallschutzes und auch der Tageslichtnutzung mussten ebenfalls gelöst werden.

Der Wunsch nach einer verbesserten Behaglichkeit im Raum führte zunächst zur Entwicklung der Abluftfassade. Hierbei handelt es sich um z.T. geschosshohe Fensterelemente, bei denen die äußere Fassade eine Festverglasung aufweist – meist als Sonnenschutzisolierglas – und raumseitig ein öffenbares Fensterelement in der Regel mit Einfachverglasung eingebaut ist. Im Zwischenraum ist ein Sonnenschutzbehang angeordnet, der gleichzeitig auch eine Blendschutzfunktion übernimmt. Die sich zwischen den Fassaden erwärmende Luft wird über eine Lüftungsanlage zentral, meist über das Dach abgeführt. Dies kann in zwei Richtungen erfolgen: von unten nach oben oder von oben nach unten. Da die warme Abluft ständig zirkuliert, erhöht sich die Behaglichkeit in Fassadennähe. Von Nachteil ist, dass in der Abluftfassade keine natürliche Lüftung erfolgt und das Gebäude ganzjährig mechanisch belüftet werden muss. Das macht sie auch zu einer Sonderform der Doppelfassade.

Vor- und Nachteile
Ein Problem der Doppelfassaden sind die z.T. konstruktiv gegenläufigen Maßnahmen, die für die natürliche Belüftung und den Schallschutz getroffen werden müssen. Denn für einen funktionierenden Schallschutz sind möglichst wenig Öffnungen in der Fassade günstig, was zu einer erheblichen Aufheizung des Fassadenzwischenraumes führt. Das wiederum erhöht den Aufwand für die natürliche Belüftung beträchtlich. Die Vorteile heutiger Doppelfassaden liegen bei konstruktiv und bauphysikalisch richtigem Aufbau in der natürlichen Belüftung der Räume, dem verbesserten Schallschutz vor Außenlärm sowie dem geschützten und damit jederzeit funktionsfähigen Sonnenschutz. Die Anordnung im Fassadenzwischenraum verringert seine Verschmutzung und schützt ihn vor Witterungseinflüssen, insbesondere vor Wind. Bei entsprechender konstruktiver Ausbildung der Doppelfassade lassen sich zudem die Wärmeverluste im Winter reduzieren.

Einsatz
Doppelfassaden sind vorzugsweise für wind- und lärmbelastete Gebäude, insbesondere für Hochhäuser sinnvoll. Bei ihrer Planung ist es wichtig, jede Gebäudeseite individuell auf die Eignung für eine Mehrschaligkeit zu prüfen.

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Gestalterische, bauphysikalische und mechanische Anforderungen bestimmen die Konzeption der Fassade

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Die Westfassade des GSW-Hochhauses in Berlin ist eine Zweite-Haut-Konstruktion mit gebäudehohem Fassadenzwischenraum, Architektur: Sauerbruch Hutton

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Freie Lüftung: Durch Öffnen der Fenster strömt Frischluft ins Innere.

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Doppelfassade mit in den Scheibenzwischenraum integrierten, beweglichen Sonnenschutzlamellen

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