Firmenzentrale Miss Lashes in Horb
Augen auf beim Wimpernkauf
Lange, dichte und geschwungene Wimpern gelten seit der Antike als Schönheitsideal. Mindestens ebenso lange existieren Tricks und Hilfsmittel, um den perfekten Augenaufschlag zu inszenieren. Eine Methode, die dies verspricht, ist die künstliche Verlängerung von Wimpern. Während im 20. Jahrhundert noch auf Fischhaut geklebtes Menschenhaar auf Augenlidern angebracht wurde, sind heute synthetische Wimpernverlängerungen üblich. Das Unternehmen Miss Lashes stellt Kosmetikprodukte dieser Art „made in Germany“ her. Am Fuße der Schwäbischen Alp hat es nun seine neue Zentrale errichten lassen.
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Hingucker im Industriegebiet
Seit der Gründung ihrer Firma war Irina Yalcin auf der Suche
nach größeren Räumlichkeiten, um der wachsenden Nachfrage nach
„fake lashes“ gerecht zu werden. Im Horber Industriegebiet wurde
sie fündig und beauftragte die Architektin Anna Philipp mit dem
Neubau, der sowohl repräsentativ als auch funktional sein sollte.
Dem Wunsch entsprechend, entwarf das Planungsteam einen funktional
zweigeteilten, langgezogenen Baukörper. Zur Straße hin ist der
repräsentative, zweigeschossige Bürotrakt ausgerichtet, im hinteren
Teil befindet sich eine kleine Industriehalle, die dem Unternehmen
als Lager und Logistikzentrum dient. Mit einer großzügigen
Fensterfront öffnet sich das Gebäude in Richtung Straße.
Trichterförmig zulaufende Wände mitsamt Decke inszenieren den
Eingang als Bühnenraum. Die Glasfront ist in Dreieckssegmente
untergliedert und wird von dem pinkfarbenen Firmenlogo mit LED
Leuchtkonturen überspannt. Nachts taucht die weiß verputzte,
reflektierende Fassade den Eingangsbereich in ein diffuses Pink und
macht den Neubau zum Hingucker im Industriegebiet.
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Repräsentativer Bürotrakt und Logistikzentrum
Im Innenraum dominiert die Farbe Weiß. Der doppelgeschosshohe
Eingangsbereich mit Empfangstheke wird von einer skulpturalen,
weißen Metallwendeltreppe in Szene gesetzt. Sie führt in das
zurückgesetzte Obergeschoss, wo sich die beiden Hauptbüros und ein
Konferenzraum befinden. Zwar dient der Firmensitz primär als
Verwaltungs- und Logistikzentrum, es finden hier aber auch
Schulungen statt. So gruppieren sich im Erdgeschoss um einen
kleinen eingeschnittenen Hof links des Eingangs ein Seminar- und
ein Arbeitsraum mit einer Cafeteria dazwischen. Glaswände
unterteilen diesen Bereich des Gebäudes. Der durchgängig weiße
Bodenbelag sorgt für einen fließenden Raumeindruck; rosafarbene
Akzente in Form von Möbeln und Leuchten wirken als Farbtupfer. Über
einen Flur geht es in die hintere Halle, auf deren Nordseite
kleinere Arbeitsräume, Toiletten und eine Küche angeordnet sind.
Ganz am Ende gibt es einen Laden, wo die Produkte von Miss Lashes
erworben werden können. Die Abgrenzung zur Halle erfolgt über
leichte, nicht ganz raumhohe Trennelemente.
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Während der Bürotrakt aus Beton mit weiß verputzter Außenfassade
ausgeführt wurde, ist die Industriehalle eine klassische
Leichtkonstruktion mit Metallverkleidung. Tageslicht erhält sie
über ein durchgängiges Oberlicht. An der Außenfassade lassen sich
die Gebäudeteile nicht nur anhand ihrer unterschiedlichen
Materialität erkennen, sie zeichnen sich auch im Höhenprofil des
Baukörpers ab: An den zweigeschossigen Bürobau grenzt der
eingeschossige Schulungsbereich mit Dachterrasse, daran schließt
die wieder höhere Halle.
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Blickfang Boden
Eine funktionale Architektur, die gleichzeitig Blickfang ist – ein passender Grundsatz für das Firmengebäude eines Unternehmens, das sich dem Thema Schönheit verschrieben hat. Auch die Gestaltung des weißen Fußbodens im Bürotrakt spiegelt dieses Motto wider. Auf einen 6,5 cm starken Estrichaufbau mit integrierter Warmwasser-Fußbodenheizung wurde auf einer Fläche von 410 Quadratmetern eine elastische Polyurethanharzbeschichtung aufgebracht. Das System besteht aus vier Schichten: Grundierung, Porenverschluss, Oberbelag und Versiegelung. Da das Beschichtungssystem naht- und fugenlos appliziert werden kann, erzeugt der weiße Bodenbelag den Eindruck fließender Raumübergänge. Gleichzeitig ist er dank seiner hohen Abriebbeständigkeit extrem robust und lässt sich einfach reinigen.
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Funktional, klar und mit ästhetischem Anspruch gestaltet, ist diese Firmenzentrale der kecke Augenaufschlag einer kleinen Industriearchitektur in Richtung seiner großen Nachbarn. -hs
Bautafel
Architektur: Philipp Architekten, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Viacor, Rottenburg (Bodenbeschichtung: Viasol Elastic UV Green Line Eco; Betec Beschichtungstechnik (Beratung und Ausführung der Bodenbeschichtung)
Bauherrin: Miss Lashes, Irina Yalcin
Fertigstellung: 2020
Adresse: Tuchmacherstraße 6, 72160 Horb am Neckar, Deutschland
Bildnachweis: José Campos, Judy Stoll / Philipp Architekten
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