Museum für moderne Kunst in Bozen

Fugenloser Boden aus kunstharzgebundenem Terrazzo

Direkt am Ufer der Talfer liegt das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen, das Museion. Seinen Namen hat es von den Heiligtümern der Schutzgöttinnen der Künste, den Musen, sein Entwurf stammt von den Berliner Architekten KSV Krüger Schuberth Vandreike. Statt einer hermetisch geschlossenen Kunstbox schufen sie ein Gebäude, das mit zwei großzügigen Glasfassaden zwischen der Bozener Altstadt und der unter Mussolini konzipierten Stadterweiterung auf der anderen Flussseite vermitteln soll. Den Brückenschlag – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – schafft auch die ebenfalls von KSV entworfene, geschwungene Doppelbrücke über die Talfer, die als integrativer Bestandteil das Projekt vervollständigt.

Gallerie

Zur heterogenen Nachbarbebauung auf der Nord- und Südseite zeigt sich der 54 m lange und 25 m hohe Baukörper mit silbrig schimmernder Aluminiumhaut nahezu geschlossen. Die Glasfassaden zum Fluss und zur Altstadt sind trichterförmig nach innen ausgebildet; gehalten werden sie von einer weiß lackierten Unterkonstruktion. Innerhalb der doppelten Verglasung liegen satinierte Glaslamellen, die sich geschossweise steuern lassen und die Ausstellungsbereiche tagsüber mit natürlichem Licht versorgen. Mit Einbruch der Dunkelheit lässt sich die Lamellenebene in eine riesige Projektionsfläche für Bild-, Licht- und Videokunst verwandeln. Zusätzliche Verschattungselemente ermöglichen eine Abdunkelung der Innenräume. Die künstliche Beleuchtung erfolgt über Lichtbänder in den Decken; im obersten Geschoss können diese durch Tageslicht ergänzt werden.

Die Besucher gelangen zum Haupteingang auf der Westseite des Museums über einen leicht geneigten Vorplatz mit Pflaster aus Alpengranit. Von hier aus betreten sie ein zweigeschossiges Foyer, über dem sich die offen gestalteten Ausstellungsflächen auf drei Ebenen erstrecken. Darunter liegt das Untergeschoss, das zusätzlich über eine Rampe vom Vorplatz aus zugänglich ist. Die einzelnen Geschosse bieten ein Maximum an Flexibilität: Außer dem obersten ist jedes in Längsrichtung durch zwei Wände geteilt - seitlich liegen Erschließung, Nebenräume und Büros, mittig der stützenfreie Ausstellungsraum. Bei geöffneten Glaslamellen bietet sich den Besuchern von hier aus ein Blick bis hin zum Rosengarten, einem Bergmassiv der Dolomiten, 20 Kilometer von Bozen entfernt.

Mitten im Ausstellungsrundgang ist die Bibliothek als eine Art verschließbares Möbelstück integriert, ein Museumscafé ist im Erdgeschoss angeordnet. Dessen Glaswände erlauben einen Blick in den Museumshof, der entlang der nördlichen Längsseite entstanden ist. Gegenüber steht ein kleineres Ateliergebäude, das Künstlern während ihres Aufenthalts in Bozen als Arbeitsstätte zur Verfügung steht. Seine Außenwände sind ebenso wie die Seiten des Museums mit horizontal kannelierten Aluminiumplatten in drei verschiedenen Breiten verkleidet.

Boden
Ein fein aufeinander abgestimmtes Farbkonzept zieht sich durch das gesamte Museum und bezieht auch den fugenlosen Boden aus kunstharzgebundenem Terrazzo mit ein. Im Erdgeschoss anthrazitfarben, wird er von Geschoss zu Geschoss heller, bis er im obersten nahezu weiß ist. Als Alternative zu originalem Terrazzo bietet der kunstharzgebundene Boden dessen Optik und Robustheit, sein Aufbau ist mit 10 bis 15 mm jedoch deutlich geringer als das Original mit Schichtdicken von bis zu 35 mm.

Die Nutzschicht des Museumsbodens beträgt 1,5 cm. Sie liegt auf einer 13 cm hohen Betonschicht, in die ein Kanalsystem für die Kabelführungen integriert ist. Nach dem Einbringen des Terrazzos wurde seine zunächst schwammartige Oberfläche mit Zement ausgeschlämmt, geschliffen, nochmals ausgeschlämmt und abschließend grob geschliffen. Damit sich die ausgestellten Kunstwerke nicht auf dem Boden spiegeln, wurde die Oberfläche abschließend weder versiegelt noch gewachst, sondern erhielt lediglich eine Hydrophobierung zur Imprägnierung. Bei dieser Behandlung bleibt die Wasserdampfdiffusion gewahrt, der Boden ist jedoch empfindlich gegen Flüssigkeiten. Ein weiteres Problem sind bestimmte aggressive Klebebänder, mit denen die Ausstellungsmacher die Stellen auf dem Boden markieren, an denen die Kunstwerke aufgestellt werden sollen. Nach dem Entfernen lassen sie auf dem Boden einen Abdruck zurück, bleiben sie länger kleben, kommt es zu Auflösungserscheinungen beim Zement. Da der Bodenbelag jedoch immer wieder aufbereitet werden kann, lassen sich solche Beeinträchtigungen beheben.

Trotz Raumgrößen von bis zu 23 x 50 m wurde der Kunstharzterrazzo ohne Dehnungsfugen ausgeführt. Dabei ist er nicht rissempfindlich; feine Haarrisse sind zwar aufgetreten, sie wurden aber, da der Terrazzo als eine Art Werkstattboden gesehen werden soll, vom Bauherren und den Architekten durchaus in Kauf genommen. Sein Erscheinungsbild ist geprägt durch die matte Oberfläche und die farbige Gesteinskörnung mit Korngrößen zwischen 8 und 10 mm. Zur Farbabstimmung wurden im Vorfeld zahlreiche Mustertafeln hergestellt, aus denen fünf harmonische Farbtöne für die einzelnen Geschosse ausgesucht wurden.

Bautafel

Architekten: KSV Krüger Schuberth Vandreike, Berlin
Projektbeteiligte:
Ingenieurbüro Krone, Berlin (Tragwerksplanung); L.E.A Sostruzioni, Bozen (Rohbau); Rizzani de Eccher, Pozzuolo del Friuli zusammen mit Vega Systems, Paese (Generalunternehmer); Atzwanger, Bozen (Heizung, Lüftung, Sanitär); Ciab Società Cooperaitva Idrici ed Affini, Bologna (Elektro); Ricordi, Castelfranco Veneto (Boden); Max Bögl, München (Brücke)
Bauherr:
Land Bozen, Südtirol
Standort: Dantestraße 6, 39100 Bozen
Fertigstellung: 2008

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