Zugabewasser

Wasser ist ein Lebenselixier und im übertragenen Sinne gilt das auch für Beton. Die Flüssigkeit sorgt dafür, dass aus dem Gemisch aus Zement, Zusatzstoffen und Gesteinskörnung ein buchstäblich steinharter Baustoff wird. Um kontrollierbare Eigenschaften zu erhalten, aber auch um langfristig keine Schäden an Beton und Bewehrung zu riskieren, muss das Zugabewasser sauber sein.

Gallerie

Wasser im Beton

Nach Angaben des Vereins Deutscher Zementwerke (VDZ) wurden im Jahr 2020 allein in Deutschland 17 Millionen Kubikmeter Wasser für die Herstellung von Beton und Mörtel verwendet. Das entspricht in etwa 0,4 % der gesamten jährlichen Abgabemenge in Deutschland bzw. der Wassermenge, die pro Jahr an die Privathaushalte in Münster abgegeben wird.

Wasser leitet die Hydratation des Zements ein, weshalb auch von Anmachwasser gesprochen wird. Die im Reaktionsverlauf entstehenden Hydratphasen bewirken das Erstarren und Erhärten des Zementleims zum Zementstein. Der Zementleim umschließt die Gesteinskörnungen und lässt so den festen Verbund entstehen, für den der Baustoff bekannt ist. Durch die Umkristallisation und die Verdunstung des Wassers erhöht sich die Druckfestigkeit der karbonatisierten Bereiche im Beton und das Zementsteingefüge verdichtet sich.

Gallerie

Mengen und Wirkungen

Für einen Kubikmeter Beton sind 80 bis 140 Liter Zugabewasser erforderlich. Wieviel genau benötigt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa von der Expositionsklasse oder den zu erwartenden Beanspruchungen und Einwirkungen. Ebenso beeinflusst der Wassergehalt die Konsistenz des Frischbetons sowie die spätere Festigkeit und Dichtigkeit. Nicht nur für den Beton selbst ist Wasser unverzichtbar: Es wird darüber hinaus zum Waschen des Gesteins in den Kieswerken und als Kühlmittel bei der Zementherstellung verwendet. So gesehen ist der Wasserverbrauch für einen Kubikmeter Beton noch ein Stück höher.

Der Wasserzementwert (w/z-Wert) gibt das Massenverhältnis des Wassergehalts w zum Zementgehalt z im Beton an. In der Regel liegt der w/z-Wert zwischen 0,4 und 0,75. Das heißt, das Gewicht des Zugabewassers entspricht 40 bis 75 Prozent der Zementmasse. Je kleiner der Wasserzementwert im Frischbeton ist, desto höher wird die Festigkeit sein. Der Wasseranspruch (w), angegeben in kg/m3, hängt von der sogenannten Sieblinie ab, also vom Korngemisch. Ein feinkörniges Gemisch erfordert mehr Wasser als ein grobkörniges, wenn die gleiche Konsistenz angestrebt wird.

Für die Mischungsberechnung bzw. Mischungsanweisung wird die Zugabewassermenge (wZugabe) benötigt. Bei ihrer Ermittlung sind auch Zusatzstoffe und Zusatzmittel zu berücksichtigen, die in Form von Lösungen und Suspensionen zugegeben werden, sowie die Oberflächenfeuchte von Gesteinskörnungen. Diese Mengen werden vom Wasseranspruch (w) abgezogen. Dessen Wert entspricht dem wirksamen Wassergehalt, wie er bei der Betonprüfung im Labor ermittelt wird. Beim Gesamtwassergehalt wird zusätzlich die sogenannte Kernfeuchte einkalkuliert. Gemeint ist hiermit jenes Wasser, das Gesteinskörnungen mit porigem Gefüge aufsaugen. Laut VDZ sind so rund 160 bis 180 Kilogramm Wasser in einem Kubikmeter Beton enthalten.

Detailliertere Angaben zu Berechnung und Auswirkungen von Mengenverhältnissen sind im Zement-Merkblatt B20: Zusammensetzung von Normalbeton – Mischungsberechnung des Informationszentrums Beton zu finden.

Gallerie

Herkunft und Qualität

Im Zement-Merkblatt B4: Frischbeton Eigenschaften und Prüfungen ist nachzulesen, welche Anforderungen an Zugabewasser bestehen. Mit frischem Trinkwasser lassen sich wunschgemäße Reaktionen am ehesten garantieren. Für anspruchsvolle hochfeste Betone oder Luftporenbetone ist Frischwasser sogar vorgeschrieben. Grundsätzlich sind Fluss-, See-, Regen- und Grundwasser ebenso als Zugabewasser geeignet. Selbst sogenanntes Restwasser, das meist aus der Reinigung von Anlagen und Mischfahrzeugen stammt, wird zur Betonherstellung verwendet.

Zu beachten ist, dass die Wasser geprüft und mitunter aufbereitet werden müssen, da sie gelöste Gase, Salze und andere Verbindungen enthalten, die aus Böden und Gesteinen herausgelöst wurden oder aus Abwasserzuläufen stammen. Zu den häufigsten Bestandteilen zählen die Salze des Calciums und Magnesiums, insbesondere Chloride, Sulfate und Hydrogencarbonate. Sie beeinflussen die Reaktionen bei der Betonherstellung sowie die Lebensdauer von Bewehrungen. Beispielsweise sind Meer- oder Brackwasser aufgrund ihres hohen Chloridanteils nur für unbewehrten Beton geeignet. Huminsäuren aus Moorwässern wirken betonverflüssigend.

Regelungen zur Prüfung enthält die DIN EN 1008: Zugabewasser für Beton – Festlegung für die Probenahme, Prüfung und Beurteilung der Eignung von Wasser, einschließlich bei der Betonherstellung anfallendem Wasser, als Zugabewasser für Beton. Hier sind folgende Wasserquellen unterschieden:

  • Trinkwasser (keine Prüfung erforderlich)
  • Restwasser aus Wiederaufbereitungsanlagen der Betonherstellung (Prüfung erforderlich)
  • Grundwasser (Prüfung erforderlich)
  • natürliches Oberflächenwasser aus Flüssen, Seen oder Quellen (Prüfung erforderlich)
  • industrielles Brauchwasser (Prüfung erforderlich)

Gallerie

Sparen, sammeln, aufbereiten

Forschenden der University of Tokyo gelang es zwar, einen zementfreien Beton aus Sand und Alkohol herzustellen, generell scheinen nicht-wässrige Flüssigkeiten aber ungeeignet, um den Hydratationsprozess in Gang zu setzen. Angesichts zunehmender Wasserknappheit – selbst in Deutschland – stellt sich also die Frage, wieviel von dem kostbaren Gut bei der Betonherstellung eingespart oder aufbereitet werden kann.

Aufgrund des steigenden Marktanteils von klinkerärmeren Zementen geht der Verein Deutscher Zementwerke (VDZ) von einem rückläufigen Wassereinsatz aus. Zudem schätzt der Verband, dass der Anteil von Betonen mit geringeren w/z-Werten ansteigt.

Fertigteil- und Transportbetonwerke verfügen über Anlagen zum Auswaschen von Fahrmischertrommeln und Betonpumpen sowie zur anschließenden Aufbereitung des Restwassers. Die Wiederverwendung von Restwasser regelt die Richtlinie für die Herstellung von Beton unter Verwendung von Restwasser, Restbeton und Restmörtel des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton. Anforderungen an die Prüfung sind in der DIN EN 1008 zu finden.

Fachwissen zum Thema

Bindemittel, Zusatzmittel und Zusatzstoffe

Herstellung

Bindemittel, Zusatzmittel und Zusatzstoffe

BindemittelBindemittel sind im plastischen Zustand verarbeitbare anorganische oder organische Substanzen, die im Laufe einer...

Frischbeton sollte so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und verdichtet werden kann

Frischbeton sollte so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und verdichtet werden kann

Herstellung

Konsistenz von Beton

Die Konsistenz des Frischbetons soll so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und vollständig...

Die Abmessung der Ausgangsstoffe erfolgt in Mischanlagen der jeweiligen Betonwerke.

Die Abmessung der Ausgangsstoffe erfolgt in Mischanlagen der jeweiligen Betonwerke.

Herstellung

Mischen von Beton

Damit Beton die gewünschten Eigenschaften erhält, ist eine exakt ermittelte Rezeptur nötig. Doch nicht nur darauf kommt es bei der Herstellung an.

Zement, Wasser und Gesteinskörnungen sind die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Beton.

Zement, Wasser und Gesteinskörnungen sind die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Beton.

Herstellung

Zusammensetzung von Beton

Gesteinskörnungen, Zement und Wasser sind die Ausgangsstoffe des mineralischen Baustoffs. Durch Zusatzmittel und -stoffe lässt er sich den jeweiligen Anforderungen anpassen.

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Beton sponsored by:
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org
Zum Seitenanfang

Mischen von Betonneu

Die Abmessung der Ausgangsstoffe erfolgt in Mischanlagen der jeweiligen Betonwerke.

Die Abmessung der Ausgangsstoffe erfolgt in Mischanlagen der jeweiligen Betonwerke.

Damit Beton die gewünschten Eigenschaften erhält, ist eine exakt ermittelte Rezeptur nötig. Doch nicht nur darauf kommt es bei der Herstellung an.

Zugabewasser

Wasser ist neben Zement, Sand und Kies einer der essentiellen Bestandteile des Betons.

Wasser ist neben Zement, Sand und Kies einer der essentiellen Bestandteile des Betons.

Es setzt die Hydratation des Zements in Gang und bestimmt über Festigkeit und Dichtigkeit mit. Somit ist Wasser unverzichtbar für die Betonherstellung.

Wiederverwendung von Betonbauteilen

Wiederverwendung unmöglich: Anstatt sie behutsam rückzubauen werden viele Betongebäude mit der Abrissbirne zerstört, wie 2018 bei der Oberpostdirektion Hamburg (Post-Pyramide) geschehen.

Wiederverwendung unmöglich: Anstatt sie behutsam rückzubauen werden viele Betongebäude mit der Abrissbirne zerstört, wie 2018 bei der Oberpostdirektion Hamburg (Post-Pyramide) geschehen.

Betongebäude sind riesige Materiallager. Um aus ihnen ganze Bauteile zurückzugewinnen, braucht es eine genaue Bestandserfassung und einen sorgfältigen Rückbau.

Aufbereitung von Betonabbruch

Das Recyceln von Beton spart Primärrohstoffe, Energie und Deponieraum.

Das Recyceln von Beton spart Primärrohstoffe, Energie und Deponieraum.

Zerkleinert, sortiert und gereinigt sind Beton- und auch Mauerwerksabbruch wertvolle Ressourcen für die Herstellung von Recyclingbeton.

Carbon Capture, Utilization and Storage (CCUS)

In der Beton- und Zementindustrie wird damit begonnen, Kohlendioxid mit Anlagen wie diesen abzuscheiden, zu komprimieren und abzutransportieren.

In der Beton- und Zementindustrie wird damit begonnen, Kohlendioxid mit Anlagen wie diesen abzuscheiden, zu komprimieren und abzutransportieren.

Kohlendioxid aus der Beton- und Zementherstellung soll gar nicht erst in die Atmosphäre gelangen, sondern weiterverwendet oder eingelagert werden.

Zertifizierung des Concrete Sustainability Councils

2016 wurde das Concrete Sustainability Council gegründet, dessen Zertifikate nachhaltiges Handeln in der Beton- und Zementherstellung ausweisen sollen.

2016 wurde das Concrete Sustainability Council gegründet, dessen Zertifikate nachhaltiges Handeln in der Beton- und Zementherstellung ausweisen sollen.

Um eines der Label zu bekommen, müssen Beton- und Zementwerke nachweisen, dass sie ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortlich handeln.

Energie in der Zementherstellung

Bei der Zementherstellung wird viel thermische Energie benötigt, zum Beispiel um den Kalk zu Klinker zu brennen.

Bei der Zementherstellung wird viel thermische Energie benötigt, zum Beispiel um den Kalk zu Klinker zu brennen.

Große Mengen thermischer und elektrischer Energie werden benötigt, um Kalk zu Klinker zu brennen und daraus Zement herzustellen.

Zusammensetzung von Beton

Zement, Wasser und Gesteinskörnungen sind die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Beton.

Zement, Wasser und Gesteinskörnungen sind die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Beton.

Gesteinskörnungen, Zement und Wasser sind die Ausgangsstoffe des mineralischen Baustoffs. Durch Zusatzmittel und -stoffe lässt er sich den jeweiligen Anforderungen anpassen.

Einfluss der Ausgangsstoffe

Einfluss der Ausgangsstoffe

Sämtliche Ausgangsstoffe haben Einfluss auf die Funktionalität und Qualität des Betons in seiner jeweiligen Anforderung. Wichtig...

Hauptbestandteile des Zements

Portlandzementklinker, Hüttensand, natürliche Puzzolane, Kieselsäurereiche Flugasche, Gebrannter Schiefer gehören zu den Hauptbestandteilen von Zement.

Portlandzementklinker, Hüttensand, natürliche Puzzolane, Kieselsäurereiche Flugasche, Gebrannter Schiefer gehören zu den Hauptbestandteilen von Zement.

Zur Betonherstellung wird neben Gesteinskörnungen und Wasser ein Bindemittel benötigt: der Zement. Seine Hauptbestandteile sind:...

Betonherstellung und Klimaschutz

Dem hohen CO2-Ausstoß bei der Produktion des Bindemittels Zement steht die lange Haltbarkeit von Betonkonstruktionen gegenüber (Bild: Zementwerk in Berlin).

Dem hohen CO2-Ausstoß bei der Produktion des Bindemittels Zement steht die lange Haltbarkeit von Betonkonstruktionen gegenüber (Bild: Zementwerk in Berlin).

Die Reduktion des Klinkerfaktors und die Abscheidung von Kohlenstoffdioxid sollen dazu beitragen, den CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung zu senken.

Wasserzementwert

Der Wasserzementwert (w/z-Wert) definiert das Verhältnis von Wasser zu Zement im Zementleim des Frischbetons: w / z = Gewicht des...

Bindemittel, Zusatzmittel und Zusatzstoffe

Bindemittel, Zusatzmittel und Zusatzstoffe

BindemittelBindemittel sind im plastischen Zustand verarbeitbare anorganische oder organische Substanzen, die im Laufe einer...

Kompositzemente und alternative Bindemittel

Der hohe Kohlenstoffdioxidausstoß bei der Herstellung von Portlandzementklinker befeuert die Suche nach alternativen Bindemitteln.

Der hohe Kohlenstoffdioxidausstoß bei der Herstellung von Portlandzementklinker befeuert die Suche nach alternativen Bindemitteln.

Bei Kompositzementen wird ein Teil des Portlandzementklinkers ersetzt; alternative Bindemittelsysteme kommen ohne den in der Herstellung CO2-intensiven Stoff aus.

Konsistenz von Beton

Frischbeton sollte so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und verdichtet werden kann

Frischbeton sollte so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und verdichtet werden kann

Die Konsistenz des Frischbetons soll so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und vollständig...

Betoniervorgang

Betoniervorgang

Das Einbringen des Betons in die Schalung ist eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen einer hohen Betonqualität. Beton ist...

Verdichten von Beton

Beim Verdichten des Betons wird durch Schütten und Mischen die Luft ausgetrieben. Dies geschieht beim Ortbeton durch...

Ausschalen und Nachbehandeln

Zur Nachbehandlung eines Industriefußbodens gehört ein Abdecken mit Folie

Zur Nachbehandlung eines Industriefußbodens gehört ein Abdecken mit Folie

Durch die Verdichtung und Erhärtung erhält der Beton seine Festigkeit. Der Erhärtungsprozess ist vom Feuchtigkeitsgehalt im...

Qualitätskontrolle in der Produktion

Qualitätskontrolle in der Produktion

Lieferscheine belegen die tatsächlichen Einwaagen aller Ausgangsstoffzugaben der Beton-Mischung einschließlich der Mischung des...

JETZT REGISTRIEREN

Digitales Fachwissen zum Bauen mit Beton: www.beton-webakademie.de

Partner-Anzeige