Energie in der Zementherstellung

Thermisch und elektrisch

Energie ist kostbar – und wird in rauen Mengen benötigt, auch für die Herstellung von Klinker und Zement. Viele Milliarden von Kilojoule und Kilowattstunden werden hier jedes Jahr umgesetzt, um Öfen zu befeuern und Mühlen anzutreiben. Aber wo kommt diese Energie her?

Gallerie

Thermische und elektrische Energie

Bei der Herstellung von Klinker und Zement wird sowohl thermische als auch elektrische Energie umgesetzt. Der durchschnittliche Bedarf an thermischer Energie für die Zementherstellung lag – nach Angaben des Vereins Deutscher Zementwerke (VDZ) – im Jahr 2019 allein in Deutschland bei ca. 2,8 Millionen kJ/t Zement. Zum Vergleich: Aus einer Tonne Zement lassen sich – je nach Dichte – etwa zwei Kubikmeter Beton herstellen. Mit 2,8 Millionen Kilojoule (kJ) Energie kann eine handelsübliche 7,3-Watt-LED-Birne etwa 12 Jahre lang ununterbrochen brennen.

Wichtige Faktoren, die den Bedarf an thermischer Energie bestimmen, sind

  • die chemisch-mineralogischen Reaktionen bei der Klinkerbildung
  • der Feuchtegehalt des Rohmaterials (zur Trocknung werden Abwärme und Ofenabgase verwendet)
  • der Anteil alternativer Brennstoffe (eine hohe Substitution fossiler Brennstoffe kann den Energiebedarf erhöhen)
  • die Ofenkapazität
  • die Wandwärmeverluste der Öfen

Elektrische Energie wird genutzt, um Zement zu mahlen (rund 46% des elektrischen Energieeinsatzes), Klinker zu brennen und zu kühlen, Rohmaterialien aufzubereiten und Zement zu transportieren. Der durchschnittliche Bedarf an elektrischer Energie für die Zementherstellung lag 2019 in Deutschland bei 111,9 kWh/t Zement. Zum Vergleich: Ein Zwei-Personen-Haushalt ohne elektrische Warmwasseraufbereitung verbraucht rund 2.100 kWh im Jahr.

Wichtige Faktoren, die den Bedarf an elektrischer Energie bestimmen, sind

  • wie fein der Zement gemahlen wird
  • welche Klinkeralternativen zum Einsatz kommen (Hüttensande müssen zum Beispiel mehr gemahlen werden, um die gleiche Produktqualität zu erhalten)
  • in welchem Umfang Abgasreinigungsanlagen eingesetzt werden
  • welche Maßnahmen zur Verbesserung des thermischen Wirkungsgrades eingesetzt werden (zum Beispiel verbrauchen Systeme zur Abwärmenutzung ebenfalls Strom)

Gallerie

Energieerzeugung

Trotz vieler Bemühungen kann die Energieerzeugung in der Zementindustrie nicht als umweltfreundlich bezeichnet werden: Die Energie wird in der Regel durch Verbrennung verschiedener Stoffe gewonnen. Braunkohle und Steinkohle gehörten auch für die Zementindustrie lange zu den Hauptenergiequellen. Daneben werden Petrolkoks, Heizöle, Erdgas und andere Gase genutzt.

Erst seit den 1990er-Jahren werden alternative Brennstoffe in der deutschen Zementindustrie verwendet. Mittlerweile wird der Brennstoffenergiebedarf der deutschen Zementindustrie zu fast 70% durch alternative Brennstoffe gedeckt. Dazu zählen unter anderem Altreifen, Altöl, Tiermehle, aufbereitete Gewerbe- und Siedlungsabfälle sowie Klärschlamm.

Strom- und wasserstoffbasierte Klinkerherstellung

Eine Überlegung, um den Bedarf an Brennstoffen und damit auch den CO2-Ausstoß zu reduzieren, ist, die Wärmebereitstellung im Klinkerbrennprozess auf Wasserstoff oder Strom umzustellen. Dadurch lassen sich zwar die energiebedingten CO2-Emissionen beeinflussen, nicht jedoch die rohstoffbedingten, die rund zwei Drittel ausmachen. Das CO2 aus der Entsäuerung des Rohmaterials entsteht unabhängig von der Art der Feuerung oder Beheizung. Ebenfalls ungeklärt ist, ob für eine elektrische Klinkerproduktion – genauso wie für andere Industrieprozesse – bezahlbare, dauerhaft verfügbare und vor allem ausreichende Mengen CO2-freien Stroms erzeugt werden können.

Ob sich Wasserstoff auch für den Brennprozess eignet, ist noch nicht ausreichend erforscht. Bisher bekannt ist, dass die geringe Strahlungswärme der Wasserstoffflammen in Drehöfen sich schlecht auf das Brenngut, sprich den Kalk, überträgt. Mit Wasserstoff kann derzeit also nicht die gesamte Feuerungswärme erzeugt werden, allerdings scheint ein Anteil von ca. 10% am Hauptbrenner ohne negative Auswirkungen auf den Brennprozess möglich.

Gallerie

Energieeffizienz

Da der Großteil des Brennstoffenergieeintrags für die chemischen und mineralogischen Reaktionen benötigt wird, ist das Potenzial für eine Verbesserung der Energieeffizienz begrenzt. Eine Studie des VDZ hat ergeben, dass selbst bei einem Neubau aller Ofen- und Mahlanlagen der Energiebedarf lediglich um 9% sinken würde.

Auf verschiedenen Wegen wird in Zementfabriken bereits versucht, Energie effizienter zu nutzen. So wird die Abwärme aus dem Brennprozess mehrfach genutzt, etwa zum Vorheizen der Verbrennungsluft sowie zum Trocknen und Vorwärmen der Brenn- und Rohstoffe. Bei der Stromerzeugung aus Abwärme wird dagegen nur ein geringer Gesamtwirkungsgrad von maximal 15 bis 25% erreicht.

Fachwissen zum Thema

Dem hohen CO2-Ausstoß bei der Produktion des Bindemittels Zement steht die lange Haltbarkeit von Betonkonstruktionen gegenüber (Bild: Zementwerk in Berlin).

Dem hohen CO2-Ausstoß bei der Produktion des Bindemittels Zement steht die lange Haltbarkeit von Betonkonstruktionen gegenüber (Bild: Zementwerk in Berlin).

Herstellung

Betonherstellung und Klimaschutz

Die Reduktion des Klinkerfaktors und die Abscheidung von Kohlenstoffdioxid sollen dazu beitragen, den CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung zu senken.

Portlandzementklinker, Hüttensand, natürliche Puzzolane, Kieselsäurereiche Flugasche, Gebrannter Schiefer gehören zu den Hauptbestandteilen von Zement.

Portlandzementklinker, Hüttensand, natürliche Puzzolane, Kieselsäurereiche Flugasche, Gebrannter Schiefer gehören zu den Hauptbestandteilen von Zement.

Herstellung

Hauptbestandteile des Zements

Zur Betonherstellung wird neben Gesteinskörnungen und Wasser ein Bindemittel benötigt: der Zement. Seine Hauptbestandteile sind:...

Tipps zum Thema

Publikation Dekarbonisierung von Zement und Beton – Minderungspfade und Handlungsstrategien

Publikationen

Dekarbonisierung von Zement und Beton

Wie sich die deutliche Senkung des CO2-Ausstoßes bei der Zementherstellung seit 1990 in Zukunft fortsetzen lässt und welche Szenarien denkbar sind, untersucht diese Studie des VDZ.

News

Video: Ulrich Nolting zur Dekarbonisierung von Zement und Beton

Mehrere Milliarden Tonnen CO2 emittiert die globale Zement- und Betonindustrie jedes Jahr. Was sagt ein Branchenvertreter dazu?

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Beton sponsored by:
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org
Zum Seitenanfang

Carbon Capture, Utilization and Storage (CCUS)neu

In der Beton- und Zementindustrie wird damit begonnen, Kohlendioxid mit Anlagen wie diesen abzuscheiden, zu komprimieren und abzutransportieren.

In der Beton- und Zementindustrie wird damit begonnen, Kohlendioxid mit Anlagen wie diesen abzuscheiden, zu komprimieren und abzutransportieren.

Kohlendioxid aus der Beton- und Zementherstellung soll gar nicht erst in die Atmosphäre gelangen, sondern weiterverwendet oder eingelagert werden.

Zertifizierung des Concrete Sustainability Councils

2016 wurde das Concrete Sustainability Council gegründet, dessen Zertifikate nachhaltiges Handeln in der Beton- und Zementherstellung ausweisen sollen.

2016 wurde das Concrete Sustainability Council gegründet, dessen Zertifikate nachhaltiges Handeln in der Beton- und Zementherstellung ausweisen sollen.

Um eines der Label zu bekommen, müssen Beton- und Zementwerke nachweisen, dass sie ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortlich handeln.

Energie in der Zementherstellung

Bei der Zementherstellung wird viel thermische Energie benötigt, zum Beispiel um den Kalk zu Klinker zu brennen.

Bei der Zementherstellung wird viel thermische Energie benötigt, zum Beispiel um den Kalk zu Klinker zu brennen.

Große Mengen thermischer und elektrischer Energie werden benötigt, um Kalk zu Klinker zu brennen und daraus Zement herzustellen.

Zusammensetzung von Beton

Zement, Wasser und Gesteinskörnungen sind die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Beton.

Zement, Wasser und Gesteinskörnungen sind die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Beton.

Gesteinskörnungen, Zement und Wasser sind die Ausgangsstoffe des mineralischen Baustoffs. Durch Zusatzmittel und -stoffe lässt er sich den jeweiligen Anforderungen anpassen.

Einfluss der Ausgangsstoffe

Einfluss der Ausgangsstoffe

Sämtliche Ausgangsstoffe haben Einfluss auf die Funktionalität und Qualität des Betons in seiner jeweiligen Anforderung. Wichtig...

Hauptbestandteile des Zements

Portlandzementklinker, Hüttensand, natürliche Puzzolane, Kieselsäurereiche Flugasche, Gebrannter Schiefer gehören zu den Hauptbestandteilen von Zement.

Portlandzementklinker, Hüttensand, natürliche Puzzolane, Kieselsäurereiche Flugasche, Gebrannter Schiefer gehören zu den Hauptbestandteilen von Zement.

Zur Betonherstellung wird neben Gesteinskörnungen und Wasser ein Bindemittel benötigt: der Zement. Seine Hauptbestandteile sind:...

Betonherstellung und Klimaschutz

Dem hohen CO2-Ausstoß bei der Produktion des Bindemittels Zement steht die lange Haltbarkeit von Betonkonstruktionen gegenüber (Bild: Zementwerk in Berlin).

Dem hohen CO2-Ausstoß bei der Produktion des Bindemittels Zement steht die lange Haltbarkeit von Betonkonstruktionen gegenüber (Bild: Zementwerk in Berlin).

Die Reduktion des Klinkerfaktors und die Abscheidung von Kohlenstoffdioxid sollen dazu beitragen, den CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung zu senken.

Wasserzementwert

Der Wasserzementwert (w/z-Wert) definiert das Verhältnis von Wasser zu Zement im Zementleim des Frischbetons: w / z = Gewicht des...

Bindemittel, Zusatzmittel und Zusatzstoffe

Bindemittel, Zusatzmittel und Zusatzstoffe

BindemittelBindemittel sind im plastischen Zustand verarbeitbare anorganische oder organische Substanzen, die im Laufe einer...

Kompositzemente und alternative Bindemittel

Der hohe Kohlenstoffdioxidausstoß bei der Herstellung von Portlandzementklinker befeuert die Suche nach alternativen Bindemitteln.

Der hohe Kohlenstoffdioxidausstoß bei der Herstellung von Portlandzementklinker befeuert die Suche nach alternativen Bindemitteln.

Bei Kompositzementen wird ein Teil des Portlandzementklinkers ersetzt; alternative Bindemittelsysteme kommen ohne den in der Herstellung CO2-intensiven Stoff aus.

Konsistenz von Beton

Frischbeton sollte so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und verdichtet werden kann

Frischbeton sollte so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und verdichtet werden kann

Die Konsistenz des Frischbetons soll so beschaffen sein, dass er ohne wesentliches Entmischen gefördert, eingebaut und vollständig...

Mischen von Beton

Transportbeton-Fahrmischer auf einer Baustelle

Transportbeton-Fahrmischer auf einer Baustelle

Beton als elementarer Baustoff ist eine Mischung aus den Hauptbestandteilen Zement, Wasser und Gesteinskörnungen (Zuschlag)....

Betoniervorgang

Betoniervorgang

Das Einbringen des Betons in die Schalung ist eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen einer hohen Betonqualität. Beton ist...

Verdichten von Beton

Beim Verdichten des Betons wird durch Schütten und Mischen die Luft ausgetrieben. Dies geschieht beim Ortbeton durch...

Ausschalen und Nachbehandeln

Zur Nachbehandlung eines Industriefußbodens gehört ein Abdecken mit Folie

Zur Nachbehandlung eines Industriefußbodens gehört ein Abdecken mit Folie

Durch die Verdichtung und Erhärtung erhält der Beton seine Festigkeit. Der Erhärtungsprozess ist vom Feuchtigkeitsgehalt im...

Qualitätskontrolle in der Produktion

Qualitätskontrolle in der Produktion

Lieferscheine belegen die tatsächlichen Einwaagen aller Ausgangsstoffzugaben der Beton-Mischung einschließlich der Mischung des...

JETZT REGISTRIEREN

Digitales Fachwissen zum Bauen mit Beton: www.beton-webakademie.de

Partner-Anzeige