VIA University College in Horsens
Hochschule trifft Industrie
Gleich und Gleich gesellt sich gern. In der Soziologie spricht man bei dieser Ähnlichkeitsattraktion, die sich auf verschiedene Kriterien wie den sozioökonomischen Status, das Geschlecht, die ethnische Herkunft oder den Bildungsgrad beziehen kann, von Homophilie. Die Folge sind homogene gesellschaftliche Gruppen, aus denen Menschen nur mit Mühe ausbrechen können. Für den akademischen Bereich ergibt sich auch aufgrund dieses Phänomens eine Abgrenzung zwischen industrieller Praxis und akademischer Forschung bzw. Lehre. Den Austausch fördern soll hingegen das von C.F. Møller Architects geplante VIA University College in der dänischen Hafen- und Studierendenstadt Horsens: Neben den üblichen Hochschuleinrichtungen bietet es Raum für Unternehmen und die breite Öffentlichkeit.
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Die Universität ist Teil des Horsens Campus – einem Entwicklungsgebiet im Nordwesten der Stadt, der gänzlich von C.F. Møller geplant wurde. Hier sollen die über die Stadt verstreuten Hochschuleinrichtungen an einem zentralen Ort gebündelt werden. Im Außenraum bildet die Gebäudekubatur des VIA University College drei urbane Plätze aus, die die Bildungseinrichtung im Stadtraum verankern.
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Ensemble aus Atriumbau, Hofgebäude und Turm
Das Universitätsgebäude setzt sich zusammen aus drei Hofgebäuden, einem 16-geschossigen Turm und einem verbindenden Atriumbau. Dieser fungiert als gemeinschaftlicher Bereich, der einerseits die verschiedenen Fachgebiete zusammenführt und andererseits als öffentlich zugänglicher Ort für die Bürger*innen der Stadt dient. Auffällig ist hier das großzügige, dreieckige Oberlicht, das gelbes, rotes und grünes Licht in den Innenraum strahlen lässt. Grund dafür ist das Kunst-am-Bau-Projekt, das vom französischen Künstler Daniel Buren in Kollaboration mit dem Architekturbüro entstand. Weitere Kunstwerke aus der Feder Burens finden sich verteilt im Ensemble, unter anderem im Turm und in einigen Hörsälen.
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Jedes der drei Hofgebäude ist jeweils verwandten Studiengängen bzw. Berufsgruppen gewidmet. In den offenen Grundrissen zu finden sind Nischen, Sitztreppen und Hubs für Gruppen, die entlang der Atrien angeordnet sind. Im Gegensatz zum Glasdach im Atriumgebäude sind die Oberlichter in den Hofgebäuden Sheddach-artig aufgebaut. In die Freiräume hinein reichen jeweils kreisrunde Balkone, die als informelle Kommunikationsbereiche dienen. Die geschlossenen Hörsäle und Lernräume reihen sich entlang der Fassade. Weitere Einrichtungen wie Bibliothek, Kantine, Café sowie ein Auditorium sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Während die unteren Geschosse dem aktiven Lernen und dem Wissensaustausch gewidmet sind, bieten die oberen Ebenen zurückgezogene Räume für konzentriertes Arbeiten und Kontemplation.
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Innovation House – Hochschule trifft Industrie
Der 68 Meter hohe Turm, Innovation House genannt, ist das zum Erbauungszeitpunkt höchste Gebäude der Stadt. Vom Erdgeschoss bis zum achten Obergeschoss beherbergt er Räume der Universität, während die oberen acht Ebenen für das Construction Center Denmark vorbehalten sind – einer Co-Working-Fläche für Start-ups und etablierte Unternehmen. Diese eher ungewöhnliche Doppelbesetzung sorgt für Gelegenheiten des interdisziplinären Austauschs zwischen Studierenden, Lehrenden und der Industrie.
Außen und innen im Kontrast
Insgesamt sorgen die organisch verlaufenden Wände mit abgerundeten Ecken und die hellen, lichtdurchfluteten Räume für eine dynamische und einladende Atmosphäre. Weiße Akustik-Lochplatten wechseln sich dabei mit vereinzelten, hellen Holzeinbauten ab. An einigen Stellen wiederholt sich die Materialität der Fassade in Form von roten Mauerwerkswänden auch im Innenraum. Zugleich kontrastieren die fließenden Bewegungen der Geometrie im Innenraum zur stringenten Gebäudeform außen.
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Kompakt, flexibel und energieeffizient
Bei der Entwicklung des Bauwerks berücksichtigten die Planungsbeteiligten auch Aspekte der Nachhaltigkeit. Aus der kompakten Geometrie des Baukörpers ergeben sich einerseits kurze technische Leitungswege sowie eine kleinere Fassadenfläche, was den Bedarf an Temperaturregulierung und das Volumen der Baumaterialien reduziert. Außerdem verkürzen sich durch die kompakte Gebäudeform die Wege zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen – womit auch die Trennung zwischen den Disziplinen verschwimmt.
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Darüber hinaus kamen nur wenige unterschiedliche und langlebige Materialien zum Einsatz – wie das rote Mauerwerk der Fassade, das helle Eichenholz im Innenraum oder der Edelstahl der Türdrücker. Aufgrund des hohen Tageslichteintrags über die Fenster mit außenliegendem Sonnenschutz und die großzügigen Oberlichter, ist das Gebäude lichtdurchflutet und benötigt dadurch weniger Energie für die Beleuchtung am Tag. Wenige tragende Wände und eine integrierte, diffuse Belüftung erlauben zudem eine Anpassung der Grundrissgestaltung für eventuelle Nutzungsänderungen in der Zukunft. -si
Bautafel
Architektur: C.F. Møller Architects, Århus
Projektbeteiligte: C.F. Møller Landscape, Århus (Landschaftsarchitektur); Rambøll Group, Kopenhagen (Ingenieurberatung); CASA, Horsens (Bauausführung); Creator Projects, Kopenhagen; Daniel Buren (Kunst am Bau); Randi by Eco Schulte, Menden (Türgriff Randi-Line Coupé und ECO Türschließer)
Bauherr*in: VIA University College und Insero
Fertigstellung: 2021
Standort: Andreas Steenbergs Plads, 8700 Horsens, Dänemark
Bildnachweis: Adam Mørk; C.F. Møller Architects
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