Zweite Erweiterung des Deutschen Auswandererhauses
Museumsensemble in Bremerhaven
Zwischen Innenstadt und Weserdeich im Westen von Bremerhaven befand sich zwischen 1830 und 1880 einst Europas größter Auswandererhafen. Wo heute vorrangig Sportboote, Yachten sowie Traditions- und Museumsschiffe anlegen, betraten früher Millionen von Menschen Schiffe der Norddeutschen Lloyd, um am anderen Ende der Welt ein neues Leben zu beginnen. Als Hommage an seine historische Bedeutung wurde im Jahr 2005 am südöstlichen Ende des aufstrebenden Quartiers Havenwelten das Deutsche Auswandererhaus errichtet. Seit seiner Eröffnung hat das Museum zwei Erweiterungen erfahren, die Letzte im Jahr 2021. Das Hamburger Architekturbüro Andreas Heller Architects and Designers zeichnet verantwortlich für alle drei Ausbauphasen des Museums.
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Ein Museum, zwei Gebäude
Das dreigeschossige Ausstellungshaus erstreckt sich über zwei Gebäudekomplexe entlang der Columbusstraße, östlich des Weserdeichs am Neuen Hafen. Die Gesamtlänge des Ensembles beträgt etwa 100 Meter. Ursprünglich als einzelner Baustein konzipiert, öffnete das Museum im Sommer 2005 seine Türen. Die Planer*innen legten Wert darauf, dass die Inhalte des Museums auch im Außenraum erlebbar sind. Es überrascht also nicht, dass das Bestandsgebäude durch seine organisch-weiche Grundrissform, den holzverkleideten, eingestellten Baukörper im Obergeschoss und die aus dem Flachdach ragenden Beton-Schwingen an ein stilisiertes Schiff erinnert, dessen Segel sich im Wind wölben.
Zwischen 2010 und 2012 wurde das Deutsche Auswandererhaus erstmals erweitert, um als Pendant zur Auswanderungsgeschichte Platz für eine Dauerausstellung zu schaffen, die über 300 Jahre Einwanderungsgeschichte zeigt. Bei dieser Erweiterung handelt es sich um einen reduzierten, kubischen Baukörper mit Holzlamellenfassade, der etwa acht Meter nördlich neben dem ersten Gebäude positioniert wurde. Seit der ersten Erweiterung sind beide Gebäude über ein zunächst noch eingeschossiges Brückenbauwerk im ersten Obergeschoss miteinander verbunden.
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Betonfassade mit Foto-Gravur
Im Jahr 2021 folgte schließlich die zweite Erweiterung. Von Norden kommend, fällt diese sofort ins Auge. In U-förmiger Grundrissform schmiegt sich der neue Anbau nahtlos um den ersten Erweiterungsbau herum. Dabei wurde die Holzfassade der ersten Erweiterung geschickt in die Innenraumgestaltung der zweiten integriert. Sowohl in Volumen und Höhe als auch in den Fluchten bezieht sich der kubische Anbau auf die Proportionen des Bestands. Ähnlich wie das Bestandsgebäude mit seiner Schiffs-Analogie das Thema der Auswanderung aufgreift, spiegelt sich in der weißlichen Fassade des neuen Gebäudes das Thema der Einwanderung wider. In die kassettierten Vorhangfassadensegmente aus Stahlbetonfertigteilen sind Porträts von Menschen mit Migrationshintergrund aus Bremerhaven in Foto-Gravur eingearbeitet. Je nach Lichteinfall und Blickwinkel treten diese mal mehr oder weniger deutlich hervor. Großflächige Pfosten-Riegel-Fassadenelemente aus Glas sowie kleinere Lochfenster unterbrechen in unregelmäßiger Anordnung die Betonplattenstruktur.
Im Zuge der Erweiterung wurde das Brückenbauwerk bis ins Erdgeschoss verlängert und zu einem zweigeschossigen Bindeglied mit eloxierter Aluminiumblechfassade ausgebaut. Durch die unterschiedlich gewählten Architektursprachen ist mit der zweiten Erweiterung des Auswandererhauses ein Museumskomplex entstanden, der die Koexistenz von Aus- und Einwanderung in den umliegenden Stadtraum trägt.
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Helle und klare Gestaltung
Die Ausstellung zur Einwanderungsgeschichte ist im Bereich der ersten Erweiterung untergebracht. Mit der Neubauspange von 2021 kamen sechs helle und klar gestaltete Räume hinzu, die neben Büroflächen auch Platz für Sonderveranstaltungen, die Museumspädagogik sowie die Academy for Comparative Migration Studies (ACOMIS) mit großzügigen Seminarräumen bieten. Das zweigeschossige, lichte Foyer der Akademie bietet den Besucher*innen einen Blick auf den Hafen. Im Erdgeschoss zur Ostseite hin befindet sich das Garagenmuseum, das kostenlose Sonderausstellungen zu Themen der Migration bietet und sich nachts durch ein Rolltor schließen lässt.
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Schlichte und funktionale Beschläge
Passend zur puristischen Innenraumgestaltung sind die Außen- und Innentüren mit dezenten Beschlägen aus Edelstahl und Aluminium versehen. Beide Materialien zeichnen sich durch ihre hohe Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Einwirkungen und Abrieb aus, weshalb sie sich vor allem für stark frequentierte Gebäude eignen. Die doppelflüglige Haupteingangstür an der Nordseite des Gebäudes ist eine Brandschutztür mit türhohem Stoßgriff an der Außenseite. Neben einer manuellen Betätigung lässt sich die automatische Drehflügeltür auch elektronisch öffnen. Der entsprechende Türantrieb ist innenseitig, oberhalb der Tür montiert und fügt sich mit seinem weißen Gehäuse unauffällig in das Gesamtbild ein. Für solche Öffnungssysteme wird häufig ein elektrohydraulischer, obenliegender Türantrieb verwendet, der sich wegen der aufliegenden Montage besonders gut zur Automatisierung neuer und bestehender Anlagen eignet. -sms
Bautafel
Architektur: Andreas Heller Architects & Designers, Hamburg
Projektbeteiligte: KSF Steimke, Dr. Hemmy & Partner Beratende Ingenieure, Bremerhaven (Tragwerksplanung); Schlüter + Thomsen Ingenieurgesellschaft mbH & Co., Neumünster (TGA, Brandschutz); gnap Gesellschaft für Nachhaltigkeits-Audits und -Planung, Bremerhaven (Nachhaltiges Bauen); Latz + Partner Landschaftsarchitektur Stadtplanung Architektur Partnerschaft, Kranzberg (Freianlagenplanung); Schüco International, Bielefeld (Hersteller Fassade); Florim S.p.A. SB, Fiorano Modenese (Hersteller Boden); Schörghuber Spezialtüren, Ampfing (Hersteller Innentüren)
Bauherr*in: BEAN Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen
Fertigstellung: 2021
Standort: Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin
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