Ergonomie von Türbeschlägen
Kontakt-, Zufassungs- und Umfassungsgriff
Ergonomie ist eine angewandte Wissenschaft, die sich mit der Optimierung von Arbeitsbedingungen, -umgebungen und -mitteln beschäftigt, um die Sicherheit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Menschen zu fördern. Ihr Ziel ist es, Systeme optimal an die physischen und psychischen Bedürfnisse der Nutzer*innen anzupassen. Dabei berücksichtigt sie menschliche Körpermaße, Bewegungsabläufe, kognitive Fähigkeiten und Belastungsgrenzen. Auf dieser Grundlage werden Normwerte für Maße und Betätigungskräfte von Bauteilen und Arbeitsmitteln festgelegt, unter anderem auch von Bedienelementen wie Griffen, Drückern und anderen Beschlägen. In Bezug auf das ergonomische Greifen lassen sich drei Griffarten unterscheiden.
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Kontaktgriff
Der Kontaktgriff ist ein offener Griff,
bei dem die Hand oder einzelne Finger das Bedienelement nur
berühren oder sich leicht auflegen, ohne es vollständig zu
umschließen. Dies erfordert oft großflächigen Hautkontakt und
höhere Betätigungskräfte, die aus der Handwurzel oder den Fingern
kommen. Er wird häufig bei Bedienelementen wie Pilzkopfdrückern
verwendet, die für das Ziehen oder Drücken gedacht sind.
Zufassungsgriff
Beim Zufassungsgriff handelt es sich
um einen Griff, bei dem die Finger das Bedienelement nur teilweise
umschließen. Es wird mit den Fingerspitzen oder den Fingergliedern
gegriffen, sodass das Element nicht vollständig in der Hand liegt.
Dieser Griff eignet sich für kleinere Bedienelemente, die feine und
präzise Bewegungen erfordern, wie Schalter oder Knöpfe. Hierbei
wird nur eine moderate Kraftanwendung notwendig, und die Präzision
steht im Vordergrund.
Umfassungsgriff
Der Umfassungsgriff ist ein Griff, bei
dem das Bedienelement vollständig von der Hand umschlossen wird.
Hierbei greifen alle Finger und die Handfläche das Element fest,
was eine maximale Kraftübertragung ermöglicht. Dieser Griff wird
häufig bei Türgriffen eingesetzt, die eine hohe Betätigungskraft
oder eine sichere Kontrolle erfordern. Der Umfassungsgriff ist
ergonomisch vorteilhaft, da er die Handkräfte gleichmäßig verteilt
und die Belastung reduziert.
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Werden Türdrücker oder Fenstergriffe als eine Einheit aus Führung, Hals und Griff bzw. Handhabe betrachtet und dabei die ergonomischen Erkenntnisse berücksichtigt, lassen sich diese Überlegungen in der Gestaltung wie folgt differenzieren:
1. Lage der Handhabe zur Drehachse des Halses:
- Hochgriff: die Handhabe liegt oberhalb der Drehachse
- Mittelgriff: die Handhabe liegt auf derselben Ebene wie die Drehachse
- Tiefgriff: die Handhabe liegt unterhalb der Drehachse
2. Mechanik:
- Drehgriff: Der Griff wird durch eine Drehbewegung um die Drehachse betätigt. Das Ende des Griffs kann als Kopf oder Knebel ausgebildet sein, was die Art und Weise der Kraftübertragung beeinflusst.
- Hebelgriff: Der Griff wird als einseitiger Hebel betätigt. Dies erfordert eine Kipp- oder Hebebewegung, die unterschiedliche ergonomische Anforderungen erfüllen kann.
3. Design:
- Universal- bzw. einfacher Hebelgriff: Diese Griffe haben eine geometrisch einfache Form und einen einfachen Querschnitt. Sie sind so gestaltet, dass sie auch mit dem Ellbogen oder sogar mit Handgepäck bedient werden können, was sie sehr praktisch und vielseitig einsetzbar macht.
- Handformgriff: Diese Griffe sind an die Handform angepasst und oft von aktuellen Designströmungen inspiriert. Sie erfordern in der Regel den Zufassungsgriff, bei dem Präzision und Kontrolle im Vordergrund stehen.
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Die Betätigungskräfte und Maße von Türdrückern und Griffen für Verschlüsse von Fluchttüren sind gemäß DIN EN 1125 – Schlösser und Baubeschläge - Paniktürverschlüsse mit horizontaler Betätigungsstange für Türen in Rettungswegen - Anforderungen und Prüfverfahren sowie für Notausgangsverschlüsse mit Drücker oder Stoßplatte für Türen in Rettungswegen genormt. Bei der Ausstattung von Gebäuden, insbesondere öffentlichen Gebäuden und solchen mit Sondernutzung wie Schulen, Krankenhäusern und Altersheimen, sollten die ergonomischen Empfehlungen und normativen Vorgaben berücksichtigt werden. Einschlägige Vorschriften und Verordnungen, wie die Versammlungsstätten-Verordnung oder Schulbaurichtlinien, enthalten gelegentlich indirekte Hinweise zur ergonomischen Gestaltung von Beschlägen.
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