Bürokomplex in Billund
Spielerische Arbeitswelt
Die Kleinstadt Billund, mitten im dänischen Jütland gelegen, ist
vor allem als Heimat des großen Spielzeugherstellers Lego bekannt.
Zwischen Flughafen und Zentrum sowie unweit des gleichnamigen
Freizeitparks und der 2017 eröffneten Erlebniswelt entsteht derzeit dessen neuer
Firmencampus nach Plänen des Büros C.F. Møller Architects. Dabei
kündet die Fassade des Neubaus, der nach seiner Fertigstellung
2.000 Angestellten Platz bieten soll, von den Produkten des
Herstellers, der durch seine Bausteine zu weltweiter Bekanntheit
gelangte. Zugleich mutet aber auch das Interieur wie eine Einladung
zum Spiel an, sodass das Hauptgebäude nicht nur dem Tätigkeitsfeld
der Firma entspricht, sondern ebenso den Veränderungen der
Arbeitswelt folgt, wie sie sich während der vergangenen Jahre
zunehmend in der Büroarchitektur manifestiert haben.
Gallerie
Der Unternehmenscampus, dessen erster Bauabschnitt 2019 fertig
gestellt wurde, setzt sich aus acht größeren, miteinander
verschränkten Volumen zusammen, die in eine öffentlich zugängliche
Parkanlage gebettet sind. Durch diese Unterteilung der Baumasse in
verschiedene Körper wird eine formale Beziehung zur heterogenen und
dabei oftmals kleinteiligen Baustruktur der Umgebung hergestellt.
Zugleich erweckt oberhalb des geziegelten Sockels die
architektonische Gliederung der Fassade den Eindruck, als wäre der
Verwaltungsbau aus ebenjenen Klemmsteinen gefügt, die die Firma
milliardenfach fertigt. Ganz deutlich wird diese Referenz aus der
unmittelbaren Nähe – zeigt sich doch, dass die opaken
Fassadenelemente mit dem markanten Noppenmuster versehen sind, das
die Bausteine von jeher auszeichnet.
Vielfältiges Programm
Wenn sich somit schon das Äußere des Neubaus deutlich von dem traditioneller Bürogebäude unterscheidet, nimmt sich auch das Innere überraschend aus. So finden sich im Erdgeschoss neben Veranstaltungsräumen auch eine Sporthalle sowie ein Hotel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an anderen Betriebsstandorten beschäftigt sind. Indessen haben auch die Arbeitsbereiche wenig mit den Büroräumen gemein, wie sie in den Verwaltungsbauten des letzten Jahrhunderts die Korridore säumten. An ihrer Stelle finden sich lichte und flexible Arbeitsplätze, die begrünte Atrien umschließen.
Die Erschließungsbereiche mit ihren farbenfrohen Wendeltreppen
sollen dabei als Begegnunszonen fungieren. In der Absicht, die
monotonen Bürostrukturen herauszufordern, um auf die Weise den
Erfinder- wie Unternehmergeist der Angestellten zu stimulieren,
bieten sich insbesondere die oberen, offen gehaltenen Geschosse für
die informelle Arbeit im Team an. Entsprechend auch findet sich auf
dem Dach neben zwei Konferenzräumen, die von außen wie
überdimensionierte gelbe Bausteine anmuten, eine Minigolfbahn.
Statt allein an Spielzeugen zu arbeiten, hat die Architektur Anteil
daran, dass die Grenze zwischen Spiel und Arbeit überhaupt in Frage
gestellt wird.
Beschläge: Solide Eleganz
Um gleichwohl dem Eindruck vorzubeugen, dass der Verwaltungsbau
allein eine Fortsetzung des nahen Freizeitparks darstellte, wird
dem Verlangen nach Seriösität, wie sie von einer international
agierenden Aktiengesellschaft erwartet wird, auch durch die Wahl
der Beschläge Rechnung getragen. Wo sich das Auge ständig in
Erregung versetzt findet, vermitteln die metallenen Türdrücker die
Vertrauenswürdigkeit eines festen Händedrucks. Gleichermaßen
ergonomisch wie elegant, geht auch der symmetrische Drücker, wie
der gesamte Verwaltungskomplex, auf einen Entwurf des Büros C.F.
Møller zurück. -ar
Bautafel
Architektur: C.F. Møller Architects, Aarhus
Projektbeteiligte: Niras, Allerød (Ingenieurplanung); K.G. Hansen & Sønner, Grindsted (Bauausführung); Randi by Eco Schulte, Menden (Türdrücker Komé 1073)
Bauherr/in: Lego, Billund
Fertigstellung: 2019 (erster Bauabschnitt) und zweiter Bauabschnitt geplant für 2021
Standort: Åstvej 1, 7190 Billund, Dänemark
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen
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