Umnutzung eines Lazarettgebäudes in Kiel

Arbeiten und Wohnen im Anscharpark

Der Ausbau der Marine war dem letzten deutschen Kaiser bekanntermaßen eine Herzensangelegenheit. Mit der Erweiterung des Kieler Kriegshafens zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand dabei auch ein Lazarett, das sich, wie viele zeitgleich entstandene Spitalbauten auch, auf einzelne Pavillons verteilte. Im Stadtteil Wik zwischen Förde und Kanal in eine Parkanlage gebettet, wurden die Räumlichkeiten nach dem Weltkrieg durch die Anschar-Schwesternschaft als ziviles Krankenhaus betrieben, während andere Teile des Ensembles durch das städtische Hospital sowie das Universitätsklinikum genutzt wurden. Bauliche Mängel, die der Nutzung als Heilstätte ein Ende setzten, führten schließlich zum Abriss etlicher der denkmalgeschützten Pavillons. Zu den Bauten, die erhalten werden konnten, gehört das einstige Absonderungsgebäude. Seit einem umfassenden Umbau beherbergt der Trakt, in dem ursprünglich Patienten mit ansteckenden Krankheiten untergebracht waren, neben Wohnungen auch das Kieler Architekturbüro BSP, dem zugleich die Umgestaltung oblag.

Gallerie

Bereits 2003 hatte das Planungsunternehmen ein Konzept zur denkmalgerechten Nachnutzung des Krankenhausensembles erarbeitet. Während aber diese Überlegungen weitgehend unberücksichtigt blieben, verfielen die Pavillons zunehmend. Erst als das Areal zum Wohnquartier umgestaltet wurde, ergab sich die Gelegenheit, das Haus mit der Nummer 7, in dem sich zuletzt eine neurochirurgische Klinik befand, zu retten. Während die steinerne Fassade wie auch die Treppenhäuser in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden erhalten und instandgesetzt wurden, bot sich im Innern, das im Laufe der fast hundertjährigen Nutzungen immer wieder verändert worden war, die Möglichkeit, zehn zeitgemäße und nutzungsgerechte Wohneinheiten sowie Büroflächen auf 300 Quadratmetern zu schaffen.

Tradition und Gegenwart

In der Absicht, die energetische Performance der Fassade zu verbessern, ohne die Anmutung der Gebäudehülle dabei in Mitleidenschaft zu ziehen, wurde der Bau mit einer mineralischen Innendämmung ausgestattet. Indessen sind die Fenster und Außentüren, die in den 1960er-Jahren ausgetauscht worden waren, anhand von Originalelementen der anderen Hospitalbauten rekonstruiert worden. An anderer Stelle wich das Planungsteam hingegen von der ursprünglichen Gestalt ab, sodass etwa Dachaufbauten aus Corten-Stahl an die Stelle der vormaligen Gauben traten. Zugleich galt es neue Lösungen für Herausforderungen zu finden, die sich erst nach Ende der Krankenhausnutzung stellten: So wurde der Altbau nicht nur mit einem Fahrradkeller und einem zusätzlichen Treppenhaus, sondern auch mit Balkonen versehen.

Wohnen und Arbeiten

Das Erdgeschoss des symmetrischen Baus beherbergt im nordwestlichen Teil das Architekturbüro: Während die Zeichentische in den einstigen Krankenzimmern zu finden sind, die untereinander durch Enfiladen verbunden wurden, kann der Krankenhausflur heute als Besprechungsraum fungieren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Portals, wo im Zuge des Umbaus Wohnungen geschaffen wurden, ist der Korridor indessen kaum noch zu erahnen, finden sich doch an Stelle des breiten Gangs nun sogar ein Bad und ein vollwertiges Zimmer. Dank des neuen Treppenhauses, das ebenfalls hier entstanden ist, können die Obergeschosse auch ohne lange Flure erschlossen werden. Wenn sich der Bewohnerschaft somit Räume bieten, die die frühere Nutzung kaum erahnen lassen, nutzte das Planungskollektiv gleichwohl die Auseinandersetzung mit dem Bestand, um ungewöhnliche wie interessante Grundrisse zu schaffen.

Beschläge: Traditionelle Eleganz

Die Herausforderung, die Architektur des Bestandsgebäudes fortzuschreiben, ohne dabei bloß zu rekonstruieren, betraf indessen auch die Details. So fiel etwa die Entscheidung, die historischen Fenstergriffe nicht zu kopieren, sondern unverkennbar zeitgemäße Beschläge zu wählen, die sich gleichwohl durch eine klassische Eleganz auszeichnen. Versehen wurden die Fensterrahmen folglich mit Oliven (die Drehgriffe verdanken ihren Namen der Ähnlichkeit mit der Steinfrucht) aus massivem Edelstahl. Matt gebürstet, harmonieren sie auch durch ihre sichtbare Verschraubung mit der Architektur des einstigen Lazarettgebäudes – und passen ebenso gut zu den gewählten Türdrückern des gleichen Herstellers, die, nicht minder elegant, auf einen Entwurf des dänischen Architekturbüros C. F. Møller zurückgehen. –ar

Bautafel

Architektur:  BSP Architekten, Kiel
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro für Struktur + Festigkeit, Kiel (Ingenieurplanung); Randi by Eco Schulte, Menden (Fensterolive 1775 und Türdrücker 1060)
Bauherrschaft: Baugemeinschaft Haus 7 im Anscharpark
Fertigstellung: 2017
Standort: Boltenhagener Straße 4-8, 24106 Kiel
Bildnachweis: Bernd Perlbach, Preetz

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