Pfützenarchiv
Vexer Verlag, St. Gallen 2024
400 Seiten, Fotografien und Essays, Format 24 x 16,8 cm, Softcover
Deutsch / Englisch
Preis: 32 EUR
ISBN 978-3-907112-78-6
Für Kinder sind sie ein Spielparadies, für Erwachsene meist ein Störfaktor. Das hat auch etwas mit ihrer Situiertheit zu tun, denn selten gleitet unser Blick nach unten, und häufig nur dann, wenn sich hier etwas störend im Weg befindet – wie Pfützen. Die Berliner Künstlerin Mirja Busch hat ihnen ein ganzes Archiv gewidmet, dokumentiert in dem Buch Pfützenarchiv, das 2024 im Schweizer Vexer Verlag erschienen ist.
Dreizehn Jahre lang hat Mirja Busch Pfützen fotografisch festgehalten und kategorisiert. Denn Pfütze ist nicht gleich Pfütze, lernt man direkt am Anfang des Buches anhand eines Kodierungssystems. Jede fotografierte Pfütze erhält neben Ort und Datum eine Einzelklassifikation, die auch die jeweilige Flächennutzung und den Bodenbelag dokumentiert. Darüber hinaus unterscheidet die Künstlerin zwischen verschiedenen Pfützentypen. Neben dem wohl bekanntesten Typus der „freiliegenden Pfütze“ identifiziert Busch unter anderem auch „Kanten-“ und „Nahtpfützen“ sowie deren Mischformen. Wodurch zeichnen sich nun aber Pfützen aus?
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Im Gegensatz zu ihrem meist industriell gefertigten Bodenbelag oder maschinell planierten Untergrund ist jede Pfütze ein sich ständig veränderndes Unikat. Ihre Ränder sind immer in Bewegung; fließt kein Oberflächenwasser nach, verschwinden Pfützen wieder. Ihrer Flüchtigkeit steht dabei ihre wiederkehrende Eigenschaft gegenüber. Denn laut Mirja Busch sind Pfützen „ortstreu. Sie kommen und gehen, bewohnen aber feste Orte.“ Sie können auch als ortsspezifische Prozesse verstanden werden, die geprägt sind durch die Bodenversiegelung und den vom Klimawandel veränderten Wasserkreislauf, so Busch.
Das Blättern in den rund 400 Seiten des Pfützenarchivs lädt auch zum gedanklichen Reisen ein. Denn Busch hat ihre Langzeitbeobachtung in 40 Städten auf drei Kontinenten durchgeführt. Während der Kodierungsschlüssel verrät, wo man sich gerade befindet, verweisen die fotografierten 1910 Pfützen nur fragmentarisch auf ihre Umgebung und bleiben teils rätselhaft. So weiß man zwar, dass es sich um Pfützen in London, Berlin oder Santiago de Chile handelt, kann die unterschiedlichen Umgebungen aber nur erahnen. Hinweise geben Straßenmarkierungen, Lichteinfall oder die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche, die Zaungitter, Himmelsfragmente oder Bruchteile einer Fassade zeigen – manchmal ist auch eine Palme oder die erahnte Skyline einer bekannten Metropole zu sehen.
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Den Abschluss des Buches bilden drei Essays. Während Jonathan Brettel über die Eigenschaft der Pfützen an sich nachdenkt, reflektiert Tahani Nadim über das scheinbar widersprüchliche Verhältnis von Pfütze und Archiv. Zum Schluss ordnet Sebastian Egenhofer Buschs Arbeit sowohl kunstwissenschaftlich als auch in ihr eigenes Oeuvre ein. Reflexionen, die noch einmal neue Perspektiven eröffnen. Klar ist: am Ende des Buches geht man wohl kaum mehr an einer Pfütze vorüber, ohne auf ihre individuellen Eigenheiten zu achten. -hs
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